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Eva Umbauer

Popculture-Fan und FM4 Heartbeat-moderierende Musikjournalistin.

24. 6. 2013 - 16:19

Summertime. And the living is (kinda) easy.

Steve Mason, Laura Marling und ein dreibeiniger Hund.

Am Land. Chillen. Der Fuchs ist unter die Hufe geraten. Der Fuchs ist eigentlich ein Hund. Wie er wirklich heißt, weiß ich gar nicht mehr. Für die Namensgebung war damals nicht ich zuständig, und das ist immerhin über elf Jahre her. Der kleine Hund sah jedenfalls eher wie ein Fuchs aus, und so wurde er, der eigentlich "sie" ist, zum "Fuchs".

Es waren drei mal vier Paar Pferdehufe. Nicht auszudenken, wenn sie Hufeisen getragen hätten, aber haben sie zum Glück ja nicht. Irgendwie klebt da gerade Pech an mir und den Hunden. Nicht schon wieder Hundegeschichten. War ich doch mit Schuld am beinahen Tod eines britischen Mopses, und jetzt das mit dem Fuchs. Er sah die Pferde zu spät, und sie ihn ebenfalls.

Der Fuchs schont also jetzt seinen malträtierten Hinterlauf. Er liegt und wir hören Musik. Wir hören Laura Marling, ihr neues Album, das ganz schön uneasy listening ist. "You freewheeling troubadour, you took my mind off the scene", singt die Britin in "You Know". Wer könnte dieser "freewheeling troubadour" sein? Etwa Charlie Fink von Noah & The Whale oder gar Marcus Mumford? Laura Marling, diese zarte, blasse, blonde junge Frau, die tatsächlich in flüchtigen Momenten ihrer Songs wie Joni Mitchell klingt, hat Großbritannien den Rücken zugekehrt und lebt jetzt in Los Angeles. "Once I Was An Eagle" ist ihr American Album, eine Platte, die kein Sommer-Sonnen-Album ist, L.A. und California hin oder her. "Once I Was An Eagle" ist eine Platte, die einen fast in eine Art downward spiral hineinzieht. Runter, tiefer hinein, und dann, am Ende, spuckt einen dieser Longplayer aber wieder aus, mit einer Art Glücksgefühl.

Albumcover Laura Marling

Marling

Dass der Fuchs ein Bein schonen muss, heißt, wir sitzen viel. Endlich Gelegenheit, all die indiepopmusikalischen Neuerscheinungen der letzten paar Monate zu hören, die ich bisher sträflich vernachlässigt habe. Ich hatte eh schon ein schlechtes Gewissen, dass ich das neue Album von Steve Mason einfach nicht und nicht hörte. "Monkey Minds In The Devil´s Time" nennt der schottische Pop-Eremit den Longplayer. Am Laura-Marling-Album gibt es einen Song, der "Devil´s Resting Place" heißt. Beide KünstlerInnen sind "Mavericks". Aber das Album von Steve Mason ist ein Sommer-Album, obwohl noch, glaube ich, im Winter erschienen. Es ist ein opulentes Werk voller kleiner Verrückheiten und großer Pop-Songs. "A Lot Of Love" etwa schließt an an das letzte Solo-Album von Steve Mason, an den Blue-Eyed-Soul von "Boys Outside" an, und "Lonely" erinnert an die happy/sad-Songs der Beta Band, wegen der ich gar einmal extra zum "T In The Park"-Festival in Schottland gefahren bin, nur um ihren Auftritt dann zu verpassen.

Steve Mason, UK Musiker

Mason

Steve Mason, ex-Beta Band

Warum gibt es hier, soweit im Norden von Großbritannien ein solch großes Musik-Festival, erinnere ich mich den Taxifahrer gefragt zu haben, auf der Strecke vom Bahnhof in Perth zum Festival-Gelände. Weil die Menschen, die auf den Hebriden-Inseln wohnen, vielleicht auch zu einem Festival fahren möchten, ohne bis nach England runterzumüssen, meinte er. Von den Shetland Inseln etwa kommen junge Menschen zum "T In The Park". Das war fast schon eine "Catcher in the Rye"-Situation, wo Holden Caulfield mit dem Taxi durch den Central Park fährt und den Fahrer fragt, wo die Enten vom Teich denn im Winter schlafen würden. "Mein" Taxler war zum Glück nicht so grantig wie der aus dem JD.-Salinger-Roman.

