Erstellt am: 28. 5. 2013 - 10:24 Uhr
Schöne Sätze
Gemma Thompson, Gitarristin (Savages), über das zentrale Thema ihrer Band
Mich fasziniert der Gedanke, dass in uns allen das Böse ruht, das von der sogenannten Zivilisation nur notdürftig überdeckt wird, aber theoretisch jeden Augenblick durchbrechen könnte.
(Spex)
Gottfried Helnwein, Künstler, über Schrecken in der Kunst
Medien berichten unentwegt von Katastrophen und Terror, doch das bewirkt nur, dass die Menschen depressiver, apathischer werden, ein Gefühl des hilflosen Ausgeliefertseins haben. Da ist Kunst die einzige Möglichkeit, damit umzugehen, sie transzendiert den Schrecken. Goya hat sich wirklich bemüht, die Gräuel des Krieges so realistisch wie möglich darzustellen. Doch es sind wunderschöne Blätter. Selbst von einem Bild, das nur Folter und Wahnsinn darstellt, wird man inspiriert, emporgehoben. Die Unentrinnbarkeit des Schreckens wird durch die Kunst relativiert.
(Der Standard)
Oda Jaune, Malerin, über ihre Kunstdefinition
Es darf in der Kunst keine Grenzen geben. Alles andere ist begrenzt. Es gibt so viele Gesetze: In der Natur, in der Gesellschaft, aber dort in der Kunst ist alles möglich. Das muss man ausnutzen und alles geben.
(Interview Magazin)
JJ Abrams, Regisseur, über sein liebstes Hobby
I do crafty stuff. My favorite thing is going to the art supply store because there’s something about being inspired by some new awesome set of pens or great new paper.
(Empire)
Iggy Pop, Sänger, über seine Besessenheit
Gewisse Dinge kommen so in Fahrt, dass man sie nicht unterbrechen kann, wie manchmal Krieg oder Sex. Bist du erstmal mittendrin, kannst du nicht abrupt aufhören. darin liegt aber auch eine große Gefahr. Weshalb ich nächstes Jahr eine längere Auszeit plane.
(Musikexpress)
PIAS
Revolte und Resignation
Gottfried Helnwein, Künstler, über die 68er Bewegung (I)
Ich glaube, dass die kulturelle Revolution die wichtige war. Diese andere, die neomarxistische der Studenten, die auch überall stattfand, hat meiner Meinung nach in die falsche Richtung geführt. Es gab ja damals das Postulat des „Marschs durch die Institutionen“, der ja auch tatsächlich stattgefunden hat. Nur dass die Institutionen gewonnen haben: Schily, Fischer, Mahler und wie sie alle hießen, sind links unten hineinmarschiert und ganz rechts oben wieder herausgekommen. Aber im kulturellen Bereich war die Power, die wirklich auch etwas verändert hat.
(Vice Magazin)
Barbara Ehnes, Bühnenbildnerin, über den feministischen Backlash der Gegenwart
Ich denke, heute ist der Druck, am Arbeitsmarkt oder gesellschaftlich zu funktionieren, enorm geworden. Der drängt alles andere an den Rand. Es ist so viel existenzieller als in den 1980er-Jahren. Ich bin mit dem Lebensgefühl aufgewachsen, dass ich alles machen kann. Der Druck heute bedeutet mehr Anpassung, d. h. auch Anpassung an Geschlechterrollen. Denn das Nicht-einordenbar-Sein schafft in der Gesellschaft möglicherweise Verunsicherung. Das spüre ich auch bei den Studierenden, dass die Existenzangst heute viel größer ist als damals.
(Der Standard)
Gottfried Helnwein, Künstler, über die 68er Bewegung (II)
Alle, die an der Akademie als Trotzkisten, Maoisten oder Spartakisten herumliefen und den Arbeiterstaat gründen wollten, hatten im wirklichen Leben nie einen echten Arbeiter gesehen. Sie kamen alle aus privilegiertem Haus, einige waren adelig. Da wusste ich: Ich will nicht von einem Spießertum ins nächste. Ich habe mich immer als Außenseiter gesehen. Kunst erschien mir als der letzte Freiraum der Gesellschaft.
