Erstellt am: 22. 5. 2013 - 14:23 Uhr
Fußball-Journal '13. Eintrag 17.
Das ist das Journal '13, meine regelmäßige Web-Äußerung in ungeraden Jahren. Im Gegensatz zu 2003, '05, '07, 2009 und 2011 heuer nicht täglich.
Heute wieder mit einem Eintrag ins Fußball-Journal 13: der traditionellen Aufarbeitung der heutigen Kaderbekanntgabe-Pressekonferenz des ÖFB zum WM-Qualifikations-Ländermatch gegen Schweden (7.6., Wien).
Tor: Robert Almer (Düssel-dorf/D), Heinz Lindner (Austria), Ramazan Özcan (Ingolstadt/D). Auf Abruf: Thomas Gebauer (Ried).
Abwehr: György Garics (Bologna/ITA), Florian Klein, Franz Schiemer (Salzburg), Aleksandar Dragovic (Basel/SUI), Emanuel Pogatetz (West Ham/ENG), Sebastian Prödl (Werder/D), Manuel Ortlechner, Markus Suttner (Austria), Christian Fuchs (Schalke/D). Auf Abruf: Thomas Hinum (Ried), Michael Madl (Sturm), Martin Hinteregger, Andreas Ulmer (Salzburg).
Mittelfeld: David Alaba (Bayern/D), Christoph Leitgeb (Salzburg), Julian Baumgartlinger, Andreas Ivanschitz (Mainz/D), Jakob Jantscher (Din. Moskau/ RUS), Zlatko Junuzovic, Marko Arnautovic (Werder/ D), Martin Harnik (Stuttgart/ D). Auf Abruf: Raphael Holzhauser (Stuttgart/D), Florian Mader, Alexander Gorgon, Alexander Grün-wald (Austria), Guido Burgstaller (Rapid).
Angriff: Philipp Hosiner (Austria), Marc Janko (Trabzonspor/TUR), Andreas Weimann (Aston Villa/ENG). Auf Abruf: Marcel Sabitzer (Rapid), Rubin Okotie (Sturm). Patrick Bürger (Matters-burg).
Gesperrt: Veli Kavlak (Besiktas/TUR).
Verletzt: Yasin Pehlivan (Gaziantepspor/TUR), Muhammed Ildiz (Nürn-berg/D), Jürgen Säumel, Andreas Hölzl (Sturm), Deni Alar (Rapid).
Rücktritt: Alexander Manninger (Augsburg/ D), Martin Stranzl (Gladbach/ D), Paul Scharner (Wigan/ ENG).
Unangefragt: Moritz Leitner (Dortmund/D).
Unberücksichtigt: Michael Gspurning (Seattle/USA), Lukas Königshofer (Rapid), Christian Gratzei (Sturm), Jörg Siebenhandl (SCWN), Robert Olejnik (Peter-borough/ENG), Dejan Stojanovic (Bologna/ITA); Ekrem Dag (Gaziantep/ TUR), Florian Hart (Sönder jyskE/DEN), Markus Berger (Odessa/UKR), Georg Margreitter (Wolverhamp-ton/ENG), Kevin Wimmer (Köln/D), Thomas Reifelts-hammer (Ried), Mario Sonnleitner (Rapid), Niklas Hoheneder (Leipzig/D), Tanyu Kayhan (Mersin/ TUR), Andreas Iberts-berger (Duisburg/D); Johnny Ertl (Portsmouth/ ENG), Anel Hadzic (Ried), Christian Klem, Manuel Weber, Tobias Kainz (Sturm), Christopher Trimmel, Stefan Kulovits (Rapid), Daniel Royer (Köln/D), Georg Teigl (Salzburg), Darko Bodul (Odense/DEN), Christoph Knasmüllner (Ingolstadt/ D), Marcel Büchel (Cremo-nese/ITA), Tomas Simkovic (Austria), Daniel Beichler (Sandhausen/D), Ümit Korkmaz (Ingolstadt/D), Martin Pusic (Brann/NOR), Christopher Drazan; Erwin Hoffer (Kaiserslautern/D), Stefan Maierhofer (Köln/D), Roland Linz (Muangthong/ THAI), Adthe Nuhiu (Eskisehir/TUR), Roman Kienast (Austria), Thomas Pichlmann (Spezia/ITA).
Die U21 spielt ab 4. Juni ein Turnier in der Ukraine (ua mit Hinteregger, Holz-hauser, Spendlhofer, Flo Kainz und Ritzmaier).
Geschichten aus dem ÖFB. 1: Kollers YB-Manöver
12 Uhr 22: "Es haben Gespräche stattgefunden", sagt Marcel Koller dort, wo er auch ausweichen oder eine Floskel verwenden hätte können. Gespräche mit YB, den Young Boys aus Bern, dem Schweizer Traditionsclub, aktuell 7. der Super-League. Und das mittendrin in der heißen Phase der WM-Qualifikation Österreichs.
Meint es der ÖFB-Teamchef, weil er nicht das hierzulande übliche Verschleierungs-Vokabular verwendet, also umso ernster mit seinem Abgang zu Jahresende?
Hören wir ihm weiter zu.
12 Uhr 25: "Ich bin gerne in Österreich. Aber der Vertrag läuft im Dezember aus. Ich will, ich muss wissen was dann passiert", sagt Koller erklärend. Und mit dem Nachsatz, dass er eigentlich keine Diskussionen darüber führen möchte.
Erzeuge ein Eifersuchts-Szenario und rede darüber
Dafür, dass er nicht über das Interesse der Schweizer an ihm und sein Interesse an einem Liga-Job in der Schweiz reden wollte, verlor Koller ganz schön viele Worte darüber. Auch wenn er versuchte, die Stimmungslage dazu möglichst eisig zu gestalten - was ihm, dem immer freundlich tönenden Schweizer, nur unzureichend gelang.
