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Robert Zikmund

Wirtschaft und Politik

6. 5. 2013 - 16:07

"Uns verstehen weder Linke noch Konservative!"

Die zehn großen Fraktionen bei der ÖH-Wahl 2013 im Interview. Diesmal: Claudia Gamon, Spitzenkandidatin der "JuLis" (Junge Liberale).

Die Jungen Liberalen sind die einzige zur Wahl stehende Studierenden-Fraktion, die sich ganz offen für Studiengebühren ausspricht. Ihr Weltbild speist sich aus dem Liberalismus im eigentlichen Sinne, und das heißt für Claudia Gamon ein Maximum an persönlicher aber auch wirtschaftlicher Freiheit.

Gesellschaftspolitisch "linke" Standpunkte passen so zu Markt-Orientierung und Eigenverantwortung - ein Konzept, das es in Österreich nicht immer leicht hatte. Claudia Gamon ist übrigens auch die einzige ÖH-Kandidatin, die auch bei der kommenden Nationalratswahl auf einer Liste steht. Und zwar auf jener der NEOS, eine neue Partei, die sich als liberales Dach für verschiedenste liberale Lager, vom Liberalen Forum bis eben zu den JuLis, versteht.
In diesem Interview haben wir uns allerdings auf die ÖH-Wahlen fokussiert.

Claudia Gamon, JuLis

Claudia Gamon, JuLis

Du vertrittst öffentlich Positionen, etwa für die Homo-Ehe oder gegen Kirchenprivilegien, würdest Dich aber niemals als "links" bezeichnen. Das dürfte noch immer einige verwirren. Also nochmal für alle - wie geht das in deinem Weltbild zusammen?

Ja, das ist eben lustig, dass das eben Linke wie auch Konservative beide nicht verstehen, weil es nicht in ihr Konzept passt. Das ist einfach "liberal". Ganzheitlicher Liberalismus ohne Bindestrich, wie das Christian Lindner (FDP-Politiker, Anm.) einmal formuliert hat. Es soll eben jedem persönliche Freiheit ermöglichen, das schließt wirtschaftliche Freiheit aber überhaupt nicht aus. Aber es ist einfach unser Weltbild: Jeder soll leben können, wie er will, jeder soll heiraten, wen er will - aber eben auch seinen Laden am Sonntag aufsperren können, wenn er das will.

Wenn wir schon beim Erklären sind: Ihr seid ja, wie auch schon vor zwei Jahren, die einzigen, die für Studiengebühren sind. Warum?

ÖH-Wahl auf FM4

Vom 14.-16. Mai finden an Österreichs Fachhochschulen und Universitäten die ÖH-Wahlen statt. Wir stellen euch alle Fraktionen und deren Anliegen vor.

Radio FM4 überträgt die Diskussion der SpitzenkandidatInnen der Listenverbände, moderiert von Armin Wolf, am 7. Mai ab 19 Uhr live als Video-Webstream aus dem großen Festsaal der Uni Wien und ihr könnt ihn euch danach 7 Tage on Demand anschauen.

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Weitere Infos zur ÖH-Wahl gibt es auf wahl.oeh.ac.at und auf wahlkabine.at könnt ihr via Fragebogen herausfinden, welche Fraktion eure Meinung am ehesten vertritt.

Wir glauben, dass es richtig ist, einen Beitrag für sein Studium zu leisten. Dass es richtig ist, auch die eigene Uni zu unterstützen. Und dass es wichtig ist, als Studierender vom Bittsteller zum Kunden seiner Uni zu werden. Studenten profitieren ja dann auch überproportional von ihrem Akademiker-Status. Denn ich finde nicht, wie das unsere Gegner oft behaupten, dass umgekehrt die Gesellschaft so wahnsinnig von mir als Akademikerin profitiert.

Und welches Modell schwebt euch vor, um Studiengebühren so zu gestalten, dass wirklich etwa jedes Arbeiterkind künftig studieren kann, wenn es möchte?

Unser Modell ist jenes der nachgelagerten Studiengebühren, das haben wir quasi direkt aus Australien abgeschrieben. Das gebe ich auch gerne zu, gute Modelle sollte man auch übernehmen. Australien hat etwa eine extrem geringe Dropout-Quote und trotzdem eine sehr hohe Akademikerquote. Das System ist folgendes: Man kann die Studiengebühren sofort zahlen, aber man kann auch einen zinsfreien Studienkredit aufnehmen und den erst dann zurückzahlen, wenn man im Berufsleben steht. Die Raten können da mitunter auch sehr gering ausfallen, etwa 20 Euro im Monat, und dann diesen Bildungskredit 10 bis 20 Jahre tilgen. Da wir eben überzeugt sind, dass es unglaublich wichtig ist, öffentliche Hochschulen auch weiterhin aus zu finanzieren, glauben wir eben, dass es einen Beitrag zur Höhe der Studienkosten darstellen soll. Das würde sich zwischen 10 und 30 Prozent der Studienkosten einpendeln und das Geld soll direkt an die Uni gehen. Da soll die Uni dann völligen Freiraum haben, wie sie das einsetzen möchte.

Weißt du, wie es mit diesem Modell mit der sozialen Durchlässigkeit aussieht?

Absolut besser als in Österreich. Die fehlende Durchlässigkeit hat ja bei uns viele Gründe. Etwa, dass die Laufbahnentscheidung der Kinder schon mit 10 Jahren gefällt werden muss. Oder, dass die beiden Ministerien endlich wieder zusammenarbeiten müssen.

Es wäre noch immer möglich, dass du die erste Möglichkeit wirst, die in der ÖH-Vertretung und im Nationalrat sitzt. Hast du dich damit überhaupt schon beschäftigt?

Ich habe das bis jetzt erst in einem Zeitungsartikel gelesen. Ich glaube, ich bin aber eher auf einem unwählbaren Platz (/Platz 8 auf der NR-Liste der NEOS, Anm.) gereiht, ich denke, diese Gefahr besteht nicht.

Das ganze Interview mit Claudia Gamon

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