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Philipp L'heritier

Ocean of Sound: Rauschen im Rechner, konkrete Beats, Kraut- und Rübenfolk, von Computerwelt nach Funky Town.

1. 6. 2013 - 15:26

Cave Rave

Springfestival Graz, Tag 3: Tosca, Crookers, Zombie Nation, KiNK und mehr.

Springfestival 2013

Elektronische Beats beim Springfestival in Graz auf Radio FM4.

FM4 - Your Festivalradio fm4.orf.at/festivalradio

Der dritte Tag des Springfestivals verlässt sich ein bisschen darauf, dass ohnehin Freitag ist. Während draußen in der Helmut-List-Halle Richard Dorfmeister und Rupert Huber in schicken Hüten das neue Album ihres gemeinsamen Projekts Tosca präsentieren, kommen die Clubs in der Stadt an diesem Tag weitestgehend ohne große Überraschungen, Sensationen und musikalische Zukunftsforschungen aus. Ein solides Partybooking macht die Floors auch voll. Sehr voll.

Tosca

Tim Ertl

Tosca
Zombie Nation

Sebastian Boettcher

Zombie Nation

Im ppc legen Schallware aus Graz und eine Gesandtschaft des englischen Labels Shogun Drum'n'Bass auf die Plattenteller, die Party im Dom im Berg steht unter dem Motto "Jackin Cave Boys". Ein Highlight, wenn auch ein bescheidenes, ist hier der Live-Auftritt von Zombie Nation.

Der Münchner DJ und Produzent Florian Senfter wird mit seinem Projekt Zombie Nation wohl auf alle Ewigkeiten vor allem für seinen 1999 bei DJ Hells (der kommt am Samstag) Gigolo Records erschienenen Übersmasher "Kernkraft 400" bekannt bleiben. Ein Stück, in der sich Großraum-Rave und Electroclash in selten gehörter Einigkeit die Hände reichten. In der Zwischenzeit hat Senfter auch einige andere ganz okaye Platten produziert, zum Beispiel für Tigas Turbo Records.

So kann man sich den Sound von Zombie Nation dann auch vorstellen. Senfter, der Grimassen schneidend, tanzend und die eigene Musik spürend sichtlich Spaß an der Sache hat, performt tatsächlich an diversen Geräten und Controllern live und kitzelt banging Electro und Electroclash, rotzig-dirty Techno mitsamt leicht verständlichen Rave-Signalen und die eine oder andere gut nachvollziehbare Popmelodie aus seinen Maschinen. Keine Erleuchtung, aber it does the job. "Kernkraft 400" wird dann auch noch unter großem Gejohle immer wieder kurz angeteased und in zersetzter und neu arrangierter Variante in den Raum gespielt. Dö-dö-dö-döö-dö. Das ist das Geräusch, mit dem das Publikum das Stück begrüßt.

Kollektiv Turmstraße

Julien Duval

Kollektiv Turmstraße

Auf Zombie Nation folgt eine Hälfte des italienischen Duos Crookers, namentlich Phra, mit einem DJ-Set. Wie man so hört, ist das Projekt Crookers mittlerweile ohnehin zum Solounternehmen von Phra geschrumpft, der den Namen nun alleine weiterträgt, dennoch: Es ist eine leicht unsympathische Tendenz, dass mittlerweile sehr oft bei Auftritten von DJ-Duos (Simian Mobile Disco, M.A.N.D.Y., Ame, etc..) bloß ein Teil hinter den Abspielgeräten erscheint, während der andere gerade wohl unter gleichem Namen in Ulan Bator auflegt.

Die Crookers schwimmen im immer überbrodelnden und um jeden Preis knallenden Eintopf aus HipHop, Worldbeat, Nu Rave und, wie es heutzutage so heißt, EDM, und haben mit Unterstützung von solch illustren Gästen wie Soulwax, Kelis, Yelle und Roisin Murphy, aber auch Pitbull und will.i.am 2010 mit dem Album "Tons of Friends" eine wahrhafte Wundertüte an Ideen veröffentlicht. Viele schlechte waren auch dabei.

Das DJ-Set von Phra bewegt sich zwar im selben Koordinatensystem, ist zum Glück aber weniger überkandidelt und auf Krawall gebürstet. Es gibt auch ein paar tatsächliche Spezialauskennernummern für den Distinktionsgewinn zu hören. Zum Mitschreiben, beispielsweise das 2005 erschienene Stück "Put it away, Put it away, Put it away, Dad" des längst schon aufgelösten New Yorker !!!-Ablegers Out Hud. Weird, vergessen, unerwartet, großartig.

Postgarage

Julien Duval

Postgarage
Postgarage

Julien Duval

Reduzierter legt der bulgarische Techno- und House-Veteran KiNK sein Live-Set an, die Nacht/den Morgen im Dom beendet die Hamburger DJ-Legende Boris Dlugosch. Okay-tightes Programm ohne großes Risiko.

Die Nacht in der vor Feierlaune fast schon zerberstenden Postgarage steht im Zeichen von TechHouse. Die Wiener Partyreihe Crazy stattet dem Club einen Besuch ab, Chef Crazy Sonic hat Gäste wie Kollektiv Turmstraße, Karotte oder das Duo Extrawelt für ein Live-Set geladen. Ergänzende Abwechslung gibt's gleichzeitig im kleinen Raum der Postgarage, da feiert nämlich das Grazer Kollektiv Four Elements die vier Elemente von HipHop. Das fünfte heißt "Schwitzen".

Am Samstag wird noch einmal das ganz dicke Party-Programm aufgefahren: Light Asylum, DJ Hell, Sluts 'n' Strings & 909, Freude am Tanzen, HVOB, Planningtorock, M.A.N.D.Y. u.v.m.. Do it.