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Maria Motter Graz

Bücher, Bilder, Kritzeleien. Und die Menschen dazu.

23. 5. 2013 - 11:39

Von Astronauten und Stop-Motion

Zum dritten Mal bringt "Kinder der Iris" heimische Musikvideos auf DVD - und auf einen größeren Screen.

Ausschnitt des "Kinder der Iris"-Flyers zeigt Zeichnung zweier Kinder in altmodischer Schuluniform, die statt Köpfen Fernseher auf haben

Iris Moustakidis

"Kinder der Iris" - ein Musikvideo-Abend heimischer Formationen und eine DVD-Compilation,
24. Mai, 20 Uhr (pünktlich), p.p.c., Graz.

Moderieren werden die Schauspielerin Martina Zinner und Fritz Ostermayer. Eintritt frei.

Eine Stunde 47 Minuten dauert der Dreh, so lange hat der Akku der Kamera gehalten. Koenigleopolds "Kohlhauser" irritiert in der Videofassung wunderbar. Lukas König und Leo Riegler, zusammen Koenigleopold, liegen in Bikini und Badeanzug im Wald. Anwesend war einzig noch ein Kameramann. Wie kamen sie auf die Idee? "Wir haben perfekte Bikinifiguren. Wir wollten uns auf unsere Körper reduzieren. Ein Beispiel feministischster Grazie", so die Antwort im Staccato-Stil aus dem Studio. Mit dem Schauplatz Wald schwinge immer etwas Unheimliches mit. "Vor allem, nachdem man die Werke von Alois Mosbacher gesehen hat."

Klingt nach Konzeptkunstwerk. Damit ist König Leopold nicht alleine. Das Video zu "Kohlhauser" ist eines von sechzehn, die nun als Compilation "Kinder der Iris" auf DVD erscheinen. Die Kunstinitiative und Künstlervereinigung Intro-Graz-Spection trägt zum dritten Mal Videos mit steirischem Ursprungsbezug zusammen, die sie für die "gelungensten, schrägsten, innovativsten" erachtet. 85 Bands schrieb die Intro-Graz-Spection an und hat ihre Auswahl auf DVD dramaturgisch aufgebaut.

Abgesehen von der Frage, wozu es von Videos, die jede und jeder auf YouTube findet, noch eine DVD braucht: Die kuratierten "Kinder der Iris" machen bewusst, dass es doch und noch viel mehr Videos heimischer Produktion gibt, die beeindrucken.

Wichtig waren Videos schon immer. Musikvideos zu eigenen Stücken zu haben, sei gegenwärtig sehr relevant, konstatieren Koenigleopold: "Obwohl wir heute Youtube lieben, den mächtigen Konzern. Und der einzige, der noch Geld macht mit dem Musikbusiness."

Es geht immer ums Vollenden

Von Produktionsmitteln im finanziellen Sinn kann hier nicht die Rede sein. Allen voran und fast ausschließlich steckt in diesen Videos die Liebe zum bewegten Bild und ungezählte unbezahlte Arbeitsstunden. Wunderbar und zugleich traurig bringt dies das Stop-Motion-Werk zu Maneki Nekoč' "My Advice" zum Ausdruck: "Noch unvollendet, da uns die Finanzierung (Zeit) ausgegangen ist".

Kleine Filmkunstförderungen des Landes sind bzw. darum anzusuchen wäre gefragt.

"Kinder der Iris 3" reicht von The Base mit "Scooter Boy" über
Mile me Deaf mit "Call Us Rats" zu "The Raincloud" von Ratrock Tot Sint Jans, das Sehgewohnheiten einen Dämpfer versetzt und eine Geduldprobe ist.
Monica Reyes ist mit ihrem 2010er "Exfreund Song" vertreten - inzwischen gibt es längst Videos, die der bildende Künstler Clemens Krauss und Regisseur Marcus Schleinzer für sie umgesetzt haben.

Effi bekam das Stop-Motion-Werk zu "Bye Baby" von Janine Koth und Clara Wolf geschenkt. Mitwirkung war allerdings gefragt, die Dreharbeiten dauerten sechs Tage. Zusammengesetzt ist es aus 2000 Fotos. Das macht einen garantierten Fixplatz auf "Kinder der Iris 3".

Für die aktuelle Single "Bloom" unternahm der Sänger und Musiker Thomas Petritsch einen Ausflug mit dem Team von Kaiserschitt Film. Nicht fehlen durfte der Astronaut. Den hatte Katharina Oberegger auf Effis Idee hin ausgestattet: Mit Helm und Anzug, wie es sich für einen Astronauten gehört. Nun wurde der Wunsch nach einer Roboterfrau an Katharina Oberegger herangetragen.

In drei Tagen schuf die Studentin für Bühnengestaltung die Roboterdame. Am Kopf eine Schraube zum Aufziehen, die Locken aus alten OP-Schläuchen - gefunden bei einem Grazer Recycling Center - die Ohren aus zerlegten Kopfhörern und die Hosen- wie Armteile aus Entlüftungsrohren. Schließlich das Kleid aus Pappe.

Videodreh mit Astronauten und Roboterfrau in Minimundus vor startender Rakete

Katharina Oberegger

Four, three, two..
Dreh mit Astronaut und Roboterfrau für Effis Video "Bloom"

Katharina Oberegger

.. Spezialeffekte, made in Minimundus!
Videodreh für Effis "Bloom": Kaiserschnitt Film-Team mit Schauspielern in Astronauten und Roboterkostüm in Minimundus

Katharina Oberegger

Release via Video

Astronauten hat auch Klumzy Tung in "Shoot You To The Ground", Nummer Acht seiner Videoserie zum Soloalbum "Happy Accidents". Das wird Lied für Lied samt Video veröffentlicht.

Weil sich Videos wesentlich schneller verbreiten als Lieder, begleiten Clips Max Mins Veröffentlichungen. Die Songs bekommen HörerInnen gegen Bekanntgabge der Emailadresse kostenfrei als Download.

Neben Tracks zu Bitcoin oder auf Google Doodle-Moog gespielt findet sich von Max Min "When we’re gone" auf Youtube. Gedreht in Eigenregie mit dem iPhone und in der Ästhetik eines Fan-Videos, das Momentaufnahmen zum Gefühl des Songs fügt: ausgestopfte Antilopen im Museum, Brooklyns Skyline und inmitten eines Open-Air-Publikums auf Governors Island singt Max Min melancholisch-apokalyptische Lyrics. Das Ausleben eines Indie-Musiker-Klischees - und wunderschön. Zu "When we’re gone" inspirierte ihn Alan Weismans Bestseller-Sachbuch "Die Welt ohne uns".

Eine vierte Edition von "Kinder der Iris" scheint vorprogrammiert. Es ginge sich vielleicht sogar ein Special zur Achtziger-Vorliebe aus.