(Der Standard)
Bianca Casady, Musikerin (CocoRosie), über ihr visuelles Auftreten
Ich erinnere mich noch, als ich mich wegen Erwartungen von Männern auf eine bestimmte Art anzog und stylte. Dann wurde ich immer queerer und performte immer mehr Männlichkeit. Dann suchte ich etwas dazwischen, eine wirklich queere Performance. Erst jetzt beginne ich mich wieder für Weiblichkeit zu interessieren. Es ist für mich ein vierter Schritt in Sachen Geschlecht. Ich verstehe nicht, wie man den Feminismus affirmieren kann und Weiblichkeit gleichzeitig ausschließt.
(Spex)
Gemma Thompson, Gitarristin (Savages), über die aktuellen Schwierigkeiten für junge Musiker
Our generation is so pressurised. We’re asked to compromise so early. It’s a hard business and young artists are easily manipulated because of that. There’s a sense of fear: If you don’t do this, you won’t get that, something terrible will happen to you, you’re never gonna survice. You’re being asked to compromise even before you’re born.
(New Musical Express)
Beggars Banquet
Lesen, Malen, Musizieren
King Buzzo, Musiker (Melvins), über seine Lieblingsbeschäftigung
Ich lese für mein Leben gern. Auf Tour habe ich auf meinem E-Reader Hunderte von Büchern dabei. Das ist wie ein iPod. Lesen gehört zu den besten Dingen, die es gibt. Ich lese ungefähr 100 Bücher im Jahr, mindestens 80. Am liebsten lange, sehr lange Bücher, zum Beispiel „Die sieben Säulen der Weißheit“ von T.E. Lawrence.
(Musikexpress)
Gemma Thompson, Gitarristin (Savages), über den Konzeptansatz hinter ihrer Band
How I see this band is, it’s almost like an idea, and it’s just decided to choose the format of guitar, bass and drums. Those are the set confines we have to explore our work. There are all these debates about guitar music or indie music, we we find them all boring.
(New Musical Express)
Daft Punk, Musiker, über die Idee hinter ihrem neuen Album
Thomas: Wir hatten immer diese Linie im Kopf, die Grenze zwischen alter und aktueller Musik. Heute greifen wir auf die audiophilen Aufnahmetechnologien vor der digitalen Revolution zurück. Es ist Musik, die nur in Teamarbeit entstehen kann. Mithilfe von Musikern, Tontechnikern, Produzenten.
(Musikexpress)
Gemma Thompson, Gitarristin (Savages), über ihre naturwissenschaftliche Ausbildung
Meine Leistungskurse in der Schule waren Mathe, Physik und Elektrotechnik. Das scheint das genaue Gegenteil dessen zu sein, was ich heute mache, aber für mich ergibt das Sinn. In der Kunst wie in der Musik geht es um Logik. Einerseits kann es im künstlerischen Prozess bisweilen hilfreich sein, die Dinge nicht in Frage zu stellen, sondern zu wissen, wie man von A nach B kommt. Irgendwann braucht man aber die künstlerische Perspektive, aus der man alles in Frage stellen, was man will. Diese beiden Talente zu vereinen, hilft mir sehr.
(Spex)
Daft Punk, Musiker, über ihr künstlerisches Selbstverständnis
Thomas: Wir haben uns immer als Musiker verstanden. Wir haben auch nicht mit Computern angefangen, sondern mit alten Drum Machines und Synthesizern.
Guy: Und Samplern.
Thomas: Das waren unsere Schnittstellen zwischen Mensch, Maschine und Musik. Das Roboterhafte war unsere Ästhetik, nicht unser Programm.
(Musikexpress)
Sony
It’s only Rock’n’Roll...
Gottfried Helnwein, Künstler, über Drogen (I)
Natürlich hab ich, so wie alle, damals Drogen genommen. Aber ich hab einen LSD-Trip erwischt, der mich fünf Jahre meines Lebens gekostet hat. Es war ein Absturz in die Hölle. Dann habe ich als Gegenmittel Valium genommen und wurde süchtig. Irgendwann habe ich dann beschlossen, radikal über Nacht mit allem aufzuhören. Seither hab ich nie wieder in irgendeiner Form Drogen oder Medikamente zu mir genommen. Auch keine Kopfwehtabletten oder Schmerzmittel. Und es lebt sich sehr gut so.
