Erstellt am: 25. 4. 2013 - 14:19 Uhr
Der Zivildienst wird aufgehübscht
Johanna Mikl-Leitner und Rudolf Hundstorfer nennen es "eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten", Trägerorganisationen wie Caritas, Rotes Kreuz und Lebenshilfe klatschen Beifall. Der Zivildienst soll attraktiver werden, und tatsächlich hören sich die Maßnahmen, die die Regierung vorschlägt, durchaus vernünftig an.
In Zukunft soll Zivildienern nämlich ihre Ausbildung, die sie im Rahmen des Zivildienstes bekommen, für eine spätere Berufsausbildung in diesem Bereich angerechnet werden. Bisher war das nur bei Rettungsdiensten, also hauptsächlich Sanitätern, der Fall. Dafür sollen diese Ausbildungen mit staatlicher Unterstützung verbessert und gefördert werden; 70% der Kosten werden ersetzt, bis maximal 1.700,- €. Damit können Zivildiener in Zukunft auch offiziell mehr als nur Hilfdienste leisten. Und umgekehrt soll es in Zukunft bei der Zuweisung seiner Zivildienststelle berücksichtigt werden können, wenn ein Zivildiener schon eine einschlägige Ausbildung hat.
Mit diesen Maßnahmen wollen die Reformer Männern, die in sozialen Berufen arbeiten möchten, entgegen kommen, analog soll Zivildienern der spätere Einstieg in diese Berufe erleichtert werden. Eine Entwicklung, die angesichts des Arbeitskräftemangels bei Pflege- und Sozialberufen natürlich sinnvoll ist, entsprechend begeistert äußern sich auch die Trägerorganisationen.
APA/ HANS KLAUS TECHT
Wird das FSJ der bessere Zivildienst?
Wenn der Nationalrat mit Zweidrittelmehrheit zustimmt, dann braucht in Zukunft jemand, der bereits ein Freiwilliges Soziales Jahr oder ein Freiwilliges Umweltjahr gemacht hat, keinen Zivildienst mehr zu leisten - wie das bisher schon bei Auslands- oder Gedenksdiensten der Fall ist. Und man kann das Freiwillige Soziale Jahr in Zukunft auch bei Rettungsdiensten machen. Soll das Freiwillige Soziale Jahr also als Alternative zum Zivildienst aufgebaut werden? Jedenfalls wird es in Zukunft auch für Männer attraktiv sein: nur drei Monate längerer Dienst, dafür eine auf 34 Stunden gedeckelte Arbeitszeit, normaler Urlaubsanspruch, und die Familienbeihilfe wird auch weiter ausgezahlt.
Genau das ist auch der große Schwachpunkt der Reform: alle die Baustellen, die Zivildiener seit Jahren beklagen, wurden großzügig umschifft. Weder wird der Zivildienst - analog zum Wehrdienst - auf sechs Monate verkürzt, noch werden die im Vergleich zum Arbeitsrecht (oder auch zum Freiwilligen Sozialen Jahr) deutlich nachteiligen Krankenstands- und Urlaubsregelungen angeglichen. Von einem Anstieg der Vergütung (zum Beispiel auf das Niveau der Mindestsicherung, wie das Zivildiener seit Langem fordern) ganz zu schweigen.
Wenigstens sollen in Zukunft Zivildiener ihre Träger bewerten dürfen, und Organisationen, die gegen arbeits- oder sozialrechtliche Vorschriften verstoßen, sollen keine Zivildiener mehr bekommen.
So sinnvoll die gesetzten Maßnahmen sind: an der konkreten Situation und dem Alltag der Zivildiener werden sie nicht viel ändern.