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Katharina Seidler

Raschelnde Buchseiten und ratternde Beats, von Glitzerkugeln und Laserlichtern: Geschichten aus der Discommunity.

26. 5. 2013 - 15:46

Joy and Pain, Sunshine and Rain

Die kroatische Festivallandschaft hat ein neues Mitglied. Geschichten von der ersten Ausgabe des Lighthouse Festival, inklusive ausführlichem Wetterbericht.

Als wir Sonntag Mittag Poreč und somit die Halbinsel Lanterna Island und also eine der schönsten denkbaren Festival-Locations überhaupt verlassen, strahlt die Sonne vom Himmel. Sie scheint nicht kurz zwischen den Wolken hervor und wird nach fünf Minuten wieder verdeckt, sie schafft es, zu wärmen, es geht kaum Wind, das Wetter ist herrlich. Genau so war es in der Woche vor diesem ersten Lighthouse Festival. Danach hat es geregnet, immer wieder oder gleich sehr lange. Ein bisschen Hagel war auch dabei.

Felsen am Meer

Claudio Farkasch/Lichtschalter

Nun ist es ja nicht so, dass man mit schwierigen Wetterverhältnissen auf Festivals nicht umgehen kann, schließlich kennt man die österreichischen Sommergewitter, aber dass dem Lighthouse Festival in seinem ersten Jahr solche, nämlich wirklich derart große Steine in den Weg gelegt wurden, ist schon gemein. Um ein Festival zu organisieren braucht man gute Acts, das ist klar. Man braucht aber auch Securities, Dixie-Klos, gastronomische Verpflegung, Sanitäter und Soundanlagen, man muss sich um Müllbeseitigung und Artist-Transporte kümmern, und wenn das Festival im Ausland stattfindet, muss man zusätzlich Shuttlebusse, Parkplätze und Unterkunft für hunderte Menschen organisieren. Das ist sehr viel Arbeit, die eine scheinende Sonne mit dem Erfüllen ihrer Aufgabe sehr viel einfacher macht.

Eine Bühne musste, wohl aber aufgrund von Lärm-Problemen, bis auf ein Konzert komplett geschlossen und umgeplant werden. Dass das alles ziemlich gut funktioniert hat, dass die Acts trotzdem zu ihren Konzerten gekommen sind, es für die Besucher außer vielleicht Schnupfen keine großen Ärgernisse gab und ein erschöpfter Hennes Weiss, seit Stunden in nassen Schuhen, am Samstag um drei Uhr früh immer noch lachen und Interviews geben kann, ist dem Festival hoch anzurechnen. Es gehören Dinge verbessert, das ist klar, aber der Sprung ins, haha, kalte Wasser der Festivalgründung ist den beiden Pratersauna-Betreibern Weiss und Stefan Hiess auf jeden Fall geglückt.

Typ im Meer

Claudio Farkasch/Lichtschalter

Manche probieren es trotzdem mit dem Schwimmen.
Wald

Claudio Farkasch/Lichtschalter

Es ist ein Wald.

Auch an diesem Sonntag Vormittag wurde der Timetable umgestellt und neu organisiert, jetzt aber steht er und hängt überall aus und kann, wie es aussieht, zum ersten Mal genau so durchgezogen werden. Hier, wo normalerweise österreichische Pendants zum amerikanischen Spring Break stattfinden, konnte man an diesem Wochenende durch den Wald vom Live-Set der New Tower Generation zur Champions-League-Übertragung und dem Tischtennis-Turnier auf der Clubterrasse spazieren. Es gab Deephouse-Träume von Jimpster (diesen Dienstag auch in Wien zu sehen) und den Praterei-Jungs und überhaupt eine ganze Riege guter und sympathischer Platten- und Live-Menschen von Graz bis Wien, Berlin, Zürich und Hamburg.

Tanzen unter einer riesigen Plane mit Kollektiv Turmstraße, tanzen auf dem Partyboot, das Samstag dann doch in See stechen darf. Stil vor Talent-Star Oliver Koletzki zujubeln, den Sonnenaufgang am Strand betrachten. HVOB können am Sonntagnachmittag ihren abgesagten Gig von Freitag nachholen. Einen Goa-Floor gibt es auch. Die Round Table Knights vertreten gemeinsam mit Manuel Moreno und Benja & Reto Ardour das Schweizer Label Hive Records, Mark Henning und Markus Lindner sind für Cityfox hier, Crews von Wup Wup, e-nix, Zeitaufnahme, Bebop Rodeo oder dem Progressive-Label Iono Music sind neben vielen anderen ebenfalls am Start.

Die Fotos stammen alle von Herrn Lichtschalter Claudio Farkasch.

Leute vor der Daystage

Claudio Farkasch/Lichtschalter

Menschen vor der Hauptbühne featuring: Meer.

Die Location des Festivals, es wurde möglicherweise schon erwähnt, ist nichts weniger als atemberaubend. Das Areal erstreckt sich inklusive Bühnen, Restaurants, Stränden, Appartements, Hotels und dem Club über die gesamte Halbinsel Lanterna Island, die Hauptbühne liegt auf einer Felsenplattform neben dem namensgebenden Leuchtturm direkt am Meer. Abends wird die Party in den und auf die Terrasse des Zodiac Clubs verlegt.

Hercules & Love Affair in der abgespeckten, aber trotzdem sehr "liven" Soundsystem-Version mit Andy Butler als DJ und zwei Sängern und Performern werden in der Samstagnacht zum einzigen Act, der die halboffene Arena Stage bespielen darf. Sie sind auch jene Band, die alle Gruppen von Festivalbesuchern vereint, Raver und Goa-Tänzer ebenso wie Deephouse-Heads, Techhouser und Strandurlauber. Es ist gut wie immer, laut, sexy und mitreißend, wie man das von den New Yorker Disco-Poppern mit der vielleicht am öftesten wechselnden Besetzung des Musikbusiness gewohnt ist. Auch Modeselektor, wie gehabt mit Quietschestimme und einem ganzen Rucksack voller sehr guter Hits im Gepäck, haben den Zodiac Club danach locker im Griff. Gefährlich ist es übrigens, wenn ein Dancefloor von mehreren, sehr kleinen und nicht sichtbaren Stufen zu verschiedenen Ebenen eingerahmt wird. Man stolpert und bricht sich vielleicht die Hand, es ist architektonisch keine gute Idee. Egal.

Leute tanzena uf Betonblock im Meer

Claudio Farkasch/Lichtschalter

Man hört von tapferen Kriegern, die ihre eigenen Soundsysteme am Appartementbalkon aufbauen und das Partyfeuer auch zuhause nicht ausgehen lassen. Wenn die ersten Shuttlebusse heute Nachmittag in die Heimat zurückfahren - denn einheimische Festivalbesucher sind nur sehr wenige hier -, werden hunderte Menschen mit Valentino Kanzyani, Sese und HVOB weitertanzen. Heute dürfen sie das in der Sonne tun.

Ob es nächstes Jahr ein zweites Lighthouse Festival geben wird? - Das "Definitiv" von Hennes Weiss kommt wie aus der Pistole geschossen.

Hennes Weiss und Stefan Hiess

Claudio Farkasch/Lichtschalter

Diese zwei Männer hatten in den letzten Tagen nicht sehr viel Schlaf: Hennes Weiss und Stefan Hiess.