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Christian Holzmann

Snap your fingers, snap your neck.

16. 6. 2013 - 09:37

Maskeraden und Trinkhörner

Am zweiten Tag des Nova Rock spielten Cradle Of Filth gegen die Sonne an und Kiss lieferten zwar optische, aber keine musikalischen Sensationen.

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Ein sonniger Tag, Juheissa! Nächste Woche soll es noch wärmer werden und ich höre schon wieder ausgerechnet jene über die Hitze herumsudern, die sich bis vor kurzem noch wegen Kälte und Regen beschwert haben.

Cradle Of Filth spielten gegen das Tageslicht an

Von dieser Band hätte ich Beschwerden über sonniges Wetter sogar verstanden, denn leicht hatte sie es an diesem sonnigen Nachmittag nicht. Auf deren Dark-Metal-Gebräu aus Elementen von Black Metal mit teils symphonischen sowie elektronischen Elementen musste man sich erst einmal einlassen wollen, was man von der anwesenden Zuhörerschar zum Teil nicht wirklich behaupten konnte. Einerseits verständlich, andererseits muss man nicht gleich "Buh" rufen.

Kurzzeitige technische Probleme mit der zweiten Gitarre machten das auch nicht gerade leichter, trotzdem schafften Cradle Of Filth dann doch noch das beinah Unmögliche. Nach ungefähr der Hälfte des Auftritts schien der düstere Funke dann überzuspringen und die "Buh" Rufenden hatten sich offensichtlich zum nächsten Bier Stand verzogen. Schön. Bitte dort bleiben und niemand nerven, danke.

Dani Filth war während des Auftritts zwar ein noch heftigerer Kreischer als Chad Gray von Hellyeah am ersten Tag des Nova Rock, Keyboarderin Caroline Campbell setzte aber mit ihrer Stimme dazu angenehme Akzente, die das wieder relativierten.

Unter den richtigen Umständen hätte das sicher ein rundum gelungener Auftritt werden können, an einem sonnigen Festivalnachmittag sind Cradle Of Filth aber ganz eindeutig fehl am Platz. Kollegin Daniela Derntl hatte Herrn Filth dann auch nach dem Konzert interviewt und der meinte, dass es irgendwie eh ok gewesen wäre, die Uhrzeit für ihn und seine Band aber doch recht ungewohnt war.

Parkway Drive

Ich muss es ganz profan sagen: Bei den Australiern Parkway Drive flog sowas wie die berühmte Kuh. Circle Pits und Staubaufwirbelung galore. Das hätten sich Cradle Of Filth wohl auch so in der Art gewünscht, aber die Metalcoreler waren eben einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Die Band Parkway Drive auf der Hauptbühne des Nova Rock Festivals

Christian Stipkovits / FM4

Da ging es rund bei Parkway Drive.

Die bisher schändlicherweise an mir vorübergegangenen Alben dieser Band sollte ich mir wohl doch einmal anhören, nachgerade das Debüt "Killing with a Smile" von Killswitch Engage Gitarristen Adam Dutkiewicz produziert wurde.

Viele, die diesen Auftritt gesehen haben und die Band davor nicht kannten, werden sich mir hoffentlich anschließen. So soll Metalcore sein, vor allem wenn das auch mal ohne clean gesungenes Geraunze geht.

Mit dem Trinkhorn am Gürtel...

Wozu Amon-Amarth-Sänger Johan Hegg ein Trinkhorn am Gürtel trägt, ist mir schleierhaft. Erstens ist das Teil doch nur im Weg und zweitens schaut es doch irgendwie blöd aus, selbst wenn man ein wenig wie ein Wikinger aussieht.

Trotzdem konnte man ihm deshalb nicht böse sein, denn die sympathischen Schweden legten ein dermaßen gelungenes Death-Metal-Konzert hin, dass es sich nur so gewaschen hatte. So heftig headbangen und Wort für Wort mitsingen sah man die Damen und Herren hier bisher nicht.

Ich für meinen Teil finde es ja immer wieder lustig, dass Amon Amarth zwar Wikinger und Konsorten thematisieren, sie aber gleichzeitig nicht müde werden, sich von der Kategorisierung "Viking Metal" zu distanzieren.

Trinkhorn hin, nordische Mythologie her, Amon Amarth konnten einen schon ziemlich mitreißen. Nach mehr als 20 Jahren haben sie sich ihren Erfolg auf jeden Fall mehr als verdient.

H.I.M.

"His Infernal Majesty" gingen in den letzten Jahren eher an mir vorbei, als dann aber "Join Me" herüber in unseren Container dröhnte, bekamen Kollege Paul Pant und ich dann doch so etwas wie einen Sentimentalitätsanfall. Wir sind uns einig, die Finnen klangen erstaunlich frisch und waren eine recht angenehme Abwechslung.

Tja, und dann kamen da noch...

Kiss Fans auf dem Nova Rock.

FM4/Christian Holzmann

Ich muss es gestehen, Kiss mit ihrer Maskerade fand ich zwar prinzipiell immer lustig, abgesehen von "Rock and Roll All Night" und "I Was Made For Loving You" (ich besitze sogar noch die Single) gingen sie musikalisch immer an mir vorbei.

Schon im Vorfeld des Konzerts wurde gar fleißig gemunkelt, dass deren Show jene von Rammstein am Vortag übertreffen sollte. Mit den Munklern werde ich demnächst mal ein ernstes Wort reden, denn auch wenn die Bühnenshow von Kiss sehr sehenswert war, das Theater vom Vortag konnten sie nicht toppen.

Kiss auf dem Nova Rock 2013.

Christian Holzmann / FM4

Die Beleuchtung in Form einer Spinne über der Bühne kündigte bereits den ganzen Tag die Ankunft der maskierten Herren an und was Gene Simmons (Bass), Paul Stanley (Git.) sowie die beiden "neu" rekrutierten Eric Singer (Schlagzeug) und Tommy Thayer (Git.) ablieferten, konnte sich auf jeden Fall sehen lassen.

Da wurde Herr Simmons schon mal bis ganz nach oben an die Beleuchtungsspinne katapultiert, Paul Stanley mittels Seilzug über das Publikum hinweg zum Mischpultturm transportiert und auch das Schlagzeug hob ab und zu in luftige Höhen ab. Sehr lustig und auch der plötzlich neben uns im Publikum stehende Dani Filth fand Gefallen an der Show. Ich befürchte, dass er auf Kiss auch ein bisserl neidisch wegen der Dunkelheit war.

Eigentlich war das alles optisch schon irgendwie ok, aber nun nicht die musikalische Sensation, die man sich da erwartet hätte. Selbst die Songs vom aktuellen Album "Monster" klangen wie jene, die schon über 20 Jahre auf dem Buckel haben.

Kiss Finale auf dem Nova Rock.

Christian Holzmann / FM4

Nun gut, jetzt habe ich Kiss dann endlich gesehen und gebe zu, nach wie vor nur die beiden eingangs erwähnten Songs namentlich zu kennen. Beide wurden sogar gespielt und bei "I Was Made For Loving You" war die allgemeine Stimmung auf dem Höhepunkt. Danach schienen verdächtig viele Menschen bereits in Richtung Ausgang aufzubrechen, obwohl Kiss noch gar nicht fertig waren. Ich für meinen Teil war ein wenig enttäuscht, denn statt AC/DC haben Kiss gespielt.