Erstellt am: 28. 6. 2013 - 11:38 Uhr
Sorgen um den Datenschutz? Pfeif drauf!
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Unsere privaten Daten und alles, das wir ungesichert übers Netz kommunizieren und austauschen, wird ständig gesammelt. Manchmal passiert es ganz gezielt, quasi immer geschieht es durch das ständige, quantitative Datenanhäufen durch sogenannte Crawler, Bots oder diverse Algorithmen. Vorratsdatenspeicherung, große Konzerne, die mit unseren Daten gezielte Werbung schalten und jüngst der Skandal um den US-amerikanischen Geheimdienst NSA. Gibt es online so etwas wie Privatsphäre überhaupt noch? Diese Frage hat sich auch eine kleine Gruppe an Netzkultur-Aktivisten im Frühjahr 2012 gestellt und wollte selbst aktiv werden. Statt Aufklärungsarbeit oder Mit-dem-Finger-Zeigen hat man sich für schlaue Satire entschieden.
"Legal, illegal, scheißegal!"
Das würzige Motto des Online-Spiels "Data Dealer" macht schon gut klar, worum es geht. Hier können wir es uns endlich mal einfach machen und die Seiten wechseln. Vom User, der sich ständig um den Schutz der eigenen Daten und der unfreiwilligen Aufgabe der Privatsphäre sorgt, wird man hier zum skrupellosen Datensammler. "Data Dealer" hat vor über einem Jahr als Hobby-Projekt begonnen und ist seit letztem Herbst zu einem vollwertigen Projekt angewachsen.
Aktueller und zeitgemäßer könnte diese Satire gar nicht sein. "Wir nennen es im englischen Sprachraum mittlerweile schon 'PRISM as a game'." - So bringt Teamsprecher und "Data Dealer"-Mitbegründer Wolfie Christl die hohe Relevanz des Spiels auf den Punkt. Es ist ein fragwürdiger digitaler Zeitgeist auf privater als auch staatlicher Ebene, bei dem sich ein Kommentar à la "Data Dealer" geradezu aufdrängt. Bewusstsein schaffen durch satirische Überhöhung - ein bekannter dramaturgischer Kniff, doch hier bleibt einem das Lachen oft im Hals stecken. Nicht selten sind die tatsächlichen Geschehnisse so abstrus, dass die Spielentwickler sie eins zu eins ins Game übernehmen können.
"Da gab's diese Geschichte, dass der Facebook-Security-Chef 2010 zur NSA gewechselt hat. Er heißt Max Kelly, den haben wir auch gleich ins Spiel eingebaut. Wir denken uns manchmal, dass es sich um eine Verschwörung von Digital Rights Activists handelt, die unser Spiel fördern wollen und das alles gar nicht real ist."
"Data Dealer" ist ein Serious Game, ein Computerspiel mit einem gesellschaftspolitischen Anliegen. Das Projekt bekommt jede Menge internationale Medienaufmerksamkeit. Erst vergangene Woche hat das Spiel in New York City den "Games For Change"-Award in der Kategorie "Most Significant Impact" gewonnen. Eine wichtige Bestätigung für das Team, das seit Ende letzten Jahres von ursprünglich vier auf knapp zehn Leute angewachsen ist und sich seither exklusiv der Weiterentwicklung des Spiels widmet. Es wurde noch mehr recherchiert und zusätzlich zur deutschsprachigen eine englische Demoversion erstellt.
Crowdfunding für die letzte Entwicklungsphase
Das Spiel ist fast fertig, aber die Fördergelder von Departure, der Internet Foundation Austria und dem BMUKK werden vor der endgültigen Fertigestellung leider aufgebraucht sein. Seit Mitte Juni hat das Team von "Data Dealer" deshalb eine professionell aufgezogene Crowdfunding-Kampagne laufen. Das Ziel sind 50.000 US-Dollar, 10.000 US-Dollar sind zur Halbzeit nun erreicht. "Data Dealer" ist ein nicht-kommerzielles Projekt und freut sich über weitere Unterstützung um die letzte Teilstrecke der Entwicklung ohne finanzielle Einschnitte abwickeln zu können.
Die Demoversion ist im Browser spielbar und wirft einen sofort mitten ins Geschehen. Allerdings kann man dabei noch kein eigenes Userprofil erstellen und keine Spielstände speichern. Aber was erwartet uns eigentlich in der Vollversion? Wolfie Christl klärt auf:
"Es gibt dann viel mehr Firmen und Anwendungen, die man betreiben kann, zum Beispiel mobile Apps oder Selftracking-Services. Es gibt viel mehr Kunden und Datenbank-Eigenschaften, die man sammeln kann. Es wird auch Multiplayer-Features geben. Das Lustigste ist sicher der Konkurrenzmodus, wo die Spieler/innen gegeneinander spielen können, indem sie sich gegenseitig ihre Datenbanken hacken."