Erstellt am: 21. 5. 2013 - 05:30 Uhr
Ray Manzarek 1939-2013
Als Montagabend (Eastern Time) die ersten Social-Media-Meldungen über das Ableben Ray Manzareks durchs Netz geisterten, misstrauten nicht wenige Facebook-Friends und Twitter-Followers der traurigen Nachricht. Ist Manzareks Twitter Account gehackt worden? Kursierten die vergangenen Wochen nicht Todes-Hoaxes ūber den Schwerkranken im Netz? So wie immer wieder über Morgan Freeman? Der Check bei der in Sachen Todesmeldungen schnellsten und oft auch zuverlässigsten Quelle bestätigte allerdings das Netzgeflüster: Die berüchtigte Wikipedia-Kopfzeile weist beim Eintrag von Manzarek mittlerweile folgende Lebensdaten aus.
"Raymond Daniel Manczarek, Jr., known as Ray Manzarek (February 12, 1939 – May 20, 2013[1]), was an American musician, singer, producer, film director, writer, and co-founder and keyboardist of The Doors from 1965 to 1973, Nite City from 1977–1978 and Manzarek-Krieger since 2001. Manzarek died on May 20, 2013, of complications related to bile duct cancer.[2]"
raymanzarek.us
Wenig später folgte die Bestätigung durch sein Management. Ray Manzarek war der große Tastenmann der Doors sowie das künstlerische und emotionale Pendant zum Psychedelic-Fürsten Jim Morrison. Anders: ohne Manzarek keine Doors, ohne seine röhrende Vox-Continental-E-Orgel kein The Doors Signiture Sound.
Manzarek gründete 1965 im kalifornischen Venice Beach mit Morrison eine der (auch in Verkaufszahlen gemessen) erfolgreichsten Rockbands der sechziger Jahre. Der stets wie ein Rockprofessor auftretende Tastenmeister rollte nicht nur den Soundteppich für den ausschweifenden Gesang und die dionysischen Bühneneskapaden des Sängerpoeten Morrison aus. Manzarek war überdies aus Ermangelung eines Bassisten häufig mit seiner zweiten Hand für die Grooves und tiefen Töne zuständig, die er einem Fender Rhodes entlockte. Sein am klassischen Kirchenorgel-Spiel angelehnter Stil verlieh dem Sound der Doors einen weihevollen, dunklen Grundton, der perfekt mit den moribunden Vortrag von Jim Morrison korrespondierte.
Gitarrist Robby Krieger musste mit seiner vom Flamenco und Jazz beeinflussten Techik die Hooks und Melodiebögen häufig nur noch elegant umgarnen. Der ebenfalls vom Jazz kommende Drummer John Densmore kompletierte das außergewöhnliche Soundderivat der Doors, das späteren Genres wie Goth Rock aber auch dem Proto-Metal ala Black Sabbath als Vorlage dienen sollte.
Tell the Beach, Ray!
Zum Ableben von Ray Manzarek von den Doors: Der Mitschnitt eines Interviews, das Robert Rotifer im März 2007 mit Manzarek geführt hat.
Nach dem Aus der Doors und diversen Kollaborationen (u.a. mit Echo And The Bunnymen) zog der lange Blonde gemeinsam mit Krieger als Nachlassverwalter durch die Lande. Bis zuletzt glaubte der wohl größte Morrison-Fan überhaupt an den Mythos seiner Band. Mir ist jedenfalls kein zweiter 60s-Veteran bekannt, der trotz der damals üblichen Drogen-Freak-Outs und internen wie externen Daueranschläge auf die Bandexistenz mit einer derart kindlichen Begeisterung zurückblicken konnte. Am Montag ist Ray Manzarek an den Folgen eines langjährigen Nierenkrebsleidens in einer Klinik in Rosenheim, Deutschland gestorben.
Man möge ihm die nun locker auf der Zunge liegenden Zitate aus Morrisons Endlichkeitslyrik ersparen - mit Ausnahme der ersten Zeilen von The End natürlich, oder von When The Music's Over, oder ...