Erstellt am: 23. 6. 2013 - 16:28 Uhr
Dark Disco
Warum die kanadische Band Black Mountain nicht viel berühmter ist, weiß kein Mensch. Schon über vier Alben zeichnet die Gruppe markerschütternde Verbindungslinien zwischen dumpfem Geriffe, Doom, Feingeist, Black Sabbath und Fleetwood Mac.
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- Auch der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar macht sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song seine Gedanken.
Viel mehr Fame möchte man auch dem von den zwei Black-Mountain-Mitgliedern Amber Webber und Joshua Wells betriebenen, sehr guten Nebenprojekt Lightning Dust wünschen. Das bislang noch viel zu unbekannte Duo Lightning Dust hat sich mit seinem neuen, dritten Album namens "Fantasy" schon wieder - ein bisschen zumindest - neu erfunden. Das Debüt war 2007 noch eine minimalistischere, wenn auch sehr gute Weiterführung des Sounds der Hauptband Black Mountain: Folk, Classic, Hard- und Softrock. Die zweite Platte war danach eine selten gehörte, im besten Sinne merkwürdige Vermischung von Folk-Songwriting mit spröder, dunkler No-Wave-Elektronik im Andenken an die finsteren New Yorker Reduktions-Ingenieure Suicide.
Lightning Dust
Auf dem brandneuen Album "Fantasy" dominiert jetzt endgültig die Elektronik, dieses Mal jedoch etwas geschmeidiger geformt. Bands wie The Knife in ihrer frühen Phase, schmeicheliger 80er-Synthie-Pop oder die slicken Soundtracks für den stilvollen Night Drive der Chromatics scheinen hier die Eckpunkte zu bilden. Herausragend ist dabei die Vorabsingle "Loaded Gun", ein vergleichsweise hartes Stück Todes-Disco mit fast schon industrialhaftem Beat.
Das Stück ist aber eben nicht bloß schicke Oberfläche, die schön funkelt, sondern trägt auch Revolution, Aggression und Aufstand in sich. "Loaded Gun" ist ein Stück, zum dem es sich kunstvoll und geschmeidig über den Dancefloor gleiten lässt, dazu soll man die Faust ballen und für ein besseres Morgen vielleicht kämpfen, oder es immerhin einfordern. Disco und Widerstand: Eine giftige, eine gute Mischung. Pretty Hate Machine.