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Petra Erdmann

Im Kino und auf Filmfestivals

22. 5. 2013 - 18:07

Après Mai – Die Wilde Zeit

Wir bitten zur FM4 Kinopremiere des Coming of Age Dramas "Aprés Mai – Die Wilde Zeit". Hier gibt es Tickets zu gewinnen!

In "Après Mai – Die Wilde Zeit" experimentiert eine Freundesgruppe von 19jährigen mit Drogen, theoretischen Texten, ihrem Liebesleben und tastet sich langsam und noch orientierungslos ins Berufsleben vor. Es ist ein frisches und ungeschminktes Darsteller-Ensemble in "Aprés Mai – Die Wilde Zeit", das den Film traumwandlerisch und authentisch prägt.

Die Jugendlichen im Coming of Age Drama "Aprés Mai – Die Wilde Zeit" sind rebellische Schüler, Anarchisten, Trotzkisten, Maoisten, Hippies, Situationisten, Anti-Imperialisten oder alles zusammen. Der Franzose Olivier Assayas hat seinen aktuellen Film in Paris angesiedelt, Anfang der 70er Jahre in Zeiten des sozialen Um- und Aufbruchs. Seine Hauptfigur (und sein Alter Ego) heißt Gilles (Clément Métayer). Gilles zeichnet manisch in seinem Zimmer wie das auch Regisseur Assayas in seiner Teenagerzeit getan hat. Er philosophiert mit seiner Junkie-Freundin Laure (Carole Combes) oder sprayt sein Schulgebäude mit politischen Parolen voll.

straßenschlacht

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Olivier Assayas ist ein brillanter und feinfühliger Chronist von Popkultur- und Politgeschichte. In „Après Mai – Die Wilde Zeit“ streift er intime adoleszente Stimmungen ebenso intensiv wie die klare Denke seiner jungen Charaktere. Sie alle schlagen in stürmischen Zeiten leidenschaftlich unterschiedliche und noch vage Lebensrichtungen ein.

Bevor der 58jährige Olivier Assayas "Après Mai – Die Wilde Zeit" gedreht hat, hat er ein mehrstündiges Biopicture über den Linksterroristen der 70er Jahre "Carlos" realisiert. Beide Filme kreisen um die Ära der 68er Studentenrevolte und ihre politischen Ausläufe Anfang der 70erJahre.

Petra Erdmann: Welche persönliche Bedeutung haben die 1970er für Sie?

Olivier Assayas: Es sind meine Teenagerjahre. Ich wuchs in einer faszinierenden Zeit voller Chaos auf. "Carlos“ zu realisieren war faszinierend, großartig, aber es hat mir was gefehlt. Mir fehlte meine eigene Perspektive auf diese Jahre, so wie ich sie erlebt habe. Denn Carlos war nur die eine Seite der 1970er – er ist zynisch, ein gewalttätiger Charakter, der schlussendlich als Geheimagent endet. Aber das war nicht die Seite der Politik, die wir wahrgenommen haben, als wir in der Schule waren. Wir haben einen Glauben daran entwickelt, dass unsere Generation die Welt verändern würde, und zumindest ein bisschen was davon wollte ich wieder auferstehen lassen. Ein bisschen was davon, wie die Politik in diesen Jahren war, die Gegenkultur und auch wie ich diese Jahre überlebt habe.

Olivier Assayas

cc by Manfred Werner

Olivier Assayas 2012 auf der Viennale.

Warum sind Sie froh, diese Jahre überlebt zu haben. Sie klingen doch auch spannend?

Die 1970 waren anders als sie der Jugend heute präsentiert werden, es war eine harte Zeit. Du bist in einer Welt aufgewachsen, in der es nichts gab, woran du dich anlehnen konntest. Es wurde von dir erwartet, dass du nicht daran glaubst was dir die Gesellschaft erzählt und du konntest ihre Werte nicht mittragen. Du hattest kein Vertrauen in das, was du in der Schule gelernt hast.

Was wirklich wertvoll war, war der gemeinsame Glaube deiner Generation und darin ging es um die Neu-Erfindung der Welt, um die Neu-Erfindung von dem, was du mit deinem eigenen Leben anstellst. So viele Leute sind hinausgegangen um mit ihrem eigenen Leben zu experimentieren. Sie sind sehr weit gegangen und einige von ihnen sind nie zurück gekommen. Es war eine Generation mit vielen Opfern. Dass ich die 1970er überlebt habe schulde ich meiner Kunst. Ich hatte etwas, wo ich mich anhalten konnte im Auge des Sturms.

In den 1970ern gab es keine Vorstellung davon, sich eine eigene Karriere aufzubauen. Man hatte einfach keine Vorstellung davon, was die Zukunft bringen würde und man wollte auf keinen Fall die mögliche Zukunft, die die Gesellschaft für einen bereit hielt. Man glaubte an eine Revolution, die kurz bevor steht und man wollte ein Teil von ihr sein. Das war die Zukunft, die einzig mögliche Zukunft. Ich selbst habe nicht an eine Karriere geglaubt. Ich habe nie daran geglaubt dass ich einen Beruf erlernen würde oder dass das, was ich in der Schule oder auf der Universität lernen würde irgendeinen Nutzen hätte in meinem späteren Leben.

junge leute auf der wiese

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Aber würden Sie nicht sagen, dass das auch eine Art von Freiheit bedeutet hat? Oder gab es irgendwelchen Druck?

Natürlich, wir glaubten an die Freiheit und die Freiheit die wir hatten war unser wertvollster Besitz. Aber Freiheit ist auch unheimlich. Ich hatte gehofft ein Maler zu werden, vielleicht ein Filmemacher, aber ich war total weit weg von all dem. Alles war extrem abstrakt.

Am Ende ihres Filmes "Apres Mai – Die Wild Zeit" arbeitet ihr Hauptdarsteller Gilles am Set eines B-Movies. Die 60er waren auch eine wichtige Zeit für das Kino, das damals große Veränderungen durchmachte. Sie waren damals um die 15 Jahre alt. Wie hat diese Zeit ihre Arbeit als Filmemacher beeinflusst?

Die Revolution im Kino war damals schon vorbei. Sie geschah bereits Anfang der 1960er Jahre mit der französischen Nouvelle Vague, und den experimentellen amerikanischen Filmemachern. Damals gab es zwei Arten Filme zu machen, entweder man arbeitete für die Industrie oder machte Independent-Filme. Mein Vater (Jaques Rémy, Drehbuchautor und Regisseur, Anm.) wollte mich ins kommerzielle Kino stoßen. Als ich dann zu verstehen begonnen habe was ich am Kino liebe, was mich am Kino anzieht, wurde sofort klar, dass es Independent-Filme und filmische Experimente sind. Das waren die Filme die ich liebte, die Filme die irgendwie mit dem Ambiente der 1970er verknüpft waren. Ich war damals politisch sehr engagiert, eben teil der gegenkultur, mit der ich mich gut identifizieren konnte.

Karten zu verlosen

Wir verlosen 50x2 Tickets für die FM4 Kinopremiere von "Après Mai - Die Wilde Zeit" OmU am Montag 27.5. um 20:00 im Wiener Filmcasino unter all jenen die folgende Frage richtig beantworten können:

Welches Filmfestival wurde aufgrund der Mai-Unruhen 1968 abgebrochen?

Die richtige Antwort: Die Filmfestspiele von Cannes.

Die GewinnerInnen wurden bereits via E-Mail verständigt