In der Ferne

In die Ferne gegangen sind auch die Editors aus Birmingham. Tom Smith, der Mann mit der schönen Bariton-Stimme und den Echo&The Bunnymen-igen doom&gloom-Songs, hat seine Editors - ohne Gitarrist Chris Urbanowicz, der letztes Jahr die Band verlassen hat - genommen und ist nach Nashville gegangen, um dort das neue Album "The Weight Of Your Love" einzuspielen. In der US-Stadt, die die Hochburg des Country-Pop ist, aber auch "echte" Country-KönnerInnen wie Steve Earle oder Cortney Tidwell hervorgebracht hat. Vom, na ja, sagen wir mal eher weniger glamourösen mittelenglischen Birmingham nach Nashville, Tennessee. Tom Smith sagt über dieses neue Editors-Album: "It´s having a foot in that alt rock/Americana world." Ich habe "The Weight Of Your Love" auch noch nicht gehört. Das Album erscheint Ende Juni, aber ab heute Abend ist es bereits als FM4-Webstream zu hören:


Mehr Videos von Editors gibt es hier auf tape.tv.

Maybe on Monday

Der Fuchs hat besonders freudig dreingeblickt, als wir Calexico hörten, die neue "Maybe On Monday"-EP. Der Song "Maybe On Monday" kommt vom aktuellen Calexico-Album und wurde für diese EP neu eingespielt, zusammen mit drei Coverversionen: "Unsatisfied" von den Replacements, jener Minneapolis-Band rund um Paul Westerberg und den tragischen Bob Stinson, die zu den ganz großen Pionieren des Alternative-Rock gehören, ist eines dieser Covers. Ein anderes ist ein 80er-Jahre-Klassiker, der eher immer als Geheimtipp wahrgenommen wurde, oder gar nicht mehr: "Walls Came Down" von The Call, jener Band rund um den Musiker Michael Been, dem allzu früh verstorbenen Vater von Robert Been von Black Rebel Motorcycle Club.

Das dritte Cover auf der "Maybe On Monday"-EP von Calexico schließlich heißt "Shaby Doll". Und kommt von? Wer reimt da "before" auf "whore", und "undressed" auf "self-possessed"? Von wem ist nur diese böse Lyrik, die so schön daherkommt? "There´s a girl in this dress. There´s always a girl in distress. She´s just a shabby doll." Aber auch "er" bekommt Fett ab: "He´s the tired toy that everyone enjoyed. He wants to be a fancy man, but he´s nothing but a nancy boy." Dieser Refrain! Der Fuchs sieht mich weiter an, und ich weiß es, aber weiß es trotzdem noch immer nicht. Von wem ist der Song von der schäbigen Puppe, "Shabby Doll"? Von Elvis Costello. Tolle Coverversion von Calexico, wie Joey Burns da so non-chalant Costello interpretiert, und Jacob Valenzuela dazu in die Trompete bläst. Ob Elvis Costello diese Coverversion seiner "Shabby Doll" schon gehört hat?

Elvis Costello, UK-Musiker

elvis costello

Elvis Costello

Es wird ein long hot summer, ich glaube fest daran, so wie ihn Paul Weller in den 80er Jahren mit The Style Council besungen hat. Und weil der Fuchs wohl noch länger sein Bein schonen muss, werden wir noch viel sitzen und Platten hören. Ob ein Lied gut ist? Augen, Ohren und Schnauze vom Fuchs sind Indikatoren, was Lieblingslieder werden könnten. Wenn´s dem Fuchs nicht gefällt, gefällt es dann auch mir nicht? Ach, du mit deinen Hundegeschichten. Meine Freundin Kate - Musikerin - will übrigens ein Tierasyl eröffnen, auch einen Geldgeber hat sie schon. Der Fuchs aber, der bleibt bei mir. Eh klar.