Erstellt am: 19. 6. 2013 - 20:00 Uhr
It's a hard rock life
Vielleicht ist Pusha T der letzte Rapper, der in der Dichotomie des Coke Rap gefangen ist. Das Leben als Kokain-Dealer ist eine Synthese aus Himmel und Hölle.
Scarface, Slick Rick, Ghostface, sie alle schrieben Enzyklopädien des Leides und verwendeten "Game" als Metapher für all die Grausamkeiten, mit denen man als US-Amerikaner dunkler Hautfarbe zu kämpfen hat. Die Kämpfe, die man austragen muss, wenn man aus Wohnbezirken stammt, deren Postleitzahlen genügen, um mit einem höheren Strafmaß auch für lächerliche Delikte bedacht zu werden. Wohnbezirke, in denen Schulen ihr Geld nicht für Unterrichtsmaterialien, sondern für Metalldetektoren verwenden.
Wohnbezirke, wo du als Träume nur die Optionen Sportler, Hustler oder Entertainer zur Verfügung hast. Auch, wenn du dich für die zweite Option entschieden hast, gerade nicht im Gefängnis sitzt und die Taschen voller Geld hast, macht es nicht unbedingt Spaß, die kleinen Cousins an Crack verenden zu sehen.
Soweit das alte Testament
Pusha T stammt aus Virginia Beach, war mit seinem Bruder Malice gemeinsam The Clipse, die mit ihrem, von den Neptunes produzierten Album "Hell Hath No Fury" einen der späten Klassiker des Coke Rap abgeliefert haben. In den letzten Jahren sprechen die Rapper viel lieber von ihren Molly-(sprich MDMA-)Erfahrungen in Clubs und anderswo.
pusha t
Viel gesprochen wurde auch darüber, ob das Leben des Drogendealers ein Gegenentwurf sein kann, eine Art Hood-Robin-Hood, der sich skrupellosen Slum Lords und Express-Freeway-Bauern in den Weg stellt. In den letzten Jahren scheinen sich MCs darüber einig geworden zu sein, dass es nur eine Spiegelung des Großen im Kleinen ist und dass Kapitalismus auf jeden Fall siegt. Der Glamour ist abgeblättert.
Wenn ich mich recht erinnere, hat Steven Levitt in seinem Buch "Freakonomics", im Kapitel Why Do Drug Dealers Still Live with Their Moms? den Traum vom schnell gemachten Geld in den Straßen der Hood ziemlich seziert. Nach seinen Berechnungen kommt ein durchschnittlicher Straßendealer auf einen geringeren Stundenlohn als ein Hackler bei einer Burgerkette.
Vielleicht ist bald wirklich die Zeit gekommen, in der man mit Coke-Dealer-Gepose auch am Spielplatz nur Kichern hervorruft und die Kleinen vom Klettergerüst antworten: "I'd rather see you poppin' molly in da club". Vielleicht ändern Substanzen mehr an Sozialstrukturen als Manifeste. Arbeit, die sich als Freizit ausgibt, die Creative Industries des Rap.
HipHop-Lesekreis
Und das haben sich Mahdi Rahimi, Ole Weinreich, Trishes und ich dazu überlegt.
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