Was derlei Geplänkel in Österreich bedeutet, ist klar. Nehmen wir an, dass es eine gesprächskulturelle Differenz zwischen Österreich und der Schweiz gibt, dass dort Wahrheit, Konstanz und Nachhaltigkeit wirklich (und nicht nur auf dem Papier) etwas zählen. Nicht lachen und Schlagworte wie Schurkenstaat, Finanzdrehscheibe des internationale Verbrechens, Tschagajew oder Constantin durcheinanderschreien, wir nehmen es ja nur an, ganz theoretisch.
Halte deinem lavierenden Konterpart den Spiegel vor
YB-Sportchef Fredy Bickel (übrigens ein ehemaliger Journalist) und Koller sind zumindest gute alte Bekannte; Koller wurde bereits vor Jahresfrist als Wunsch-Kandidat lanciert. Da er aber aktuell nicht frei ist, wird sich Bickel anderswie behelfen. Und da Koller für YB auch noch zu teuer scheint, ist auch ein Engagement im nächsten Winter unwahrscheinlich.
Der ÖFB könnte das Gegrummel durch eine Vertragsverlängerung beenden; tut er aber nicht. Und zwar weil Präsident Leo Windtner die Bundeshauptversammlung im Juni abwarten will (danke an Kollegen Fiala für den diesbezüglichen Hinweis). Dort möchte er mit einem anständigen Auftrag/Mandat wiedergewählt werden; am liebsten auf einem zweiten Tabellenplatz liegend. Der ist bei einem Sieg gegen Schweden gesichert; bei einem Remis oder gar einer Niederlage fällt das ÖFB-Team auf Platz vier zurück; und muss dann im September gen Deutschland ziehen. Das sieht weniger lässig aus.
Suche die Ergebnisorientierung und lote die Stimmung aus
Also hält sich Windtner alle Optionen offen: bei einem Sieg über die Ibrahimovic-Truppe wird er "seinen" Mann, Koller eben, im Juni auf der Hauptversammlung auf den Schild heben und einen Vertrag bis 2016 machen; bei einer Niederlage wird er ihm für die gute Aufbauarbeit danken und den Vertrag ausrinnen lassen; bei einem Remis kommt es auf die Stimmung vorort an, der er dann nachgeben wird.
Windtner ist nämlich kein selbstbestimmter und selbstbewusster Präsident der Marke Mauhart. Der hätte den Koller-Vertrag (wenn er sich für den Weg mit diesem Mann entschieden hätte) auch locker ein paar Tage vor der ÖFB-Versammlung verlängert, wurscht, wie sehr die lokalen Fürsten und Wichtigtuer dann vor Ärger zappeln. Windtner ist ein Politiker-Typus älteren Schlags, durch zahllose Erfahrungen in der Provinz geprägt: immer auf die Stimmung achten, Entscheidungen so breit wie möglich absichern, nix riskieren und immer Sündenböcke bereithalten.
Zeige was für ein gefragter Kapazunder du bist
Für Koller ist das natürlich ärgerlich. Er ist jemand, dem die NZZ konstatiert, seit Happel der erste ÖFB-Teamchef zu sein der den Job unbeschädigt verlassen könnte, und trotzdem wird mit ihm herumgespielt. Einem Zauderer dieser Sorte muss Koller eine ganz ähnliche Vorgangsweise entgegnen: lavieren, absichern, im Unklaren lassen, die Diva spielen.
Fakt ist, dass die YB-Verhandlungen zwar einen kleinen Kern an Ernsthaftigkeit enthalten, zum großem Teil aber inszenierte Scharade sind. Fakt ist, dass dies vielleicht nicht Windtner, aber Teilen des ÖFB sehr wohl bewusst ist, dass es aber nicht um die interne Wahrheit, sondern um die Reaktionen in den Medien (die das YB-Manöver natürlich recht ungefiltert weitertragen) und die daraus folgende Stimmung im Fußball-Land geht.
Nutze die Hinterfrag-Blockade der Mainstream-Medien
Die Frage aber, die sich mir aber in allererster Linie stellt: Wieso ist diese Taktik, sowohl die von Windtner als auch die von Koller so leicht lesbar? Wieso ist vor allem die von Koller so wenig raffiniert?
Und: Wie gewieft wird jemand, der eine so durchsichtige Strategie wählt, seine Mannschaft in ein Spiel führen, das fast ausschließlich über eine präzis ausgewählte Taktik und einen nicht sofort durchschaubaren Matchplan gewonnen werden kann?
Denn: Schweden, ein Team, dessen System seinen Spielern bereits genetisch implementiert wird, ist nicht mit den Phrasen-Tugenden wie Kampf und Einsatz beizukommen, auch nicht mit einer höheren spielerischen Klasse (und zwar weil das ÖFB-Team die nicht in ausreichendem Maße hat), sondern eben nur durch ein paar gut angesetzte, überraschend durchgeführte und vorsätzlich inszenierte taktische Tricks.
Schwedens 4-4-Ibrahimovic-1 ist offensiv auf einen Einzelnen zugeschnitten, kann aber (vor allem wenn der zentrale Källström sich offensiv orientiert) auch zu einem brutal pressenden 4-1-3-2-Ungetüm werden - Deutschland kann davon ein 4zu4-Lied singen.
Darauf muss Koller eine Antwort einfallen, eine strategische und ganz konkret-taktische.
Und zwar eine, die nicht so leicht zu durchschauen ist wie Kollers YB-Manöver.