Erstellt am: 14. 6. 2013 - 14:34 Uhr
Für Sichtbarkeit
Der Juni steht in Wien seit Jahren für Sichtbarkeit von Lesben, Schwulen und Transgender-Personen. Regenbogen-Fahnen auf allen Straßenbahnen, das Identities-Filmfestival, die "Vienna Pride"-Zeltstadt. Einen der Höhepunkte stellt die Regenbogenparade auf der Ringstraße dar.
FM4/Irmi Wutscher
"Wir erwarten zehntausende Menschen, die im Paradenzug mitmaschieren, und insgesamt über 100.000 Menschen, die entlang der Ringstraße als Zuschauer_innen den Weg der Parade säumen", sagt HOSI-Obfrau und Veranstalterin Cécile Balbous. "Es wird eine eindrucksvolle, friedliche und bunte Demonstration für Toleranz, Akzeptanz und Gleichstellung von Lesben, Schwulen und Transgenderpersonen sein." Von der politischen Führung des Landes gibt es noch genug einzufordern - etwa die Beseitigung jener 50 Ungleichbehandlungen, denen eingetragene Partner_innen im Vergleich zu Ehepartnern ausgesetzt sind.
FM4/Irmi Wutscher
Am 15. Juni 2013 zieht die Regenbogenparade zum 18. mal über die Ringstraße in Wien. Sie beginnt um 14 Uhr beim Äußeren Burgtor am Heldenplatz und wird gegen die Fahrtrichtung einmal um den Ring ziehen. Am Sonntag gibt es außerdem noch einen letzten Tag lang das "Vienna Pride"-Village, quasi als Afterhour.
Ein Rundgang im Pride-Village
Regenbogen-Fahnen sind in Wien immerhin das ganze Jahr über sichtbar - zum Beispiel neben den Eingängen des Rathauses, wo auch der Schriftzug "Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche und transgender Lebensweisen" zu lesen ist. Die Service-Einrichtung im Rathaus gibt es seit fünfzehn Jahren.
Und sie hat diese Woche auch im "Vienna Pride"-Village am Heldenplatz einen Infostand: "Grundsätzlich wenden sich Menschen an uns, wenn sie von direkt Diskriminierung betroffen sind". sagt Stefan. "Wir versuchen dann zu helfen. Hier am 'Vienna Pride' teile ich Informationsblätter aus und erzähle Menschen von der Antidiskriminierungsstelle." Stefan teilt sich den Infostand mit Amnesty International und dem Rechtskommitee Lambda.
Im Nachbarzelt geht’s sportlicher zu, dort präsentieren sich der schwullesbische Volleyball-Verein Aufschlag und der Schwimm-Verein Kraulquappen. "Es gibt die Möglichkeit, dreimal pro Woche mit uns zu schwimmen", sagt Andreas. "Ich finde es wichtig, regelmäßige Termine zu haben. Denn wenn man sich allein vornimmt, zu schwimmen, macht man das vielleicht vier oder fünf Mal. Aber im Team geht man regelmäßig." Die Kraulquappen nehmen auch an internationalen Wettkämpfen teil und organisieren selbst welche. "Es ist aber kein Muss, auf Wettkämpfe zu fahren. Wir sind auch offen für Schwimmer, die sich einfach körperlich betätigen wollen!"
Jedes Jahr im "Vienna Pride"-Village und bei der Regenbogenparade ist auch der Verein Gay Cops Austria vertreten. Das ist eine Organisation von schwulen und lesbischen Polizeibeamt_innen, die seit sieben Jahren existiert. Sie hilft Homosexuellen, wenn sie Opfer von Verbrechen geworden sind, berät Lesben und Schwule die selbst Polizist_in werden wollen oder klärt intern bei der Polizei über Homo- und Transsexualität auf. Das Vorarlberger Gründungsmitglied Joseph erzählt: "In den letzten Jahren hat sich viel verändert. Wir dürfen jetzt z.B. in den Polizei-Grundkursen Unterrichtseinheiten gestalten, wo wir das Thema den Kolleginnen und Kollegen näher bringen. Es gibt auch Städte, die uns anfordern, zum Beispiel für Vorträge vor Jugendlichen, um ihnen zu vermitteln, wie normal es ist, schwuler Polizist zu sein"
Vielfalt sichtbar machen
FM4/Irmi Wutscher
Dass so viele verschiedene lesBiSchwule Lebensentwürfe sichtbar sind, ist vielleicht das Wichtigste an der "Vienna Pride"-Woche und der Regenbogenparade. Beides kann in Wien relativ sicher stattfinden, nur wenige hundert Kilometer entfernt müssen Veranstaltungen von Homosexuellen schwer bewacht werden - etwa in Budapest oder in Warschau. In Moskau, wo die Gesetzeslage gerade wieder einmal verschärft wurde und in vielen anderen Städten sind Pride-Paraden überhaupt nicht möglich. Nur durch Sichtbarkeit können Vorurteile und Diskriminierung überwunden werden.
Zeitgleich mit der Regenbogenparade hat auch wieder eine christlich-fundamentalistische Gruppierung eine Gegendemo in der Wiener Innenstadt angemeldet. Im Flugblatt zum "Marsch für die Familie" heißt es, man wolle die Regenbogenparade "nicht stören" - gefordert wird hier allerdings die Abschaffung der Eingetragenen Partnerschaft oder des Sexualkundeunterrichts an Schulen. Cécile Balbous von der HOSI Wien ruft dazu auf, die Gegendemo "nicht einmal zu ignorieren" und sich auf keinen Fall zu verbalen oder anderen Attacken hinreißen zu lassen.