Erstellt am: 21. 5. 2013 - 14:48 Uhr
Künstlerin in Nahaufnahme: Nika Kupyrova
Nika Kupyrova ist eine leidenschaftliche Sammlerin. Aber sie sammelt keine Briefmarken, kein Porzellan oder andere nützliche Dinge, sondern Gegenstände, die auf den ersten Blick keine besondere Funktion aufweisen. Kaputte Uhren ohne Armband. Plastikkristalle von Lampen. Stoff- und Fellreste. Elektroschrott, kaputtes Spielzeug. Gerissene Metallketten, kleine Geldbörsen, kaputte Möbel und defekte Ohrclips.
Dinge, die einfach so auf der Straße liegen, der Nippes, der bis zuletzt ungewollt auf Flohmarktständen vor sich hin vegetiert oder weggeworfen wird. Für Nika Kupyrova sind diese Dinge ganz und gar kein Müll. Findet sie ein "besonderes" Stück, dann hat sie meistens schon eine Idee im Kopf. Eine Idee für eine Skulptur, die sie bauen wird.
Nika Kupyrova
Kaputte Gegenstände, die in unserer Welt zirkulieren, nur einen Steinwurf von der Mülltonne entfernt: In dieser "Twilight Zone" der Bedeutungslosigkeit, in der den Gegenständen ihre Funktion und emotionale Besetzung verloren gegangen ist, findet Nika Kupyrova diese Dinge und haucht ihnen neues Leben ein.
Sind das Tiere? Sind das Fabelwesen? Oder doch nur leblose Kunstobjekte?
"I play with this idea of living and non-living. Where the object stops and the creature begins. It reminds you of something else. It looks like a body part, it's a kind of hint I give the viewer to construct their own narrative in a way."
Nathan Murrell
Hier geht es aber nicht darum der Wegwerfgesellschaft ein politisches Statement entgegenzuhalten, sondern darum, auf poetische Art und Weise neue Geschichten zu erzählen. Nika Kupyrova möchte einen emotionalen Raum schaffen, den die BetrachterInnen abhängig von ihren eigenen Erfahrungen interpretieren dürfen. Und so darf man sich eine eigene Geschichte, ein eigenes Bild oder Puzzle der möglichen Bedeutungen zusammensetzen, so wie die Künstlerin ihre Objekte zusammensetzt. Dass diese Objekte "süß" oder "lustig" wären, das ist übrigens definitiv zu kurz gedacht.
Upcoming exhibition:
"LITTLE BIT OF HISTORY DELETING..."
curated by: Isin Önol
opening: 23. May 2013
open until: 15. July 2013
Galerie Peithner-Lichtenfels
Sonnenfelsgasse 6,
1010 Vienna, Austria
Schon in der Schule hat die Künstlerin, die in am Edinburgh College of Art studiert hat und nun in Wien lebt, ihre Liebe zum collagenartigen Arbeiten entdeckt. Nika Kupyrova ist eigentlich studierte Malerin. Sie hat ihr Studium der Malerei abgeschlossen und für Ihre Gemälde auch diverse Preise abgeräumt. Doch das dreidimensionale Arbeiten hat sie bald mehr interessiert. Und die Fotografie war auch bald mehr als nur ein Mittel zur Dokumentation ihrer Kunstwerke. Und so ist die Kamera bis heute das Hauptmittel zur Inszenierung ihrer Werke. Oft dauert es Stunden, bis Nika Kupyrova ihre Objekte ins rechte Licht gerückt hat, bis die geheimnisvollste Ansicht gegeben ist und der Auslöserknopf gedrückt wird.
Nika Kupyrova
Nicht zuletzt spielen aber auch Träume eine große Rolle in ihren Werken und auch die slawische Mythologie, genauer gesagt die Wesen, die sich durch diese Geschichten bewegen: Entrückte Charaktere, die nicht unbedingt groß und pompös auftreten, sondern unscheinbar und fast unsichtbar ihr Unwesen treiben.
Nika Kupyrova
Das Fremde, das Vertraute, die Grenze zwischen lebendig und starr: Was man in diesen Objekten sehen will, das bleibt jedem selbst überlassen. Sigmund Freud, Salvador Dalí, Toyen und David Lynch hätten aber sicherlich die reinste Freunde daran, an einem Tisch gemeinsam über diese Kunstwerke zu philosophieren.
Entziehen kann man sich der Faszination dieser Arbeiten jedenfalls nicht. Zu sehr locken ihre vertrauten, verführerischen Formen das Auge an:
"There is a sort of sense of humor to it, there is some sort of irony. But it has a kind of nightmarish quality as well. They have this dream logic to it. In a dream something seems rational, but when you try to analize why, then it falls apart again, then it becomes nonsensical again. So let your imagination work!"