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Christian Pausch

Irrsinn, Island, Ingwer.

28. 6. 2013 - 13:07

Das Popfest im Studio2

Die 25. FM4 Soundpark Studio2 Session mit Fijuka, Steaming Satellites und Gerard hat uns einen extrem feinen Abend und einen wunderbaren Vorgeschmack auf das Wiener Popfest beschert.

Studio2 Session

Die FM4 Soundpark Studio2 Session - Popfest Spezial mit Fijuka, Steaming Satellites und Gerard wurde am 4. Juli in der FM4 Homebase (19-22 Uhr) ausgestrahlt.

Das Popfest Wien hat erst diese Woche sein fulminantes Line-Up veröffentlicht mit fast fünfzig heimischen Acts. Drei davon haben sich aber schon die letzten Wochen heimlich zum Proben getroffen, um uns bei der fünfundzwanzigsten FM4 Soundpark Studio2 Session mit drei intimen Konzerten zu beehren.

"Aha, Glitzerstrumpfhosen!"

Sagt der Herr eine Reihe vor mir als Fijuka - die erste Band des Abends - die Bühne betreten, so als ob er nun ganz genau wissen würde, was diese Gruppe ausmacht. Ich weiß es noch nicht und lasse mich überraschen. Mit einer Loop-Station bewaffnet, Akustik-Gitarre, Bass, Ukulele und mit einem extra eingeflogenen Schlagzeuger aus München, dessen "Flugzeug" fast in Linz stecken blieb, betreten die beiden Musikerinnen das Studio2.

Großartige Songtitel wie "Icecubes On A Cactus In A Desert In The Spring", die einnehmende Gestik von Sängerin Ankathie und ja vielleicht auch die Outfits und die toupierten Haare, das alles macht diese Band aus und das alles fügt sich zu einer Einheit. An manchen Stellen erinnert mich ihre Musik an die wütende Phase der Dixie Chicks oder einen rebellierenden Johnny Cash, warum kann ich nicht genau sagen, vielleicht ist da ja doch irgendwo so etwas wie ein Country-Einfluss, oder habe den nur ich gehört?

Behave, from now on!

Im Interview erzählen mir Fijuka, dass eines ihrer Geräte eine perfekte Donald Duck-Stimme erzeugen kann, eingesetzt wird das aber während der Session nicht. Schade. "Wenn wir während dem Konzert übertrieben entspannt schauen, dann kannst du dir sicher sein, dass irgendwas schief gelaufen ist.", warnen mich die beiden im Vorfeld. Fehler auf der Bühne? No way.

Fijuka sind ein eingespieltes Team und obwohl sie mit dem Schlagzeuger nur dreißig Minuten Probezeit hatten, wirkt es, als wäre er schon immer Teil dieses Spektakels gewesen. Es folgt ein Song über "Frauen, die sich nicht viel denken" und dann ein Cover der großen Kate Bush. Das schwierige daran "Running Up That Hill" zu covern ist ja, dass dieser Song schon vierhunderttausend Mal (eine Schätzung) gecovert wurde. Fijuka schaffen es trotzdem eine ganz neue Version zu erschaffen, die alle Anwesenden im Studio2 einnimmt. Was soll da jetzt noch nachkommen?

"How Dare You!"

Singen Steaming Satellites und ich fühle mich angesprochen und gescholten. Was da jetzt noch nachkommen soll? Eben die Steaming Satellites! Das Bühnenbild hat sich in der Umbaupause geändert: Riesige Verstärker und Synthiesizer wurden aufgebaut. Steaming Satellites, die ich sonst nur aus akustischen Settings kenne, präsentieren im Studio2 ja fast schon Stadionrock.

Vergleiche mit den Kings Of Leon und Cold War Kids werden im Publikum geflüstert und da sieht man es mal wieder: gute Rockmusik findet man eben auch vor der Haustür und nicht nur in amerikanisch/britischen Gefilden.

Alles in Butter?

Ein bisschen unsicher fühlen sich die Steaming Satellites am Nachmittag noch beim Proben: "Es ist ungewohnt für eine Aufnahmesituation als Band so eng beisammen zu stehen." Aber so ist das bei Studio2 Sessions, denn das Publikum muss ja auch noch Platz finden im Studio. Aufnahme und Konzert in einem also, das ist neu für die Band, aber auf der Bühne merkt man von der anfänglichen Unsicherheit nichts mehr.

So ruhig es im Studio2 während Umbaupausen auch sein kann, sobald die Steaming Satellites an den ersten Synthie-Reglern gedreht hatten, war von Ruhe nichts mehr zu spüren. In klassischer Besetzung mit Bass, Gitarre, Schlagzeug und Keyboard überzeugen die vier Burschen alle, was man anhand der Vielzahl an wippenden Füßen und Köpfen ziemlich gut messen konnte.

Alles jetzt!

"Wir haben eher die ruhigeren Songs mitgebracht.", sagt Gerard halb entschuldigend als er die Bühne des Studio2 betritt. Der junge Rapper aus Wels bringt im Herbst sein Album "Blausicht" heraus und hat uns gestern abend schon exklusive Einblicke gegönnt. Zusammen mit Drummer Daniel und David am Bösendorfer-Flügel schafft Gerard es die emotionalsten Momente des Abends zu erzeugen.

In seinen Songs geht es um Veränderungen. Die Stadt, die er nicht mehr wiedererkennt, die gute Freundin, die leider den Drogen verfallen ist, doch "manchmal ist dieses anders auch gut, manchmal bist dieses anders auch du". Dramatischer Höhepunkt ist dann ein Brief an einen verstorbenen Freund in Form eines Songs. Die deutschen Texte von Gerard berühren mich total unvorbereitet, das Klavier und Schlagzeug tun ihr übriges und unterstreichen den Rap perfekt.

Irgendwas mit Rot

HipHop ist bei unseren Studio2 Sessions ein eher seltener Gast, umso schöner zu sehen, wie grandios sich dieses Genre mit dem holzvertäfelten Studio vereinen lässt. Vor allem die melancholischen Songs von Gerard. Auf seinem neuen Album kann er aber auch anders, doch "Stage-Diven wäre hier schwierig geworden", lächelt er im Interview.

Auch die Session wird dann noch mit einem positiveren Song abgeschlossen: "Manchmal", die Single. "Diese Nummer handelt vom Finden einer neuen Liebe, nach einem betrunkenen One-Night-Stand." Das Publikum lacht mit Gerard. In seinem Song "Alles jetzt" rappt er: "Nicht mehr da, wo ich gern wär', sondern da wo ich bin." Das ist längst passiert: Gerard ist ganz da, im Hier und Jetzt, bei uns im Studio2. Und wir mit ihm.

Ausstrahlung der Session

Am Donnerstag, den 4. Juli, wird die ganze FM4 Soundpark Studio2 Session - Popfest Spezial mit Fijuka, Steaming Satellites und Gerard in der FM4 Homebase (19-22 Uhr) ausgestrahlt. Tune in!

Und nicht vergessen: Alle drei Acts spielen auch beim Popfest in Wien, von 25. bis 28.Juli.