Erstellt am: 30. 4. 2013 - 18:07 Uhr
Black and Gay
I'm a 34-year-old NBA center. I'm black. And I'm gay.
Auf dem Parkettboden ist Jason Collins ein unauffälliger Spieler. Er ist das, was die Kenner einen "blue-collar-guy" nennen. Collins holt Rebounds, spielt in der Defensive und erleidigt damit die "Drecksarbeit" auf dem Spielfeld. Er macht keine spektakulären Dunks und beschwert sich nicht bei den Schiedsrichtern.
Seit gestern sorgt Jason Collins für die Schlagzeilen der Sportnachrichten und stellt die großen NBA-Stars in den Schatten. Collins ist der erste aktive offen schwule Spieler in der amerikanischen Basketballliga.

EPA
In den einschlägigen Basketballforen wie RealGm, SBNation und auf Facebook und Twitter hat das Outing von Jason Collins große Diskussionen ausgelöst. Die Reaktionen lassen sich grob in drei Gruppen unterteilen.
Die größte Gruppe besteht aus euphorischen Fans, die sich mit Collins solidarisieren. Nicht nur Fans, auch NBA-Kollegen wie Kobe Bryant und Ex-Präsident Bill Clinton lobten Collins für seinen Mut. Die Baseball-Mannschaft Boston Red Sox lädt ihn ein, den ersten Pitch zu werfen.
"Rebellion gegen Gott"
Das Outing ist aber nicht bei allen gut angekommen. Die zweite Gruppe besteht aus "klassischen" Homophoben, die mit geschmacklosen Witzen oder Weltuntergangsszenarien an den Diskussionen teilnehmen. An ihrer Spitze ist gerade der Sportjournalist Chris Broussard, der in Collins Outing eine "Rebellion gegen Gott" sieht. Mittlerweile versucht sein Arbeitgeber ESPN die Sache geradezubiegen. Chris Broussard gehört zu einer immer kleiner werdenden Gruppe, die sich offen gegen Homosexualität ausspricht.
Am interessantesten ist aber die dritte Gruppe, die ihre Kommentare meistens mit "Ich bin ja nicht homophob, aber wen interessiert das?..." anfangen. Es interessiert alle. Vor allem weil Jason Collins sich als männlicher Spieler geoutet hat. Als sich vor wenigen Wochen die größte Hoffnung des Frauenbasketballs Brittney Griner outetete blieben die Reaktionen aus.
Das Outing von Jason Collins hingegen sorgt für Schlagzeilen und macht die Gruppe sichtbar, die hinter vermeintlicher Gleichgültigkeit oder gar vorgespielter falscher Toleranz ihre nicht mehr salonfähige Homophobie verstecken.

EPA
Was wird sich ändern?
Reality Check: Jason Collins comes out. A slam dunk for gay pride in sport
Jason Collins ist mit 34 Jahren nicht mehr der Jüngste und es ist fraglich, ob er nächste Saison in der NBA spielen wird. Es könnte also sein, dass bald auch seine Karriere als Aktiver zu Ende geht. Dass auch er beinahe bis zum Ende seiner Karriere mit seinem Outing warten musste, zeigt, dass Homosexualität besonders im männlichen Profisport immer noch als Problem gesehen wird.
Als sich in den 70ern Football-Spieler David Kopay outete, führte das dazu, dass er nach seiner Karriere als Spieler keinen Job mehr in der Sportwelt fand. Er arbeitete als Verkäufer in der Fliesenfirma seines Vaters. David Kopay hat es aber geschafft andere SportlerInnen zu ermutigen und Jason Collins tritt jetzt in seine Fußstapfen.
Ob er nächstes Jahr noch in der NBA ist wird sich zeigen, aber die bisherigen Reaktionen verdeutlichen, dass ihm nicht das Schicksal von Kopay erwartet und er auch nach seiner Karriere einen Platz in der Sportwelt haben könnte.