Erstellt am: 14. 5. 2013 - 16:31 Uhr
Fußball-Journal '13. Eintrag 16.
Das ist das Journal '13, meine regelmäßige Web-Äußerung in ungeraden Jahren. Im Gegensatz zu 2003, '05, '07, 2009 und 2011 heuer nicht täglich.
Heute wieder mit einem Eintrag ins Fußball-Journal 13. Und wieder ist es Markus Schopp, der mich beschäftigt. Und nicht nur, weil ich aktuell gern über ihn befragt werde.
Gerald Gossmann listet hier auf 90minuten.at auf, woran Markus Schopp bei Sturm Graz gerade scheitert.
Es geht um Schopps erstklassige Verankerung im Sturm-Establishment, um die Medienhatz auf den vom selben Klüngel ungeliebten Vorgänger Hyballa, um dessen Vorwürfe, dass Schopps Herangehensweise als Sturms Amateur-Coach eine falsche wäre, um Schopps cleveren Lobbyismus, um sein Namedropping (vor allem was Guardiola betrifft), seine rhetorisch wohltuenden aber inhaltlich schwammigen Aussagen, darum, dass das gesamte Umfeld seine Bilanz (drei Spiele, null Punkte und teilweise verheerendes Auftreten) wegleugnet, darum, dass sogar der unter Hyballa noch als Pflicht ausgegebene Europacup-Platz jetzt unter Schopp offenbar problemlos verloren werden darf und andere von den Mainstream-Medien ungesagte Wahrheiten mehr - und es ist lesenswerter Stoff.
Des Pudels Kern findet sich aber in einer von Grossmann zitierten Aussage nach der an reine Selbstaufgabe erinnernden Niederlage bei der Admira.
Es wäre bedenklich, sagt Schopp da, was ein Gegentreffer Unglaubliches auslößen würde, an Panik und an Angst. Und weiter: "Das sind Prozesse, die ich als Spieler kennen gelernt habe, aber als Trainer stehst du draußen und denkst: Wie könnte ich da jetzt reagieren?"
Er fragt: "Wie könnte ich da jetzt reagieren?"- allen Ernstes
In diesem Satz steckt das gesamte Dilemma der österreichischen Trainer-Kaste. Und die besteht ja immer noch, allem Anti-Ausländer-Gejammer der Branche zum Trotz, vor allem aus verdienstvollen/populären Ex-Spielern, die ohne Coaching-Skills sofort in zentrale Positionen geschossen werden. Auch weil die Trainerausbildung bei ihnen bisher im Schlankerl-Stil durchgeführt, sie also augenzwinkernd durchgewunken wurden.
Schopp stellt sich also jetzt, in der Praxis, die ihn (weil sie die österreichische, also falsche Praxis ist) verfrüht in eine Verantwortung geworfen hat, die Fragen, denen er sich in seiner Ausbildung, in seinen Hospitanzen, Assistentenstellen und den Jobs in den unteren Ligen (die er leider wie all seine Ex-Teamspielerkollegen übersprungen hat) stellen hätte müssen, um jetzt, wo's drauf ankommt, gewappnet zu sein.
Das ist derart entlarvend, dass es weh tut.
Dabei muss gesagt werden, dass Schopp - aufgrund seiner Intelligenz - sein Unvermögen wenigstens erkennen und artikulieren kann. Weniger selbstreflektierte Persönlichkeiten (das Negativbeispiel der letzten Saison, Ivica Vastic etwa) sind selbst davon meilenweit entfernt, was dann automatisch zu realitätsverweigernden Aussagen führt. Schopp erkennt die Realität zumindest an, hat aber kein Mittel. Nicht während des Spiels auf der Bank, aber auch nicht danach.
Die Unfähigkeit des Cheftrainers ein Spiel zu beeinflussen
Genau das ist aber der Job eines Cheftrainers. Hütchen aufstellen, Trainingsprogramme durchspielen, den Übungsleiter machen ist schön und gut - der Weizen, der sich von der Spreu trennt, manifestiert sich aber dann, wenn es um Maßnahmen im Ernstfall geht.
Dass Markus Schopp, der sinnlos zu früh in einen Job, der für ihn zu groß geraten ist, halb gezogen wurde/halb gesunken daherkam, seine Unfähigkeit, das Spiel seiner Mannschaft zu bestimmen, so offensiv herausstellt, ist ebenso bezeichnend.
Denn offenbar hält er diese Ratlosigkeit für legitim. Und das kann nur in einem Gesamtklima erfolgen, dass da eh nix dabei findet. Das passt dann wiederum gut in ein System, das gern ratlose Bankbeamte leiden und nachher Phrasen dreschen sieht, weil das wieder gut zu den oberflächlichen Scheinanalysen der Schein-Experten der Mainstream-Medien passt, was wiederum den Scheinjournalismus der Redaktionen kaschiert.
Insofern profitiert das gesamte System von den schlecht ausgebildeten und ratlosen Trainerlehrbuben.
Naja, fast: die Entwicklung des österreichischen Fußballs leidet massiv darunter, massiv.
Aber ein solches Opfer muss man einer Branche, die Versorgungs-Jobs für ihre verdienten Ex-Spieler kreieren muss, einfach bringen, oder?