Erstellt am: 28. 4. 2013 - 15:51 Uhr
Kleine Love-Musik
Die Rückkehr der Niedlichkeit: Im Mai erscheint – wenn man die Soundtrack-Arbeit "The Last Great Wilderness" aus dem Jahr 2003 und ein Gemeinschaftswerk mit dem ähnlich justierten japanischen Duo Tenniscoats im Jahr 2009 nicht mitrechnet – das erste reguläre Studioalbum der Pastels seit gut 16 Jahren. Hat sie jemand vermisst?
Im Zuge der andauernden Neuausgrabungen alter Schätze und der Frischverkultung "legendärer", aber viel zu wenig bekannter Bands sollte doch endlich einmal dieser lieben Band aus Glasgow etwas mehr Aufmerksamkeit zu Teil werden. Vor allem, wenn das von Tortoise-Mann und Producer-Star John McEntire aufgenommene Album mit dem Titel "Slow Summits" hält, was die zauberhafte Vorabsingle "Check My Heart" verspricht.
The Pastels
- Alle Songs zum Sonntag auf FM4.
- Auch der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar macht sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song seine Gedanken.
Die Pastels werden auf ewig mit dem C86-Sampler in Verbindung gebracht werden – stark verkürzt, natürlich, und zugespitzt, aber ebenso genauso ein bisschen zu Recht: Der 1986 der englischen Musikzeitschrift NME als Kassette beigelegte Sampler versammelte damals coole, junge up-and-coming Bands wie Primal Scream, The Soup Dragons, die Shop Assistants, The Wedding Present und eben die Pastels und wirkt so bis ins Heute hinein auf diesen Sound nach, den wir so gerne "Twee Pop" oder, etwas weiter gefasst, einfach "Indie Pop" nennen. Oder auch "Anorak" oder "Shambling". "Twee" bedeutet so viel wie "süß" und "putzig", "shambling" heißt "torkeln" oder "watscheln".
Es handelt sich hier - grob vereinfacht - also um höfliche Menschen, die, vielleicht nicht unbedingt mit den Mitteln und Möglichkeiten zu kompletter Virtuosität und Professionalität ausgestattet, sich in ihren Schlafzimmern kleine, bittersüße Liedchen mit gerne netten Melodien zurechtschrammeln und zusammenorgeln.
Die Pastels, deren Einfluss auf so viele Bands wie Belle & Sebastian oder The Pains of Being Pure at Heart immer wieder deutlich nachhörbar ist, haben diesen ohnehin sehr vagen Rahmen innerhalb ihrer langen, aber nicht sonderlich produktiven Karriere mal dahin, mal dorthin gedehnt. Für catchy Noise-Pop war da ab und zu Platz, genauso für weicher fließende, fast schon ambientöse Stücke. Der Song "Check My Heart" gehört jetzt zu den besten Liedern im Oevre der Pastels – und wieder ist es ein schlichtes, simples und freundliches geworden.
Katrina Mitchell und Stephen McRobbie aka Stephen Pastel, die das Kernduo der Pastels bilden, umsingen sich hier gerade so, als befänden sie sich in einem Abzählreim oder einem Kinderlied. Die emotionalen Auf- und Abwärtsbewegungen in einer Liebesbeziehung werden hier in eine muntere kleine Popmelodie gepackt. Einige wenige schöne Zeilen werden gesungen: "I wanted a lifetime, not just a fall in your arms". Es rasselt, ein schlanker Beat poltert, am Ende schmiegt sich eine leise Trompete ins Geschehen. Viel muss nicht passieren in diesem bestens gelaunten Song. Alles klingt so, wie es immer war, alles klingt frisch, modern und jung. Wir strecken uns und dehnen uns, wir sagen "Ja" zum Leben und gehen hinaus auf die Straße, Eis-Essen vielleicht, mit jemandem, den wir gern haben.