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Anna Masoner

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Anna Masoner

Erkundet als digitale Migrantin Vorzüge und Abgründe der Informationsgesellschaft

14. 5. 2013 - 17:23

Frontline SMS für krisensichere Kommunikation

SMS ist immer noch der weltweit größte digitale Kommunikationsservice. Dank einer Software kann er sogar das Internet ersetzen.

An die 200.000 SMS werden pro Sekunde auf der ganzen Welt verschickt, auch wenn die auf 160 Zeichen limitierten Mitteilungen im Zeitalter von Smartphones und Facebook auf den ersten Blick veraltet wirken. Gerade in Entwicklungsländern, wo Mobiltelefone viel stärker verbreitet sind als Computer, sind SMS das Kommunikationsmedium erster Wahl, sagt Laura Walker Hudson. Sie ist CEO der in Nairobi ansässigen Kiwanja Foundation, die unter anderem das Open Source Programm Frontline SMS entwickelt hat. Das Programm ermöglicht es, Mobiltelefone mit einem Computer zu verbinden. Über diesen können dann SMS verschickt werden.

Per SMS Wilderer jagen

2004 zerbrach sich der Programmierer und spätere Gründer der Kiwanja Foundation Ken Banks darüber den Kopf, wie er in einer Gegend ohne Netzabdeckung schnell und verlässlich Informationen austauschen konnte. Er suchte nach einem Weg, wie Communities im Kruger Nationalpark in Südafrika die Aktivitäten von Wilderern melden können. Ihm fiel auf, wie viele Menschen Mobiltelefone haben, auch an Orten, wo man das gar nicht erwarten würde, sagt Laura Walker Hudson. Seine Idee war nun Communities in entlegenen Gebieten, mit einer robusten und simpel funktionierenden Technik auszurüsten und kreierte dabei die Open Source Software Frontline SMS.

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cc by Flickr-User whiteafrican

Infotool für Bauern und Erdbebenhelfer

Das Prinzip dahinter ist einfach. Mit einem USB Kabel verbindet man das Mobiltelefon mit einem Computer. Über diesen können dann SMS an viele Nutzer gleichzeitig geschickt oder auch Informationen via Textnachrichten gesammelt werden. Die Software wurde 2007 publiziert und ist mittlerweile in 80 Ländern im Einsatz. So setzen etwa Wahlbeobachter in Kenia darauf um Unregelmäßigkeiten oder Zwischenfälle zu melden. Die Software dient aber auch als Informationssystem in Krankenhäusern. Bauern nutzen es, um sich über aktuelle Wetterinformationen oder Getreidepreise auszutauschen. 2010 setzten auch die Einwohner und Helfer in Haiti auf Frontline SMS, um nach dem Erdbeben so Hinweise über Notfälle weiterzugeben.

SMS Credit und SMS Legal

Doch nicht nur Menschen in Entwicklungsländern finden an diesem Werkzeug gefallen. Nach der Erdölkatastrophe in Louisiana 2010 haben etwa die Einsatzkräfte mit Frontline SMS die Putz- und Aufräumarbeiten koordiniert. In Australien nutzen es Aktivisten, um durch den Klimawandel bedingte Veränderungen an bestimmten Küstenabschnitt zu überwachen. In Großbritannien verwendet es eine Künstlergruppe für Installationen.
Mittlerweile sind aus der Plattform zahlreiche Unterprogramme hervorgegangen. Etwa Frontline SMS Credit, mit dem man mobile Bezahlsysteme per SMS nutzen kann oder Frontline SMS Legal, mit dem Anwälte oder Rechtsberatungen Informationen zur Verfügung stellen können. Dezeit testet Laura Walker Hudson, wie Frontline SMS von Bürgerjournalisten genutzt werden kann. Eines ist für sie sicher: Ausgedient hat SMS noch lange nicht.