Erstellt am: 29. 4. 2013 - 15:01 Uhr
"Protest aufbauen"
Wer kommunistisch wählen möchte, hat es bei den ÖH-Wahlen gar nicht so leicht, gleich zwei kommunistische Listenverbände treten seit der Spaltung im Jahr 2006 an - und machen sich dabei auch den Namen streitig. Wir haben mit Lukas Fasching, Spitzenkandidat des KSV-KJÖ gesprochen, dessen Fraktion aber nicht an allen Unis gleich heißt. Fasching ist 23 Jahre alt und studiert an der Wiener Hauptuni Volkswirtschaftslehre.
FM4 / Michi Fiedler
Wie bist du denn in die Unipolitik gekommen?
Ich bin aus Kärnten, bin nach Wien zum Studieren gekommen und habe mir gedacht: Das ist das Lebensumfeld, in dem ich mich bewege und ich möchte dort etwas verändern.
ÖH-Wahl auf FM4
Vom 14.-16. Mai finden an Österreichs Fachhochschulen und Universitäten die ÖH-Wahlen statt. Wir stellen euch alle Fraktionen und deren Anliegen vor.
Radio FM4 überträgt die Diskussion der SpitzenkandidatInnen der Listenverbände, moderiert von Armin Wolf, am 7. Mai ab 19 Uhr live als Video-Webstream aus dem großen Festsaal der Uni Wien und ihr könnt ihn euch danach 7 Tage on Demand anschauen.
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Weitere Infos zur ÖH-Wahl gibt es auf wahl.oeh.ac.at und auf wahlkabine.at könnt ihr via Fragebogen herausfinden, welche Fraktion eure Meinung am ehesten vertritt.
Die Spaltung der Kommunisten ist ganz schön verwirrend: Es gibt den KSV-KJÖ, zu dem du gehörst, und den KSV-LILI, der sich von euch abgespalten hat. Und ihr macht euch das Leben gegenseitig schwer: In Graz zum Beispiel heißt deine Fraktion KSV-LILI, während der eigentliche KSV-LILI "Undogmatische Liste" heißt. Wieso gibt es keine Wiedervereinigung?
Das ist schwierig. Wir sind ein bundesweit agierender Verband, wir existieren seit mittlerweile über vierzig Jahren und treten eigentlich an allen Unis als "KSV - Linke Liste" an. Das war immer so. Wir haben auf der Uni Wien das Problem, dass es 2006 eine Abspaltung gegeben hat, die unseren Namen mitgenommen hat.Wir versuchen überall als KSV anzutreten und das wird uns in Wien irrsinnig schwer gemacht. Und das ist auch das einzige Problem, das ich mit dem KSV-LILI hab. Sonst sind sie mir eigentlich sogar ein bisschen egal. Wir wollen unsere Politik machen und keinen Kleinkrieg haben.
Vielleicht zur Erklärung: Wo kann man euch unter welchem Namen wählen?
Das ist noch nicht hundertprozentig fix, weil die Wahlkommissionen das noch nicht entschieden haben. Aber es wird so ausschauen: Wir werden an der Universität Wien unter "Solidarische Linke" in einem Bündnis antreten, wir werden an der TU-Wien unter "KSV - Kommunistischer StudentInnenverband" antreten, wir werden in Graz an allen drei Unis außer der Kunstuni als "KSV-LILI" antreten und wir treten in Innsbruck, Salzburg und in Linz als "KSV" an.
Es gibt vier dezidiert linke Fraktionen in der Bundesvertretung, warum sollte ich gerade den KSV-KJÖ wählen?
Ich glaube, man hat in den letzten zwei Jahren und auch davor gemerkt: Es passiert relativ wenig in der Bundesvertretung, wenn man sich die konkreten Auswirkungen auf die Studierenden ansieht und die finanzielle Situation der Hochschulen - das ist teilweise katastrophal, das ist nicht besser geworden. Und ich glaube, da kann der KSV hineinwirken, indem er versucht auch Protest aufzubauen, um Druck zu erzeugen, damit die ÖH wieder ernst genommen wird. Es reicht eben nicht, wenn nur Presseaussendungen rausgeschickt werden.
Wenn es um Dinge wie Zugangsbeschränkungen, Studiengebühren oder das Hochschulbudget geht, finden sich genug Fraktionen, die das ebenfalls unterstützen. Sollte sich die ÖH nicht auf Service und diese Basisforderungen konzentrieren, um wenigstens in diesen Bereichen etwas weiterzubringen?
Es gibt drei Ebenen der ÖH: Die Basis in Form der Studienrichtungsvertretungen, Fachschaften, etc., dann die Universitätsvertretungen und die Bundesvertretung. Die sind quantitativ und qualitativ unterschiedlich. Das heißt: Wir haben auf der Bundesvertretung natürlich eine allgemeinpolitische Verantwortung. Ich halte es für sehr problematisch, wenn man versucht Richtung Service-Institution zu gehen, wie das von konservativen Fraktionen immer wieder vorgeschlagen wird. Wenn wir nur mehr Partys organisieren und Kalender verteilen.
Du studierst Volkswirtschaft - wie passt das zu deiner kommunistischen Ideologie, wie passt das zur Planwirtschaft?
Es passt insofern ganz gut, weil es halt dasselbe Thema ist, es passt insofern nicht gut, weil das, was uns gelehrt wird, nicht der Realität entspricht. Weil wir Annahmen haben, die realitätsfern sind. Unser Studium ist auf die Realität nur schwer umzulegen. Es ist aber so, dass wir Zusammenhänge verstehen. Gerade wenn du Planwirtschaft ansprichst: Natürlich hat sie schlecht bis gar nicht funktioniert, aber man ist mittlerweile technologisch auf einem immer besseren Standard, entwickelt sich immer weiter fort und hat mittlerweile auch Methoden, um eine Planwirtschaft wirklich gut umzusetzen.
Mit wem werdet ihr denn auf gar keinen Fall koalieren?
RFS, JULIS, AG. Also das ist ein No-Go,. Den RFS halten wir für schwer rechts, das ist eine Blume, die im braunen Sumpf gedeiht. Wir halten die AG für kontraproduktiv, weil sie für eine Umwandlung der ÖH zu einer nicht mehr ernst zu nehmenden Service-Institution steht; Und wir halten die JULIS für katastrophal, weil sie Studiengebühren verlangen, während wir sehen, dass Milliarden in die Wirtschaft gepumpt werden und Studierende zum größten Teil unter der Armutsgrenze leben.
Das ganze Interview
Im Interview spricht Lukas Fasching über das Verhältnis von Protest und Verhandlungen, was #unibrennt erreicht hat und ob er als Kommunist im Studium Volkswirtschaft laufend gegen seine ProfessorInnen argumentiert.
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