Erstellt am: 1. 5. 2013 - 13:37 Uhr
Wir sind die Clowns im Zirkus des Lebens
FM F4ir Tour
Wir sind die Clowns im Zirkus des Lebens: So war der FM F4IR-Tourauftakt mit Frittenbude und Viech
Backstage: Beim zweiten Stop in Innsbruck zeigt uns die Band den Backstagebereich
Jetzt ist der Moment: Im Rahmen der FM F4IR Tour werden fünf verschiedene Sozialprojekte unterstützt.
Wer spielt mit Frittenbude? Die Vorbands und ihre Sozialprojeke
Wir sind da, wir sind in Dornbirn angekommen und freuen uns auf eine spannende Woche im und außerhalb des Tourbusses quer durch Österreich.
Die Band VIECH aus Graz hatte für heute eigentlich ein elektronischeres Set geplant, aber wie das auf Tour und im Leben eben so läuft, ist ihr Laptop auf dem Weg nach Dornbirn beim finalen Beatbasteln im Auto eingegangen. Fürs Umkehren war es zu spät, da haben sich VIECH im Conrad Sohm kurzerhand eine zweite Gitarre ausgeborgt und ein akustisches Set performt. Mit zwei Stimmen und zwei Gitarren stellt ihr Konzert zum Tourauftakt der FM F4IR Tour insofern eine ziemliche Antithese zum grellbunten Partyspaß der Frittenbude dar. Die Konfettikanone muss auf ihren Einsatz warten.

Silvia Scheibelhofer
"Steuermann" als erste Single und Eröffnungssong des Albums legt das Setting fest, denn Seemannslieder, das trifft es schon ganz gut, wenn Paul Plut mit sonorer Stimme seine sehr freien Melodiemotive brummt und Andreas Klinger die Ferne und Fremde mit Yooo-Hoohooo-Rufen besingt. "Wie soll ich dich vergessen, wenn ich nicht verlern zu träumen?" von der dritten Nummer "Traumtänzer Hirnwichser Rainbowbutt" steigert sich zu einem einzigen großen Wehklagen, später folgt die umgekehrte Entsprechung: "Ich brauch nicht viel, doch du bist mir genug. Ich brech dir dein Herz."
Von den Live-Qualitäten von VIECH kann man sich auch nächsten Montag bei der Studio 2 Session überzeugen. Dort wird die Band außerdem von einem zwölfköpfigen Ensemble unterstützt. Es gibt Karten zu gewinnen.
Bei nur zwei Gitarren, manchmaligem Akkordeonspiel und stellenweise A-Capella-Gesang kommt die Meisterschaft ihrer zwei Stimmen umso mehr zur Geltung - diese beiden singen wirklich sehr sehr gut. All ihr kleinen, aus dem Alttag herausgenommenen Momente, die ebenso komisch und schlüpfrig und schwer fassbar sein können wie das Leben selbst, hier ist euer Soundtrack.
Raven gegen Österreich
"1, 2, 3, jeder macht jetzt Lärm für sein eigenes Leben", ruft Johannes von Frittenbude irgendwann in der Mitte der Nacht, und der Lärm, der durch das Conrad Sohm braust, ist ohrenbetäubend. Man kann ja doch so einiges finden, was gut und richtig ist in diesem Zirkus des Lebens. Die Jeans sind zerrissen, die Leberwerte im Keller, der Politik kann man sowieso nicht vertrauen, wir sind alle kaputt, aber wir sind glücklich und hey, irgendwie lieb ich das. Passend dazu streckt ein Besucher praktisch permanent seine beiden Krücken in die Luft - ist er wirklich während des ganzen Konzerts auf einem Bein gehüpft? Vielleicht ist es dieses Weltumarmende in der Musik der drei Bayern, das sie zu einem der größten Acts im deutschsprachigen Raum macht.
Herumspringen und Partymachen, das ist wichtig und bedeutsam, aber ebenso notwendig ist es, dass es nicht unreflektiert passiert. Die Slogans zwischen den Liedern von "Kein Mensch ist illegal" bis "Gegen Nazis" sind leicht verständlich und stehen im Kontrast zu den Songtexten, in denen Reflektion und Protest vermehrt verschlüsselt auftreten: "Besoffen an uns selbst auf diesem blauen Planeten, bleibt jede Flucht ein Gehege, ist jeder Club die Manege."
Die FM F4IR Tour mit Frittenbude
- 30.04. Conrad Sohm Dornbirn
- 01.05. Weekender Innsbruck
- 02.05. Postgarage Graz
- 03.05. Flex Wien
- 04.05. Posthof Linz
Ihre Wirkung verfehlen freilich beide nicht, und wenn die Band Bier trinkt, sie tut das gerne, vergisst sie nicht, das "O" im unsäglich benannten Vorarlberger "Mohrenbräu" mit Edding in ein "Möhrenbräu" zu verwandeln. Es ist die Kombination von all diesem Inhalt, Wort und dahinter gemeinter Bedeutungsebene, mit der äußeren Form der Musik zwischen poppigem Rap, melancholischen Gitarrenhooks, eingängigen Refrains und Bassdrop, die die Zeige- oder Mittelfinger, je nachdem, des Publikums auf Zuruf praktisch geschlossen in die Höhe schnellen lässt. Hüpfende Tiere sind im deutschen Electro-Punkpop auch immer eine gute Idee und die Securities haben ab der zweiten Hälfte der Show alle Hände voll zu tun, euphorisierte Fans von der Bühne zu holen. Die Setlist ist ein ziemlich ausgeglichener Querschnitt durch die drei bisher erschienenen Frittenbude-Alben, enthält auch eine Liveversion ihres aktuellen Remixes von Tocotronics "Abschaffen" und endet nach drei Zugaben mit "Erlös dich von dem Schrott" vom Letztjahres-Longplayer "Delfinarium": "Schrei alles raus, bis du nicht mehr kannst. Der erste Schritt um frei zu sein, ist es, wenn du tanzt."
Zusatzinfo für Graz morgen: C60 müssen als Supportband krankheitsbedingt leider absagen; ersetzt werden sie durch die ebenso wunderbaren Kommando Elefant.
Wir sitzen jedenfalls schon wieder im Tourbus und freuen uns auf die weiteren Stopps der FM F4IR Tour: heute Innsbruck, morgen Graz, Freitag Wien, Samstag Linz. Alle, die in Dornbirn bleiben, sollen doch bitte am Freitag wieder ins Conrad Sohm schauen, das mit Sektempfang, Konzerten und DJ-Sets von Thomas Wunderlich, DJ Toastet oder der Monkeybreaks-Crew und einer aufwändigen Lichtinstallation seinen zwanzigsten Geburtstag feiert.