Erstellt am: 16. 5. 2013 - 11:47 Uhr
The xx - Live in Wien
Klar, ein kleiner schummriger Club wäre die Traum-Location für viele Fans von The xx. Trotzdem schaffen es die drei Londoner, eine besondere Intimität über die große Konzerthalle des Gasometer zu breiten.
Romy Madley Croft, Oliver Sim und Jamie Smith - die drei ehemaligen Musikschüler - haben sich schon 2009 mit ihrem Debütalbum "xx" in viele Herzen geschummelt. Ganz unaufdringlich, leise und völlig ohne Schlagerschmalz.
Love Love Love
Die Reduktion auf die Emotion ist das Erfolgsrezept von The xx. Ihr Sound funktioniert unterwegs im Kopfhörer, alleine im Wohnzimmer, mit Freunden am Pool im Sommer, auf der Hauptbühne vor tausenden Menschen.
Wie etwa beim Melt! Festival vor drei Jahren in Gräfenhainichen. Da stehen die drei Youngsters konzentriert und souverän auf der Bühne und beweisen, dass man auch ohne viel Blingbling und Gepose wirken kann. Mit nach Hause nehmen The xx damals viele neue Fans. Technokids mit neongrünen Raybans, Indie-Rocker mit schwarzer Seele, verliebt-verklärte Pärchen.
VOLUME/Dominik Schallauer
Alltag raus, The xx rein
Und auch in Wien sind sie alle da: Von den forever21-Girls bis hin zu den ansonsten so hartgesottenen Musikjournalisten, die veträumte Facebook-Statusmeldungen abschießen. The xx also - ähnlich unerschrocken auf der Gasometer-Bühne stehend, mit einer beachtlichen Erfolgsgeschichte im Rücken und einem mittlerweile neuen Album im Gepäck. "Coexist" ist der unaufgeregte gute zweite Longplayer, der nicht an die Offenbarung "xx" herankommt.
Entschleunigung mit kurzem Schleudern
Und das merkt man live streckenweise leider. Denn das limbische System im Hirn des Publikums springt eher bei Traumnummern wie "Vcr", "Islands" oder "Crystalised" an, wo viele zum ersten Mal während des Konzerts lauthals mitsingen. Verständlich irgendwie, denn diese Tracks hat jeder im Publikum bereits verinnerlicht. Jeder hat dazu einen Gedanken, ein besonderes Gefühl in der Magengegend.
VOLUME/Dominik Schallauer
Und dazu tragen maßgeblich die, es scheint zumindest so, seelenverwandten Stimmgeschwister Romy Madley Croft und Oliver Sim bei. Wie perfekt können zwei starke Stimmen eigentlich miteinander harmonieren ohne sich gegenseitig den Rang abzulaufen? Dieser seltene Umstand und natürlich der dreampoppige und dubbige Sound von Jamie Smith funktionieren live dann summa summarum doch. Da gehen sich sogar jamaican steel drums aus und bei den b-Seiten Tracks des zweiten Albums darf man sich auch kurz losreißen und ein Bier holen gehen. Für die Freunde natürlich, denn heute sind alle auf Kuschelkurs.
Wir sind eh fröhlich
Im Interview mit der ZiB meinen The xx, dass sie fröhliche Menschen sind, die traurige Lieder mögen. Das Schlaue an der Band ist, dass sie daraus zwar wohlverdienten Profit schlagen, aber keinen seichten Abverkauf ihres künstlerischen Schaffens einläuten (Ich denke da zum Beispiel an die Coldplays dieser Welt).
VOLUME/Dominik Schallauer
An dieser Stelle sei erwähnt: Dank The xx darf man wieder mutig zu seinen Gefühlen stehen, nicht nur unter vier Augen, sondern auch im Gasometer unter zig anderen. Das Laser-double X, das ab der letzten Nummer bis zur Zugabe im Raum stehen bleibt, hat sich sicher in die Herzen einiger Fans gebrannt. Das darf man schon zugeben, die Hater von The xx lesen das hier eh nicht.
The xx | Try |
The xx | HSAB |
The xx | Crystalised |
The xx | Reunion |
The xx | Far Nearer |
The xx | Sunset |
The xx | Reconsider |
The xx | Missing |
The xx | Fiction |
The xx | Night Time |
The xx | Swept Away |
The xx | Shelter |
The xx | VCR |
The xx | Islands |
The xx | Chained |
The xx | Infinity |
The xx | Intro |
The xx | Angels |