Erstellt am: 14. 6. 2013 - 22:27 Uhr
Servus im Ortsteil Hölle
Mit Parkplätzen ist das so eine Sache. Es gibt lustige Zeitgenossinnen und Zeitgenossen, die meinen, man könne ein Auto einfach irgendwo hinstellen und nennen das dann "parken".
FM4/Christian Holzmann
Kein Festival ohne kleines Chaos und es soll ja wirklich Schlimmeres passieren. Ein wenig zu Fuß gehen ist sowieso gesund und man kann sich zum Beispiel auch im schönen Burgenland versehentlich nach Hölle verirren. Allerhand. Mit der Geographie hatte ich es zugegebenermaßen noch nie wirklich, aber man lernt dadurch nette Ortschaften kennen.
Immerhin war uns der Wettergott wohl gesonnen und zum Beginn des Konzerts von Hellyeah um 14.50 kam ich gerade noch rechtzeitig auf dem Gelände des Nova Rock an. Geradewegs aus Hölle, quasi.
Hellyeah in Höllenhitze
Nova Rock Tag eins:
Servus im Ortsteil Hölle
Gerade rechtzeitig hat sich der Sommer zurück gemeldet.
Nova Rock Tag zwei:
Maskeraden und Trinkhörner und Nova Glam Rock in der Twilight Zone Zeltplatz
Nova Rock Tag drei:
Lazy Sunday - Die Bühne steht noch und auf ihr: Sportfreunde Stiller und Biffy Clyro, Volbeat und die Kings of Leon. Und das Beste in Bild und Video
Alle Stories vom Nova Rock 2013 auf FM4
Gut, es reicht mit der inflationären Verwendung des Wortes "Hölle", aber es war tatsächlich ganz schön warm. Ein Schelm ist auf alle Fälle, wer bei Hellyeah an Pantera dachte. Kein Wunder, trommelt bei Hellyeah doch niemand Geringerer als deren früherer Schlagzeuger Vinnie Paul. Man kann noch so sehr Fan seiner Ex-Band sein wie ich, bei Hellyeah war das dann ein wenig zu viel des Guten. Selbst ich als fanatischer Anhänger von flott verzerrter Gitarre untermalt von Gebrüll, mit Ausnahme eines Songs wurde während des gesamten Auftritts von Hellyeah so gut wie nur gebollert, gekreischt und geschrummelt. Für einen bierseligen Nachmittag war die Band sicher eh ok, sie täten aber gut daran, wenn sie Chad Gray dazu überreden könnten, etwas weniger zu kreischen und stattdessen mehr jene Gesangsqualitäten einzusetzen, für die er bei Mudvayne hinlänglich bekannt ist. Einen Gang zurück, dann sagt man gerne "yeah" zu Hellyeah.
Testament
Gerade auf das Thrash-Metal Urgestein Testament hatte ich mich eigentlich sehr gefreut, nur stimmte da zu Anfang etwas ganz und gar nicht. Rhythmisch war das teils ein wenig daneben und ich hatte das Gefühl, dass die sich auf der Bühne gegenseitig nicht richtig hörten. Der Sound war während der ersten drei Songs eigentlich auch eher das, was man nur der Kategorie "Brei" zuordnen kann. Zum Glück besserte sich das mit der Zeit und auch das Publikum dankte es herzlich. Testament können das mit Sicherheit besser als das, was sie hier auf dem Nova Rock dargeboten haben. Legendenstatus verpflichtet eben zu einem besseren Konzert.
"Ich will, dass ihr diesen Scheißplatz auseinandernehmt"
Einem solchen Legendenstatus wurden die großartigen Kreator mehr als gerecht. Gäbe es heute einen Wettbewerb der Thrash-Metal-Legenden, Mille Petrozza hätte mit seiner Band eindeutig gewonnen. Auch hier war die Vorfreude groß, nur wurde diese nun auch erfüllt (sorry, Testament). 50 Minuten waren für Kreator jedenfalls viel zu kurz bemessen, trotzdem schafften sie einen relativ guten Überblick über ihr immerhin schon 30-jähriges Schaffen.
Es gab flotte Leckerbissen wie "Pleasure To Kill" und "Endless Pain" aus der ganz frühen Kreator-Phase, aber auch mit aktuelleren Songs wie "Hordes Of Chaos" und "Enemy Of God" wirbelten Kreator eine Menge Staub vor der Blue Stage auf. Dass sie dann auch noch das ganz große "Violent Revolution" spielten, machte mich dann beinahe so glücklich, wie wenn Depeche Mode live "Never Let Me Down" anstimmen. Wie auch immer der fast zeitgleich stattfindende Auftritt der wiedervereinigten Coal Chamber war, ich bin froh für Kreator darauf verzichtet zu haben. So gut können die gar nicht gewesen sein.
