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Christian Holzmann

Snap your fingers, snap your neck.

3. 6. 2013 - 13:30

Nova Rock, die Vorschau

Eine kleine zusammenfassende Empfehlung für jene, die der grobkernigen Musik nicht ganz abhold sind.

Nova Rock 2013

Am Tag 1 des Nova Rock wird es mir als Liebhaber der flott aufgespielten Gitarrenmusik nicht unbedingt leicht gemacht, spielen doch am Freitag, den 14. Juni gleich fünf Bands auf, die für mich ein "must see" sind. Vier davon treten auch noch hintereinander und auf verschiedenen Bühnen auf.

Hellyeah (14.50, Blue Stage)

Die Allstar Metalcombo bestehend aus Sänger Chad Gray und Gitarrist Greg Tribett von Mudvayne, Tom Maxwell von Nothingface sowie dem früheren Pantera Schlagzeuger Vinnie Paul hat das gleiche Problem wie die meisten Allstar Bands, nämlich dass sie in Summe nicht so gut sind wie all ihre Hauptprojekte zusammen. Nichtsdestoweniger sind Hellyeah hörenswert, über Chad Grays inflationäre Verwendung sog. "4 letter words" sollte man vielleicht milde hinwegsehen. Mudvayne könnten eigentlich ruhig auch mal wieder ein wenig neue Musik unter das geneigte Metalvolk bringen.

Testament (16.00, Blue Stage)

Die altgedienten Bay Area Thrasher sind ein absolutes Muss. Der große kommerzielle Erfolg blieb ihnen zwar verwehrt, jedoch lieferten sie trotz manch herber Schicksalsschläge stetig großartige Alben ab. Bestes Beispiel ist das 2012 erschienene Album "Dark Roots Of Earth".

Coal Chamber (16.30, Red Stage)

Hier wird es stressig, denn während Testament bis 16.50 Uhr auf der Blue Stage thrashig dahingniedeln, geben sich bereits um 16.30 Uhr die wiedervereinigten Nu Metaller Coal Chamber die Ehre. Freilich kann man darüber diskutieren, ob man Wiedervereinigungen dieser Art nun wirklich braucht, nachgerade Sänger Dez Farfara mit DevilDriver eh recht flott und nicht unerfolgreich unterwegs ist. Wie auch immer, die Entscheidung fällt mir zugegebenermaßen recht schwer, welcher dieser beiden Bands ich nun den Vorzug geben soll. Coal Chamber hatten sich ja 2003 aufgelöst, nachdem es auf der Bühne gar zu Handgreiflichkeiten unter den Bandmitgliedern kam.

Kreator (17.15, Blue Stage)

Es erfinde bitte endlich jemand den Teleporter aus Star Trek. Sollten Coal Chamber ihr Konzert ohne Handgreiflichkeiten untereinander um 17.15 beenden, betreten die legendären Thrasher Kreator aus Deutschland die Blue Stage. Erst letztes Jahr waren sie in zusammen mit Morbid Angel in der Wiener Arena und zeigen nun schon über 30 Jahre, wo der Bartl den Trashmost holt.

Rammstein (23.25, Blue Stage)

Die deutschen Industrial-Härtlinge grundeln jetzt auch schon seit 1994 mit ihrer Mischkulanz aus Laibach, Clawfinger-Gitarrensound und Tabubrüchen durch die Musiklandschaft. Eine regelrechte Tradition vor Rammstein Auftritten ist ja das immer sich wiederholende Theater mit der Foto-Genehmigung. Entweder man bekommt gar keine und wenn doch, dann darf man sie nur für die Zeitung verwenden. Die haben wir dann vor Ort oft leider nicht dabei, sondern "nur" das Internet. Sehr schade, denn gerade Konzerte von Rammstein gäben recht gutes Bildmaterial ab. Damit ich nicht in den Suppentopf von Till Lindemann komme, stelle ich hier mal lieber das übliche Ersatzbild meiner Katzen rein. Auch das ist schon eine alte Tradition mit Bildmaterial von Rammstein.

testbuam

Christian Holzmann

Nach dem Stress des ersten Tages hat man sich ein wenig Entspannung verdient, schließlich sind wir ja hier nicht in Wacken. Grobmusikalisch ist Tag 2 also durchaus überschaubarer.

Cradle Of Filth (15.55, Blue Stage)

Auch wenn sie keine Black Metal Band sind, Einflüssen daraus sind sie genau so wenig abhold wie solchen aus Death Metal oder teils auch elektronischem Geschwurbel. Das operettenhafte kann einem vielleicht schon mal zu viel werden. Ob sie kommerziell erfolgreich sind oder nicht, ist mir persönlich eher egal, sehenswert ist die Band auf jeden Fall, auch wenn die Uhrzeit für Dark Metal vielleicht ein wenig gar christlich ist.

Amon Amarth (20.00, Blue Stage)

Die Schweden sind einfach eine Death Metal Band, von Viking Metal halten sie gar nichts, auch wenn es bei ihnen inhaltlich vermehrt um nordische Mythologie und Wikinger geht. Im ersten Moment mag das vielleicht eigenartig klingen, nur entstammt der sogenannte Viking-Metal dem Black Metal und damit haben Amon Amarth musikalisch nichts am Hut. Vielleicht sollten Amon Amarth einfach weniger Wikinger in ihren Videos auftreten lassen und nicht so oft mit dem Schwert herumfuchteln. Dass das geht, zeigen sie in diesem Video hier.

Kiss (23.25, Blue Stage)

Die Maskerade mit Blutspuck- und Feuerschow von Kiss muss man wohl mindestens einmal gesehen haben, auch wenn ich selbst mich nun nicht zu den Fans der Band zähle.

Tag 3 wird der für mich wohl entspannteste des Nova Rocks werden.

Steven Wilson (15.20, Blue Stage)

Der Mastermind von Porcupine Tree tobt sich im Moment wieder solo aus und liefert episch ausufernde Klanggebilde, die ihm für seine Band vielleicht gar zu episch sind. Nachzuhören auf seinem letzten schönen Werk mit dem Titel "The Raven That Refused To Sing And Other Stories".

Korn (20.40, Red Stage)

Die Pioniere des Nu Metal liefern zwar stetig Alben ab, Großtaten wie "Life Is Peachy" oder "Follow The Leader" sind aber nun doch schon eine Weile her. Auch wenn sie mit ihren letzten Alben die von ihnen selbst hoch gelegte Messlatte nicht halten konnten, live kann man sich Korn nach wie vor schwer entziehen.

Volbeat (22.25, Red Stage)

Zugegebenermaßen tu ich mir mit dieser Band nach ihrem letzten Album "Outlaw Gentlemen & Shady Ladies" etwas schwer. Zu glatt ist mir das und gar zu offensichtlich in Richtung des Mainstream schielend. Mainstream ist per se freilich keine Schande, solange das, was eine Lieblingsband früher ausmachte, nicht verloren geht. Ganz verloren ist das bei Volbeat natürlich noch nicht, der Weg, den die Dänen im Moment zu gehen scheinen, bereitet mir allerdings etwas Bauchweh. Zu berechnet wirkt das leider und ich vermisse das Gefühl von Rock & Roll wie in "Radio Girl". Der Rausschmiss des sympathischen Gitarristen Thomas Bredahl macht das auch nicht unbedingt besser. Live können es Volbeat wohl mit Sicherheit noch.