Erstellt am: 10. 6. 2013 - 10:53 Uhr
Austra: "Olympia"
Austra: "Olympia"
via Domino/ GoodToGo
Erscheint am 14.06.2013
Zwei Jahre ist es her, dass uns Katie Stelmanis mit ihrer Band Austra und ihrem Debüt "Feel It Break" aufhorchen lassen hat. "Don’t wanna lose you, don't wanna lose…": Dieser Ohrwurm begleitete uns durch den Winter 2011. Der Spiegel hat es auf den Punkt gebracht: "Dieses Lied kennt kein entkommen. Es ist nervtötend. Und großartig."
Austra live
am 2. August 2013 beim Stuck! Festival im
Rockhouse Salzburg
Bei Austra trifft Operngesang auf Dark Wave, flächige Synthiesounds und längst vergessene Industrial-Elemente vermengen sich bei Austra zu einer Melange der Düsternis, in der Songwriterin Katie Stelmanis thront. Und schnell wurde 2011 ein musikalisches Goth-Revival ausgerufen.
Nach zwei Jahren on the road rund um den ganzen Globus gemeinsam mit The XX und Grimes, hat sich das Sextett Austra im Studio eingefunden, um neue Lieder über Beziehungsenden, Neubeginn und eine Status Quo Vadis-Bilanz zu verfassen. Und nebenbei hat die Band die Kraft der analogen Produktion entdeckt.
Austra
War das Debüt "Feel it Break" eine Platte die am Laptop entstanden ist, wurde "Olympia" analog im Studio eingespielt. Und das war für die Band eine - äh - gänzlich neue Erfahrung. Heutzutage, wo man am Laptop schnell und einfach Hits zaubern kann, ist es für viele MusikerInnen eben wirklich etwas Exotisches, im Studio gemeinsam eine Platte einzuspielen, wie Katie Stelmanis im Interview erzählt:
Überblick
Alle Artists of the Week:
fm4.orf.at/artistoftheweek
"Feel It Break was kind of the ulitmate D.I.Y. record. So many people are making bedroom projects that going back into the studio and record with real instrument was something different and something new in a way, even though it's really just going back to the old ways!"
Manchmal muss man eben Dinge hinter sich lassen, um sie neu zu entdecken. Und fortgehen, um zurückkommen zu können.
Katie Stelmanis, das Musikwunderkind, das schon im zarten Alter von zehn Jahren in der Kanadischen Kinderoper mitgesungen hat, hat ja eine vielversprechende klassische Musikausbildung abgebrochen, um das zu tun, was ihr wirklich etwas bedeutet. Das Bauchgefühl wollte Punk. Das Bauchgefühl wollte räudige, verrauchte Backstageräume und Bier trinken, anstatt muffige Opern singen. Und so hat sie die Musikuni geschmissen und lieber mit ihren Freunden Maya Postepski und Dorian Wolf eine Band gegründet. Eine Entscheidung, die sie nie bereut hat.
"I have so many people in my life that spent so much money and time going to university for years and years and getting fine arts degrees. And then they are working in coffee shops and they are in their early 30ies. The Society kind of gives us this ideal that you need to persue higher education, which is good! But then it's like maybe everybody shouldn't be going down that path. Because there are so many other paths that you can go down."
Katie Stelmanis
Tipp:
Die Backgroundsängerinnen von Austra, die Zwillinge Sari und Romy Lightman, haben mein Video des Jahres 2012 abgeliefert. Sie klingen wie frühe CocoRosie, geisterhaft und angenehm dissonant. Tasseomancy heissen die.
Wer kennt sie nicht, die JungakademikerInnen, die keinen Job kriegen und irgendwo in einer Job-Twillightzone herumhängen. Auch im glorreichen Kanada schaut es da nicht besser aus. Thematisch kommt die neue Platte "Olympia" nicht minder nachdenklich daher. Das große Überthema der neuen Platte ist das Erwachsenwerden. Anfang 20 schaut die Welt eben noch ganz anders aus, als wenn man plötzlich auf die 30 zugeht. Da gehen Beziehungen in die Brüche, da realisiert man, dass so mancher Plan doch nicht aufgegangen ist. Und plötzlich steht man ganz woanders, als man sich das ein paar Jahre zuvor so schön zusammengereimt hat und muss sein Lebenskonzept neu definieren, wie Katie im Interview nachdenklich zusammenfasst:
"A lot of us are starting to reaccess our lifes and we are kind of contemplating if this is where we'd expected to be at this age, if this is where we wanted to be at this age. And it is also a time where I think it becomes much more obvious if people are starting to fall towards dark paths."
Bei all der Melancholie: So schwermütig ist die Platte dann doch nicht geworden. Austra ist es wie auch am Debüt wunderbar gelungen, ernste Themen in tanzbare Form zu bringen. Definitv eine der Platten des Jahres!