Spiderman's a headbanger
Christian Holzmann / FM4
Ha, ich wusste es schon immer. Spiderman ist ein Headbanger vor dem Herrn. Der Superheld war nämlich auch auf dem Nova Rock und (na sowas) er hat lange Haare. Five Finger Death Punch waren über die Anwesenheit des Marvel-Helden so froh, dass sie ihn während ihres Konzerts sogar auf die Bühne baten. Ich muss gestehen, ich wollte mir die Band gar nicht unbedingt ansehen, ein anwesender Freund, der schon seit Monaten versucht mich für sie zu begeistern, konnte mich dann aber doch dazu überreden und ganz ehrlich: Ich tat den Herren bisher unrecht.
- Pack' die Sonnencreme ein: Gerade rechtzeitig zum Nova Rock hat sich der Sommer zurück gemeldet. 69 Bands an drei Tagen: Es wird heiß, hart und am Ende sicher trotzdem herzlich.
- Alle Stories vom Nova Rock 2013 auf FM4
Auf ihren Alben kamen mir Five Finger Death Punch teils zu balladig rüber, auf der Blue Stage des Nova Rock war davon jedoch keine Spur. Da groovte der Metal schon ordentlich dahin, und geht man danach, wie das Publikum mit der Band mitging, scheinen Five Finger Death Punch hierzulande schon viele Fans zu haben. Mich haben sie live jedenfalls sehr angenehm überrascht. Spiderman fand es mit Sicherheit auch sehr spitze.
Die haben wohl noch was vor
Das war mein erster Gedanke, als ich Rammstein zum ersten Mal 1996 auf dem Bizarre Festival in Köln sah. Till Lindemann stand da brennend an einem sonnigen Nachmittag um 14 Uhr auf der Bühne und grundelte mit seinen Kollegen den Song "Rammstein".
Christian Stipkovits / FM4
Man kann nur darüber spekulieren, was damals der Plan der Berliner war und ob sie bereits damit rechneten, so erfolgreich zu werden. 17 Jahre später lieferten Rammstein jedenfalls am Nova Rock wieder eine Show ab, von der man wie üblich meint, dass das nicht mehr zu steigern wäre.
Christian Stipkovits / FM4
Pünktlich um 23.25 wurde der Reigen des folgenden "Rammstein Best Of" mit "Ich tu dir weh" eröffnet. Till Lindemann im Gorilla Plüsch in pink und blondiert landete von hoch oben auf der Bühne. Nach den Reaktionen zu schließen, waren viele an diesem Tag wohl nur wegen diesem Auftritt da.
Was folgte, war ein Feuerwerk in jeglicher Hinsicht. Sowohl musikalisch als auch von der Show her passte da alles. Rammstein spielten perfekt und absolut auf den Punkt. Dabei packten sie alles aus, was sie an pyrotechnischen Gerätschaften und Tabubrüchen in ihren Köchern haben.
Feuer frei!
Für ihre Feuershow ist die Band ja hinlänglich bekannt, bei jedem Konzert hat man aber den Eindruck, sie setzen noch eines drauf. Da schießt Herr Lindemann mit brennendem Bogen Raketen in die Luft Richtung Mischpultturm. Von dort wird zurückgeschossen und auf der Bühne entsteht ein regelrechtes Flammenmeer. Dass generell nicht mehr passiert, als ab und zu mal ein glimpflicher kleiner Unfall, ist beinah verwunderlich.
Neben all der Feuergefahr hatte aber speziell Keyboarder Flake zusätzlich noch einiges zu erleiden. Bei "Mein Teil" durfte er sich vom als Koch verkleideten Till Lindemann von dessen Flammenwerfer brutzeln lassen und während "Bück dich" musste der arme Mann sich auf allen Vieren hockend gar von des Sängers künstlichem Schniedel bespritzen lassen. Nun ja.
Es ist nicht ganz unberechtigt sich zu fragen, ob die Musik von Rammstein auch ohne all den Klimbim und Feuerwerks-Firlefanz funktionieren würde. Ich für meinen Teil würde es bejahen, und wie um das zu beweisen, spielten sie als erste Zugabe "Mein Herz brennt", bei der es keine "Special effects" gab und Till Lindemann nur von Flake am Piano begleitet wurde.
Mit "Sonne" und "Pussy" wurde anschließend noch einmal alles an brennbarem Material verpulvert, um 0.58 war der Feuerzauber dann auch schon vorbei.
Was haben die noch vor?
Genau das frage ich mich heute nach diesem Konzert. 1996 ist lange her und auch wenn Till Lindemann auf der Bühne nicht mehr seine eigene Kleidung anzündet (immerhin lässt sich noch ein Stuntman bei "Benzin" anzünden), Rammstein sind immer noch großes Theater und es wird jedes Mal besser. Es ist wohl immer noch das beste Industrial-Metal-Theater, das man live sehen kann.