Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Það besta sem Guð hefur skapað"

Christian Pausch

Irrsinn, Island, Ingwer.

18. 6. 2013 - 12:56

Það besta sem Guð hefur skapað

Seit neunzehn Jahren im Business, sieben reguläre Studioalben, zwei eigene Filme. Sigur Rós sind - völlig zu Recht - unser Artist Of The Week.

Im Jahr 1994 treffen sich drei isländische Burschen in einem Keller, um miteinander zu jammen. Noch am gleichen Tag - so sagt die Legende - gründen sie eine Band und nennen sich "Sigur Rós", denn so heißt die kleine Schwester des Sängers, die genau an eben diesem bedeutungsschweren Tag zur Welt kommt.

Artist Of The Week

Musik von Bands und Künstler_innen, die wir lieben.

Heute - fast zwanzig Jahre später - machen Sigur Rós immer noch Musik und diese Woche sind sie unser Artist Of The Week. Dieser Tage releasen sie ihr bereits siebentes reguläres Studioalbum (einzelne Singles, mehrere EPs und das Doppelalbum Hvarf/Heim ausgenommen). Hier kann man der Band mitteilen, welche Bilder beim Hören im Kopf entstehen.

sigur rós

Sigur Rós

Die hier noch vierköpfige Band Sigur Rós, hinter einem isländischen Mooshügel.

In neunzehn Jahren Bandgeschichte verändert sich natürlich so manches. Schon nach dem Erscheinen des ersten Albums wird Kjartan Sveinsson (Keyboard, Klavier) in die Band aufgenommen und nach der Veröffentlichung des zweiten Albums wird der Schlagzeuger und Gründungsmitglied Ágúst Ævar Gunnarsson gegen Orri Páll Dýrason getauscht. Das ist dann lange Zeit die fixe Besetzung bis zu ihrem jetzigen Album "Kveikur", wo sie wieder zu einem Trio geschrumpft sind: Kjartan Sveinsson hat die Band verlassen.

Unterstützung von außen

Live sieht es besetzungstechnisch über die beiden Jahrzehnte hin ebenfalls sehr abwechslungsreich aus: Gastmusiker_innen und Gastsänger_innen geben sich im Flug die Klinke in die Hand. So zum Beispiel die vierköpfige Band amiina, die Sigur Rós lange Zeit auf ihren Tourneen begleitet hat und als Vorband, sowie als Backingband fungiert hat, oder der in Österreich wohnhafte Helgi Hrafn Jónsson, der ebenfalls für das Vorprogramm und während der Sigur Rós-Konzerte für die Trompete zuständig war. Oder die junge Formation For A Minor Reflection, von denen manche in der heutigen Live-Besetzung zu finden sind. Und ganz selten lässt sich auch die Grande Dame Islands zu einer gemeinsamen Live-Performance hinreißen.

sigur rós

Ryan Muir for NPR

Großer Wiedererkennungswert: Sänger Jón Þór Birgisson bespielt die E-Gitarre mit einem Geigenbogen.

Anstehende Live-Möglichkeiten in Österreich-Nähe (Auswahl):

19. Juni: Junge Garde, Dresden - Deutschland
21.-22. Juni: Hurricane Festival, Scheesel - Deutschland
21.-22. Juni: Southside Festival, Neuhausen - Deutschland
25. Juni: Sowinskiego Ampitheatre, Warschau - Polen
28. Juni: OpenAir St. Gallen, St.Gallen - Schweiz
06. Juli: Roskilde Festival, Roskilde - Dänemark
18. Juli: Colours Of Ostrava, Ostrava - Tschechien

Politische Videos

Sigur Rós ist von Anfang an eine sehr politische Band. Das geschieht auf den Anfängeralben "Von", "Ágætis byrjun", und beim dritten Album "( )" weniger in den Lyrics, zeigt sich aber vor allem in ihren Videos. So zum Beispiel die Videos zu Svefn-g-englar, oder zu Viðrar vel til loftárása, in denen sowohl Menschen mit Behinderung, als auch homosexuelle Menschen eine Stimme erhalten. Im Island der 90er Jahre haben u.a. auch diese Videos zu einem Umdenken in breiten Teilen der Gesellschaft geführt, sodass das Land sich heute als eines der offensten und menschenfreundlichsten präsentieren kann.

Große internationale Wellen hat auch das Video zu "Untitled #1" geschlagen. Regisseurin Floria Sigismondi zeichnet darin eine düstere Welt, in der Kinder ohne Atemschutzmaske nicht mehr im Freien spielen können. Dafür erhält sie zusammen mit Sigur Rós im Jahr 2003 den MTV Video Music Award für das beste Musikvideo und behauptet sich gegen Missy Elliott, Queens Of The Stone Age oder auch The White Stripes. In ihrer Dankesrede widmet sie das Video allen Kindern "that are living in war, around the world", wie man hier sehen kann.

sigur ros

http://newshopper.sulekha.com

Auch die einzelnen Bandmitglieder engagieren sich immer wieder politisch: Am 17. März 2009 bringt Schlagzeuger Orri Páll Dýrason zusammen mit seiner Frau Lukka Sigurðardóttir (in isländischer Nationaltracht) eine achtzigtausend Unterschriften starke Petition in das britische Parlament.

Musikalische Veränderungen

Der sphärische Ambient/Postrock/Shoegaze-Sound der Anfangsjahre bleibt das Grundrezept für Sigur Rós, wird aber immer wieder erweitert. Das größte Experiment wagen sie mit ihrem Album "Með suð í eyrum við spilum endalaust", wie in meiner Besprechung des Folgealbums "Valtari" zu lesen ist. Gezeigt haben sie hier eines: Sie verstehen es auch massentauglichen Pop zu produzieren, ob man das nun gut findet oder auch nicht.

Zur Freude vieler alteingesessener Fans sind sie letztes Jahr aber zurückgekehrt zu früheren Song- und Soundstrukturen und haben mit dem 2012er Album "Valtari" und dem jetzt bald erscheinenden "Kveikur" zu ihrer alten Form zurückgefunden und dennoch zwei gänzlich neue Alben und Zugänge geschaffen.

sigur ros

Christian Pausch

Frau Kollegin Hofer und ich hatten einst in der Mittagspause sogar eine Sigur Rós Erscheinung. So weit kann Fantum gehen.

Und, und, und...

Dazwischen hat sich Sänger Jón unter seinem Spitznamen Jónsi seinem Soloprojekt gewidmet und hat mit seinem Partner Alex Somers einen veganen Kochblog gestartet. Und dann sind da natürlich auch noch die beiden Filme, die Sigur Rós in den letzten Jahren released haben. Einerseits Heima, wohl die schönste Musikdoku allerzeiten und dann auch noch Inni, ein minimalistisch-verstörender Konzertfilm, hauptsächlich in schwarz-weiß gehalten.

Viel hat sich also getan bei den Isländern von Sigur Rós und schön war es dabei gewesen zu sein. Durch das ganze FM4 Programm werden wir sie diese Woche gebührend feiern und loben.

Übrigens ist es nie zu spät Sigur Rós Fan_in zu werden!