Erstellt am: 7. 5. 2013 - 11:51 Uhr
A picobello G'schicht
Zwei steirische Duos hat der FM4 Soundpark gestern ins Studio2 geladen: Viech und Koenigleopold. Bis auf die Tatsache, dass sie alle Steirer sind und jeweils zu zweit ihre Auftritte bestreiten, haben die beiden jedoch eigentlich nur wenig gemeinsam.
Christian Stipkovits
Lauf doch!
Als erstes betreten Viech die Bühne und zwar nicht wie erwartet zu zweit, sondern zu zwölft! Der Computer wurde zu hause gelassen und extra für diese Studio2 Session gegen echte Instrumente und Menschen eingetauscht. Ich sehe ein Glockenspiel, ein Klavier, eine Querflöte, eine Pauke, eine Ziehharmonika, eine Geige, eine Melodika und einen Chor, bestehend aus vier Frauenstimmen.
Ob es schwierig war, die Songs von Viech für so ein - ja ich möchte es schon fast Orchester nennen - zu arrangieren, fragt mein Kollege Clemens Fantur die Band. "Es war recht einfach" ist die knappe und in einem Grinsen verpackte Antwort. Ob einfach oder schwer, ausgezahlt hat es sich auf alle Fälle. Mich persönlich hat man ja mit einem Chor immer sofort gewonnen und auch mit Schlagwerkern, die nach vier vorgetragenen Nummern aussehen, als wären sie einen Marathon gelaufen.
Christian Stipkovits
Christian Stipkovits
Viech scheuen das Pathos nicht und auch nicht das Dramatische. Beim Singen werden die Augen geschlossen, die Haare zerwuschelt, wird mit den Beinen gestampft und werden Gitarren auf Kinnhöhe gespielt - was mich bei anderen Bands die Augen verdrehen lässt, passt hier perfekt und vor allem auch ins Setting des schönen Studios.
Früher haben sie Slayer im Proberaum ihres Gymnasiums gecovert, erzählen die beiden im Interview. Als Viech machen sie erst seit 2011 gemeinsam Musik und dieser Weg steht ihnen gut, auch wenn ich mir so ein Metal-Cover als Zugabe gerne angehört hätte.
Christian Stipkovits
Lutsch meine Eier!
Ganz anders geht es bei der zweiten Band des Abends zur Sache: Koenigleopold. In weißen langen Mänteln ("aus einem japanischen Showman-Geschäft"), shirtless und mit Sonnenbrille entern Lukas und Leo die Studiobühne. Auch das Setting hat sich verändert, wo vorher noch die zwölf Musiker_innen von Viech ihre Instrumente bespielt haben, liegt nun ein riesiger Kabelsalat. Ein Computer, ein Schlagzeug, ein Saxophon, ein Klavier und viele viele Regler - so sieht das aus bei Koenigleopold.
Christian Stipkovits
Das Konzert beginnt mit dem Öffnen einer Schnapsflasche, die dann in einem Zug ausgetrunken wird. (Später wird dann unter Experten_Expertinnen noch gerätselt, was denn da nun wirklich drin war.) "Wir haben uns entschieden heute lauter zu sein." - Koenigleopold wollen den Moment genießen und stellen die Perfektion der Aufnahmesituation hinten an. "I only want that it tastes real good.", heißen die passenden Lyrics.
Musikalisch wird erstmal ein breiter Soundteppich ausgebreitet, auf dem man sich dann suhlt. Die Regler werden von Leo malträtiert, um möglichst viel hohes Quietschen und dumpfes Krachen zu erzeugen, währenddessen bearbeitet Lukas das Schlagzeug und das Keyboard gleichzeitig. Singen, oder eher rappen, oder eher erzählen, das tun beide. Die Münder des Publikums stehen zuerst offen vor Staunen, formen sich dann zu leichten Lächeln und arten später in lautes Gelächter aus. Das ist aber kein Auslachen, sondern ein Mit-Lachen, ein Amüsiert-Werden und -Sein.
Christian Stipkovits
Christian Stipkovits
"Wir spielen selten vor einem Publikum, das wirklich zuhört.", erzählen mir die beiden vor der Session im Interview. Meistens seien sie in Clubs, wo laut geredet und getrunken wird. Hier im Studio2 ist alles anders. Die Menschen sind aufmerksamer als bei anderen Konzerten, man ist näher dran an den Künstlern und an ihrer Kunst.
So merkt man auch, dass Koenigleopold bei Live-Auftritten textlich Bezüge zueinander schaffen, oder auf ihren Tontechniker. "Luki, hol da bitte amol a Pornoheftl.", wird da der Schlagzeuger adressiert, der nur verschämt lachen kann. Doch nach dem Song wird alles in einem Nonsens-Dialog ausdiskutiert: - "Bist du böse Lukas?" - "Bin überhaupt net nervös." Und das Publikum lacht.
Christian Stipkovits
Das Publikum darf dann auch über den nächsten Song abstimmen, am Ende wird noch eine Zugabe gespielt, um endlich ein vollständiges Demo-Tape vorweisen zu können, dazwischen wird eine Puppe aus dem Mantel gezaubert, die Bauchredner-mäßig einen Gesangspart übernimmt und es gibt eine verstörend lange, aber wunderschöne Klavier-Einlage.
Das böse Wort, bestehend aus den Teilen "Wahn" und "Sinn", das sonst so oft mit Koenigleopold in Verbindung gebracht wird, habe ich hier tunlichst versucht zu vermeiden. Wenn es passt, dann vielleicht abgewandelt: Koenigleopold sind wahnsinnig (sic!) super.
Christian Stipkovits
Die gesamte FM4 Soundpark Studio2 Session im Radio
Am 15.Mai wird die gesamte Session mit Viech und Koenigleopold in der FM4 Homebase ab 19Uhr ausgestrahlt. Tune in!