Erstellt am: 23. 5. 2013 - 20:13 Uhr
Fußball-Journal '13. Eintrag 18.
Das ist das Journal '13, meine regelmäßige Web-Äußerung in ungeraden Jahren. Im Gegensatz zu 2003, '05, '07, 2009 und 2011 heuer nicht täglich.
Heute wieder mit einem Eintrag ins Fußball-Journal 13: Teil 2 der traditionellen Aufarbeitung der gestrigen Kaderbekanntgabe-Pressekonferenz des ÖFB zum WM-Qualifikations-Ländermatch gegen Schweden (7.6., Wien).
Hier alle Infos zum Schweden-Kader der A-Nationalmannschaft.
Das U21-Team (Jahrgang 92/93) spielt ab 4. Juli ein Kurz-Turnier in Kiev (den Lobanovskiy Cup) - zuerst gegen Tschechien, dann gegen Sieger/Verlierer von Ukraine - Slowakei.
Der Kader von Coach Werner Gregoritsch:
Tor: Samuel Radlinger (Hannover/D), Christoph Riegler (St. Pölten), Richard Strebinger (Werder/D). Auf Abruf: Cican Stankovic (Horn).
Abwehr: Patrick Farkas (Mattersburg), Bernhard Janeczek (Gladbach/D), Florian Neuhold (Altach), Lukas Spendlhofer (Inter Mailand/ITA), Martin Hinteregger (Salzburg), Thomas Weber (Admira), Christian Schilling (Inns-bruck). Auf Abruf: Gerald Peinsipp (St.Pölten).
Mittelfeld: Raphael Holzhauser, Kevin Stöger (VfB Stuttgart/D), Marcel Ziegl (Ried), Simon Piesinger (Innsbruck), Stefan Nutz (Grödig), Florian Kainz (Sturm), Daniel Offenbacher (Neustadt), Marcel Ritz-maier (PSV Eindhoven/ NED), Srdan Spiridonovic (Austria). Auf Abruf: Julian Erhart (Altach), Marvin Potzmann (Mattersburg), Peter Tschernegg (Grödig), David Schloffer (Sturm).
Angriff: Marco Djuricin (Hertha/D), Dominik Starkl (Rapid), Toni Vastic, Robert Zulj (Ried). Auf Abruf: Seifedin Chabbi (Hoffenheim/D), Philipp Prosenik (Milan/ITA).
Beim A-Team: David Alaba (Bayern/D).
Marcel Sabitzer (Rapid) ist (ebenso wie Holzhauser und Hinteregger) fürs A-Team auf Abruf nominiert, wurde aber nicht für die U21 berufen, weil er, ebenso wie Michael Gregoritsch (Hoffen-heim/D), als Jahrgang 94 die EM-Qualifikations-Runde der U19 bestreiten kann, die von 5. - 10. Juni in Traiskirchen stattfindet. Gegner sind Bosnien, Schweden und Frankreich.
Verletzt: Matthias Maak (Neustadt), Lukas Rath (Mattersburg), Gernot Trauner (Ried), Tobias Kainz (Sturm).
Unberücksichtigte Groß-kader-Spieler: Bernhard Hendl (Regensburg/D); Kevin Wimmer (Köln/D), Robert Völkl (Liefering).
Aus dem Großkader gestrichen: Manuel Prietl (Mattersburg), Christoph Knasmüllner (Ingolstadt/ D), Marco Heil (Kalsdorf).
Unberücksichtigt: Dejan Stojanovic (Bologna/ITA); Thomas Ebner (Admira), Moritz Moser (Burghausen/ D), Pius Simma; Julian Rupp (FC Lustenau), Konstantin Kerschbaumer (St.Pölten), Sascha Wörgetter (Innsbruck); Jannick Schibany (St. Pölten), Radovan Mitrovic (Utrecht/NED), Eric Zachhuber, Daniel Luxbacher (Altach), Alexander Aschauer (Liefering), Max Sax (Admira), Rafhinha (RB New York/USA) uam
Unberücksichtigt/verletzt: Christian Pauli (Wilhelmshaven/D).
Im nächsten Fußball-Journal: Geschichten aus dem ÖFB vor dem Schweden-Match, Teil 3 - der Erfahrungs-Schmäh.
Kein Mut für Moritz Leitner
Moritz Leitner hat diesen Samstag Abend keine Zeit: er wird im Wembley-Stadium benötigt, er ist eine der möglichen Alternativen für den angeschlagenen Mario Götze.
Leitner ist Jürgen Klopps Allzweck-Waffe im Mittelfeld. Diese Saison begann er elf Mal das Spiel des BVB, wurde aber zwanzig Mal eingewechselt. Leitner ist versatil, ein echter Mittelfeld-Alleskönner, egal ob als Sechser, Achter, Zehner oder auch als Außenspieler. Leitner ist 20 Jahre alt und der Jüngste des Dortmunder Stammkaders. Er ist Controller und Kreativer zugleich, ein aufbauorientiert denkender Ball-Ablaufer, ein Tempo-Vorgeber, ein Schnittstellen-Passgeber, Klopps Benjamin und Lieblingsschüler.
Moritz Leitner war als zentraler Mittelfeld-Partner von Klubkollegen Gündogan und Lewis Holtby wesentlicher Bestandteil des deutschen U21-Teams, das sich für die Anfang Juni beginnende U21-Euro qualifizieren konnte.
