Erstellt am: 27. 6. 2013 - 14:55 Uhr
Kämpfen im Rhythmus
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Snoop Dogg ist eine Art Spaßvogel der Gangsta-Rapper. Einerseits ein scharfer Hund, der große Töne spuckt, andererseits die Statur eines Goofy, der die Welt mit kurioser Slangkultur bereichert hat. In jüngster Zeit hat er sich nach einem Urlaub in Jamaica offenbar zum spätberufenen Rastafari gewandelt und will künftig nur noch Snoop Lion heißen. Aber das soll hier nicht Thema sein. Viel mehr geht es darum, dem Snoop der alten Schule spielerisch auf den Grund zu gehen.
Echo Peak, 505 Games
Immer im Rhythmus
Relativ unvermittelt ist vor kurzem "Way of the Dogg" erschienen, wo Snoop Dogg den weisen Lehrmeister spielt. Er trainiert America Jones, einen junger Kämpfer, der sich dem organisierten Verbrechen in den Weg stellt und sich so viele Feinde macht. Das Ergebnis: Die Freundin wird ermordet und Jones sucht bei Snoop physischen und spirituellen Beistand.
Bei "Way of the Dogg" geht es also ums Kämpfen, in Wahrheit ist es aber ein Rhythmusspiel. Im Hintergrund laufen sehr hübsche Comic-Animationen der Spielfiguren ab, im Vordergrund sehen wir diverse Kreise, wo wir im richtigen Moment tappen, ziehen oder drüber wischen müssen - ähnlich, wie im japanischen "Elite Beat Agents" (2007). Je präziser wir sind, desto schneller liegen unsere Gegner am Boden.
Rhythmusspiele haben seit dem Einsturz der großen Serien "Guitar Hero" und "Rock Band" um die Jahrzehntewende einen schweren Stand. Dass sich das britische Entwicklerstudio Echo Peak, übrigens mitbegründet vom ehemaligen EDGE-Kolumnisten und "One Life Left"-Radiomacher Ste Curran, dazu hinreißen hat lassen, es mit "Way of the Dogg" nochmal zu versuchen, macht ein wenig stutzig.
Tracklisting:
- Murder Was The Case (1993)
- 10 Lil' Crips (2006)
- GZ & Hustlas (1993)
- Who Am I (What's My Name) (1993)
- From Tha Chuuuch To Da Palace (2002)
- Pump Pump (1993)
- Raised In Da Hood (2011)
- The Bidness (2004)
Aber wie so oft in solchen Fällen, besinnt man sich der Ursprünge. Weg von inhaltlich überladenen Games, teuren Plastikinstrumenten und zu großen spielerischen Herausforderungen ("Guitar Hero 3" war immerhin mal eine Disziplin bei den World Cyber Games) und zurück zur Musik. Echo Peak will, wie auch ein Interview vom Jahresanfang verrät, die Ästhetik von Musikvideos einfangen und bündelt die Konzentration auf einen Artist.
Doggystyle
Es gibt acht Snoop-Dogg-Songs, die in 19 Level mehr oder weniger interaktiv erlebbar sind. Treffen wir die meisten der Rhythmus-Kreise zur richtigen Zeit, greift America Jones an und zieht dem jeweiligen Gegner Energie ab. Verpatzt man den Einsatz zu oft, schlägt dieser zurück. Vor und nach den Kämpfen gibt's gut vertonte Zwischensequenzen, den Lehrmeister spricht dabei selbstverständlich Snoop persönlich. Die Hälfte der Songs stammen vom Debütalbum "Doggystyle" aus 1993, das von der Instrumentierung her noch ein bisschen den entspannten Vibe des Old-School HipHop verströmt und das Subgenre G-Funk mitbegründet hat.
Für PlayStation 3 und Android soll "Way of the Dogg" auch erscheinen, derzeit scheint es aber noch nicht auf den digitalen Marktplätzen angekommen zu sein.
"Way of the Dogg" ist zwar spielerisch nicht allzu herausfordernd, eine gute Stunde lang wird man damit am Smartphone oder - besser - am Tablet aber bestens unterhalten. Das Snoop-Spiel ist für iOS erhältlich, dort vom Interface her intuitiv und auch preislich (2,69 Euro) gut aufgehoben.
Das Beste seit PaRappa
Bonusvideo:
Two mates and a Dogg
Dass das Game auch für Heimkonsolen entwickelt wurde, ist hingegen etwas unverständlich, da es dort vor allem wegen der unstimmigen Steuerung eigentlich nicht hinpasst. Darüber hinaus ist die Xbox 360-Version mit rund 8 Euro mehr als doppelt so teuer wie die mobile Variante. Kein Wunder, dass die Reviews deshalb allgemein eher unerfreulich ausgefallen sind. Schade, dass die Veröffentlichungsstrategie dermaßen verpatzt wurde, denn als Touch-Game ist "Way of the Dogg" wirklich ein Gewinn und zweifellos das beste Hunde-Rhythmusspiel seit dem 1996er Hit "PaRappa The Rapper".