(Vice Magazin)
Iggy Pop, Sänger, über seinen Auftritt in Autoversicherungs-Werbespots
Iggy, der für Versicherungen wirbt, ist ja die ultimative Ironie. Stehe ich für Zuverlässigkeit, Vertrauenswürdigkeit und vorbildliches Verhalten im Straßenverkehr? Ich fahre wie eine besengte Sau, und mir ist es kackegal, ob eine Touristenfamilie am Zebrastreifen steht. Da gebe ich nochmal Gas.
(Musikexpress)
Gottfried Helnwein, Künstler, über Drogen (II)
Was es wirklich wert ist, merkt man am besten, wenn man mit Leuten zusammensitzt, die auf Kokain sind. Das passiert natürlich gerade hier in L.A. nicht selten. Alle haben hochrote Gesichter, plappern aufgeregt durcheinander und denken, sie haben gerade die letzten Geheimnisse des Universums gelöst. Aber wenn man der einzig Nüchterne ist, merkt man, dass sie alle Scheiße reden.
(Vice Magazin)
Iggy Pop, Sänger, über die Probleme, die der Rock’n’Roll mit sich bringt
Ganz abgesehen davon, dass es rein altersmäßig irgendwann lächerlich wird, ist es so: Jedes Mal, wenn ich eine Show mit den Stooges spiele, bin ich anschließend zwölf Stunden lang taub. Ich bin mittlerweile sowieso ein bisschen schwerhörig von dem ganzen Rock’n’Roll (...) Außerdem habe ich jetzt einen Rentnerausweis. Ich bin jetzt 65. Ich gehöre zu den alten Leuten. Also seid ein bisschen nett zu mir.
(Musikexpress)
Gottfried Helnwein, Künstler, über Begegnungen mit österreichischen Politikern
Anfang der 80er Jahre habe ich schon einmal die Jovialität österreichischer Politiker erlebt. Ich war mit Deix auf Einladung von Fred Sinowatz, Heinz Fischer und Charly Blecha essen und vor allem trinken. Wir haben gesoffen wie die Löcher und der Sinowatz war schon ganz violett im Gesicht, aber geschwankt hat der trotzdem nicht. Dann sah er grinsend vor sich hin auf sein Glas und sagte: „Regieren ist schön.“ Als wir dann heimgegangen sind, haben wir auf der Straße noch einen ordentlichen Wirbel erzeugt, geschrien und getobt. Einer wollt uns noch mit den Worten „Seids ruhig, sonst kommt die Polizei!“ beruhigen, aber der Charly Blecha hat nur geschrien: „Die soll’n nur kumma, de Beidln. I bin erna Chef!“
(Vice Magazin)
Albertina
Vorliebe, Sehnsüchte, Träume
King Buzzo, Musiker (Melvins) über „Lawrence von Arabien“
Das ist mein Lieblingsfilm! Ich habe ihn allein im Kino inzwischen 15 Mal gesehen. So was wird heute nicht mehr gedreht. Damals hat man sich einfach noch mehr Zeit genommen. Die Aufnahmen haben ein Jahr gedauert. Ein ganzes Jahr! Erinnerst du dich an die Szene, in der Omar Sharif auf diese Quelle zureitet? Die dauert allein drei Minuten, und er kommt aus einer verdammten Fata Morgana herausgeritten!
(Musikexpress)
Jonathan Meese, Maler, über seinen aktuellen Lieblingsfilm
Ich fand den neuen James Bond großartig. Die Insel, auf der der Böse lebt, da habe ich Kunst gesehen. Auch der Böse: Wie der da seine Zähne rausnimmt, das ist großartig. Ich habe fast geheult. Szenen absoluter Kunst. Ich will der Böse im James-Bond-Film sein. Das ist die Zielsetzung in meinem Leben.
(Interview Magazin)
Gottfried Helnwein, Künstler, über seine Sehnsucht nach Amerika
Im muffigen, repressiven Nachkriegswien war der einzige Hoffnungsschimmer die amerikanische Kultur. In der Pfarre, in der ich ministrierte, sah ich erstmals Chaplin-Filme. Und die deutschen Micky-Maus-Hefte waren für mich ein Schritt in eine andere, utopische, grenzenlose Welt. Mein Sehnsuchtsort war Entenhausen. Und Entenhausen lag in Amerika.
