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Robert Zikmund

Wirtschaft und Politik

19. 6. 2013 - 15:08

Keine Vorfreude auf die Fußball-Weltmeisterschaft

In Brasilien wird derzeit der CONFED Cup, ein Vorbereitungsturnier auf die Weltmeisterschaft 2014 ausgetragen. In den Stadien ist fast alles gut, davor gibt es Proteste.

Im FM4 Reality Check sind am Donnerstag Vinicius Cajado und Eduardo Marson aus Brasilien zu Gast. Vini studiert Bass in Linz und Eduardo arbeitet in einem Tonstudio in Brasilien. Er ist vor wenigen Tagen nach Wien gekommen und wird uns erzählen, wie die Lage zur Zeit ist.

In nahezu allen größeren Städten Brasiliens gibt es derzeit massive Proteste, die sich vor allem gegen immer steigende Lebenskosten und die neu aufgenommenen Schulden für Stadien- und Infrastrukturbau richten. Besonders heftig sind die Demonstrationen in Sao Paolo, dort haben am Dienstag etwa 50.000 Menschen protestiert, es kam dabei auch zu Ausschreitungen und Plünderungen.

Das Hauptproblem: Die Preise steigen und steigen - Brasilien leidet unter hausgemachter Inflation - während die Löhne gleichbleiben. So kostet ein Öffi-Ticket ähnlich viel wie in Österreich, die Mindestrente beträgt aber umgerechnet nur 200 Euro.

Proteste in Rio de Janairo

EPA

ORF-Südamerika-Korrespondentin Esther-Marie Merz berichtet im Interview, dass sich die Proteste auch gegen die Politiker und die Regierung von Dilma Rousseff von der PT, der brasilianische Arbeiterpartei, richten: "Die Protestierenden fühlen sich im Stich gelassen, denn sie sehen, wie viel Geld in schöne große Stadien investiert wird und gleichzeitig bemerken sie, dass sich die Infrastruktur nicht im selben Tempo entwickelt."

In der europäischen Öffentlichkeit wurde es bisher meistens so dargestellt, als ob ganz Brasilien auf diese WM warte und begeistert sei. Bei den Demonstrationen hört man aber ganz andere Dinge. Esther-Marie Merz: "Brasilien wird immer ein großes Herz für den Fußball haben. Aber viele haben das Gefühl, dass diese WM eigentlich gar nichts mit Brasilien zu tun habe und auch gar nicht für die Brasilianer sei."

Proteste in Sao Paulo

EPA

Viele hätten außerdem das Gefühl, dass die WM eigentlich nur für die Touristen und Kozerne da sei und sie davon nichts hätten, sagt Merz. Es sei sogar so, dass viele denken, dass ihnen Geld weggenommen werde. "Geld, das eigentlich in ihre Infrastruktur einfließen könnte, damit sie besser leben können." Und deswegen sei die große Vorfreude auf die WM eher bei den Politiker, Unternehmern und den Hotels zu suchen, die davon auch profitieren können.