Die deutsche U21 braucht den BVB-Jungstar nicht
EPA, Paco Campos
Im von Coach Rainer Adrion letzte Woche bekanntgegebenen Kader für dieses Turnier fehlt Leitner nun. Erklärungslos. Von Leitner gab es nach dieser maßlosen Enttäuschung nichts zu hören, dafür meldete sich sein Mentor, Jürgen Klopp. "Adrion muss eine ziemlich gute Mannschaft haben, dass er ihn nicht mitnimmt. Der Junge ist tief enttäuscht. Das hat schon richtig eingeschlagen." zitiert der Kicker Klopp.
Den dort als Gerücht angesprochenen Problemen (abfällige Bemerkungen und Zoff im Mannschaftskreis, hochbegabt, aber launisch) widerspricht der BVB heftig und offiziell: "Dann kennt er den Spieler nicht richtig. Charakterlich kann ich Moritz ein erstklassiges Zeugnis ausstellen." wird Michael Zorc, der Dortmund-Manager, zitiert. "Moritz ist ein toller Typ, hat sich als Spieler und Persönlichkeit toll entwickelt", sagt Jürgen Klopp.
Warum erzähle ich das?
Moritz Leitner spielt seit der U19 in deutschen Jugendnationalmannschaften. Davor wurde er allerdings (bis in die U17) vom ÖFB berufen. Der in München geborene Leitner hat nämlich eine österreichische Mutter.
Bis zur U17 hat Leitner für Österreich gespielt
Leitner könnte auch für die nächste deutsche U21 spielen, also auch nach der verpassten Euro weitermachen - allerdings bliebe Adrion, fixes Mitglied der Löw-Clique, sein Trainer. "Ob die Enttäuschung die Gedanken an einen Verbandswechsel neu befeuert, bleibt abzuwarten." sagt der Kicker. Denn rund um Leitner wird spekuliert, seit er als BVB-Leihgabe beim FC Augsburg durchstartete.
Anders als im Fall von Jonathan Schmid, wo man schlicht zu spät dran ist, zeigt sich ÖFB-Sportdirektor Ruttensteiner im Fall Leitner schon 2011 durchaus vorbereitet. Zitat: "Wenn er sagt, er will für uns spielen, dann sind wir sofort da und zeigen Interesse."
Die Grundlagen (Staatsbürgerschaft etc) sollten also - anders als im Fall Schmid - geklärt sein.
Und der Anlass für das "sofort da"-Sein, der wäre jüngst gegeben. Eine bessere Gelegenheit als einen jungen Mann, der vom Vaterland, das ihn aussperrt, gefrustet ist, mit einer Länderspiel-Option in sein Mutterland zu locken, gibt es nicht. Mehr Motivation wird sich in den nächsten Jahren nicht ergeben.
Nun könnte man ihn für den ÖFB zurückgewinnen
Ist der ÖFB also nun aktiv geworden?
Nein.
Denn nur eine schnelle Reaktion wäre sinnvoll gewesen, Zaudern und Zögern bringt nix: die Schweden-Einberufung ist die letzte Chance vor dem Herbst, ein diesbezügliches Zeichen zu setzen - und im September kann alles wieder ganz anders ausschauen.
Man hat das Zeitfenster um Moritz Leitner, den anderen Champions League-Finalisten, dieses Jahres wieder zum Österreicher zu machen, also verpasst. Und für alle, die den Lesens und Interpretierens mächtig sind, ist das auch nicht verwunderlich. Ruttensteiners Sprache verrät es: da ist nicht von Aktivität und Handeln die Rede, sondern von einem Interesse, das dann da wäre, wenn der Spieler sich commiten würde.
Diese Passivität zieht sich durch alle Aussagen, nicht nur hier, Scouting und Datenbanken-Nutzung betreffend - sie ist ein Grundpfeiler der aktuellen, seit Jahren gewachsenen Passivität des ÖFB, die sich dann auch in den bestgemeinten Projekten niederschlägt.
Dafür müsste der Verband aber aktiv werden und riskieren
Für Moritz Leitner bedeutet dies alles die Auswahl zwischen Skylla und Charybdis, a rock and a hard place. Zwischen dem DFB unter Federführung von Coach Adrion, der sich als moralisierende Instanz sieht und einem seit Jahren inaktiven, Interesse immer nur andeutenden, Leitner nie ernsthaft ins Vertrauen ziehenden ÖFB, der von sich selber genau nichts unternimmt. Schöne Scheiße.
Womöglich hat der ÖFB auch Angst, es sich mit dem großen deutschen Bruder, der Österreich bei Kooperationen und auch sonstwie immer stark entgegenkommt, zu verscherzen. Denn natürlich wäre eine Einberufung von Leitner, egal ob ins A-Team oder zur U21, die - parallel zur Euro - ein kleines Einladungs-Turnier in der Ukraine spielt, ein kleiner Affront gewesen.
Das ist aber zu unösterreichisch. Weshalb nix passiert.
Allerdings hätte diese kleine Provokation dem direkten Gruppen-Gegner Deutschland auch ein schönes Signal geschickt: Wir kämpfen auf jeder Ebene um jeden Punkt und jeden Mann. Mit deutschen Tugenden sozusagen.
Diese Chance wurde dieser Tage vertan. Nicht nur die auf ein junges Supertalent, das - egal, ob er nun im Champions League-Finale zum Einsatz kommt oder nicht - die Nationalmannschaft mittel- und langfristig verstärken kann; sondern auch die auf ein offensives Zeichen in der Auseinandersetzung mit den Deutschen. Und natürlich hat auch der ÖFB (wieder) eine Chance vertan, von seiner verschlafen-passiven Grundhaltung in die eines wachen, regen und aktiven Players zu wechseln.