(Der Standard)
JJ Abrams, Regisseur, über seine Vorliebe für Blendenflecke in seinen Filmen
I’m well aware of the mockery, but I can’t help it on some occasions. I’ve actually tried to pull back a little bit and I’m going to a 12-step programme to help me eliminate my lens flare problem.
(Empire)
Jonathan Meese, Maler, über den James-Bond-Film „Skyfall“
Ich möchte der Böse sein oder das Böse, das wäre noch besser. Ich will auch James-Bond-Drehbücher schreiben, ich möchte auch Regie führen. Da habe ich so Bock drauf. Das ist was. Ich bin begeistert. Der nächste Gegner von James Bond muss auch ein Kind sein, ein Tier oder eine Frau, die ganz anders ist als die üblichen James-Bond-Frauen. Oder Gegenstände werden Gegner. Oder James Bond wird der Gegner von James Bond. Das ist doch klar. Das steht doch alles schon fest. Das ist doch alles schon in den Schubladen.
(Interview Magazin)
Aktion, Distinktion, Reaktion
Gottfried Helnwein, Künstler, über das anarchistische Wien der späten 60er
Ich hab gerade noch das Ende miterlebt. Auch als der Qualtinger einmal im Hawelka so angesoffen war, dass er einfach umgefallen ist und nicht mehr aufstehen konnte. Das ist immer wieder passiert. Aber dann ist der Sokol gekommen, auch völlig fett, wollte dem Qualtinger aufhelfen, fällt aber über ihn, speibt sich an und ist auch einfach liegen geblieben. Irgendwann lagen dann drei Leute übereinander, angspiebn und anbrunzt und alles lacht. Das war die Künstlerwelt damals. Es herrschte eine Sehnsucht nach Ekstase und Rundumschlag. Der Wiener Aktionismus war ein Phänomen dieser Zeit.
(Vice Magazin)
Oda Jaune, Malerin, über ihre selbstgewählte Isolation
Ich wundere mich über Freunde, die so viel Zeit mit Dinner, Parties und TV-Serien verbringen. Ich habe diese Zeit nicht, ich muss meine Bilder malen. Ich arbeite sehr einsam. Ich habe einen Kühlschrank, das Licht, meine Materialien und ein paar Bilder an den Wänden.
(Interview Magazin)
Daft Punk, Musiker, über Distinktion im Pop
Guy: Nichts verschwindet. Alles kehrt nur verändert zurück. Auch der Techno, zu dem wir als Kids in den Technoclubs getanzt haben, ist heute wieder da in den Clubs. Waren Disco und Funk je wirklich weg? Das wage ich zu bezweifeln. Punk ist eine Haltung. Rock ist eine Haltung. Alles ist Haltung.
Thomas: Aber natürlich hat Punk als Haltung Disco als Haltung abgelehnt. Um diesen Distinktionsquatsch zu widerlegen, haben wir vor 20 Jahren angefangen, Musik zu machen. Als Daft Punk. Mit „Homework“ und „Discovery“ haben wir erklärt: Wir mögen The Exploited, aber wir mögen auch AC/DC und Abba. Als wir die Platten veröffentlicht haben, war es noch unerhört, öffentlich zu verkünden, dass es keine Regeln dafür gibt, was man zu mögen hat und was nicht.
Guy: Es gibt heute auch Schokolade mit Chili. Klingt komisch, schmeckt aber. Das Musikleben ändert sich gerade radikal. Jeder hört heute alles, überall und jederzeit, Punk und Disco.
(Musikexpress)
Jonathan Meese, Maler, über seine selbstgewählte Isolation
Ein Künstler, der keine Einsamkeit verträgt, sollte sich aus der Kunst verabschieden. Man kann ja auch andere Sachen machen. Einen guten Bus fahren, zum Beispiel.
(Interview Magazin)
Vivienne Westwood, Designerin, über ihr Vermächtnis in der Mode
Dieses Vermächtnis bedeutet mir gar nichts. Ich habe keine Erwartungen. Ich erwarte nichts von niemandem. Ich möchte kein Monument sein, welcher Art auch immer. Ich möchte einfach nur verschwinden. Definitiv, definitiv, definitiv.