Erstellt am: 28. 5. 2013 - 19:01 Uhr
Kabul Dreams
Kabul Dreams - das sind Sänger Sulyman Qardash, Bassist Sidduque Ahmed und Schlagzeuger Mujtaba Habibi, die erste Rockband Afghanistans. Alle drei sind gebürtige Afghanen, aber im benachbarten Ausland aufgewachsen und dort mit Rockmusik in Berührung gekommen. Nun versuchen sie mit ihrer Leidenschaft ihre Landsleute anzustecken.
gagacheat.blogspot.co.at
Musik ist Sünde
Unter der Herrschaft der Taliban wurde Musik zur Sünde erklärt, vor allem die Musik der persischen Minderheit, während die Taliban selbst ihre Tänze und Gesänge weiter praktizieren durften. In den Städten wurden Musikinstrumente mutwillig zerstört und angezündet.
Auch heute, wo das Regime nicht mehr regiert, ist es für Kabul Dreams noch immer gefährlich, ihr Hobby öffentlich auszuleben, denn die Taliban und ihre Anschläge gibt es nach wie vor. "We are all worried about this. If they would know about this and that we are doing this type of music, I am sure they would try to trash us.", sagt Bassist Sidduque mit trockener Stimme.
hiafghan.com
Die Freude an ihrem Projekt lassen sich die drei trotzdem nicht vermiesen. Wenn sie ein Musikvideo im Freien drehen wollen, dann machen sie das einfach, wenn auch mit viel Gespür für die Stadt Kabul und die Gefahren, die in ihr lauern. "Maybe it sounds silly that way, but we have a good feeling for the city and notice when it's peace and calm."
Große Ziele
Nachdem ihr erster großer Hit noch in einer der Landessprachen gesungen wurde, haben sie sich schnell für Englisch entschieden. Das ergibt einerseits Sinn, weil in Afghanistan neben den zwei offiziellen Landessprachen viele verschiedene andere Sprachen und Dialekte gesprochen werden und selbst in der dreiköpfigen Band keiner eine Muttersprache teilt. Außerdem sind ihre Ziele hochgesteckt: "An afghan language would have limited our audience a lot, we want to reach out to people all over the world."
Ihr erster Hit, gesungen auf Dari - eine der Nationalsprachen Afghanistans.
Um diese Ziele zu erreichen ist man in Afghanistan, wo es so etwas wie eine Musikindustrie nicht gibt, natürlich auf das Internet angewiesen. Die deutsche Crowdsourcing-Plattform Sellaband ist ihre größte Einnahmequelle geworden. Je nachdem wie viel man spendet, um so mehr bekommt man von der Band zurück, wie sie in einem sympathischen Video erklären.
Aber die Situation in Afghanistan ändert sich, wie Bassist Sidduque erklärt: "There is quite a lot of interest in rockmusic in general. It's getting better every day." "And there are new bands coming up as well.", ergänzt Sänger Sulyman. Die erste Rockband Afghanistans bleiben sie vielleicht für immer, aber die einzige sicher nicht.
Kabul Dreams spielen dieses Jahr übrigens am Waves Vienna Festival, das von 03.10. bis 06.10.2013 in zwölf Locations in Wien stattfindet.
Nichts Neues im Osten
Kabul Dreams machen für westliche Ohren keine neue, oder besonders aufregende Musik. Sulymans Gesang klingt wie eine Mischung aus Billy Lunn, Brian Molko und manchmal Thom Yorke - alles schon mal dagewesen also. Doch in Afghanistan ist er die frische Stimme einer neuen Generation, die wieder mit Musik aufwachsen darf. Und wenn sie so weitermachen, erfüllt sich vielleicht bald der nächste Traum der Band: "We are really big fans of Radiohead, we would love to jam with them."