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Paul Pant

Politik und Wirtschaft

24. 4. 2013 - 15:39

Eine Fußballmannschaft für Tirol

Am Sonntag ist die Landtagswahl in Tirol. Elf Parteien treten an mit elf SpitzenkandidatInnen. Die Devise lautet alle gegen alle und alle gegen den Landeshauptmann Günther Platter. Ein Überblick über den FC Wahlkampf.

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Bei der Landtagswahl 2008 sind noch sieben Parteien in die Wahlkampfarena gestiegen. Aus der 7er-Rugby-Mannschaft ist mittlerweile eine ganze Fußballmannschaft mit elf KandidatInnen geworden. Die Ersatzbank bleibt leer trotz zwei weiterer Frank-Stronach-Listen, die gerne mitgemischt hätten. Sie haben im internen Machtkampf den Kürzeren gezogen.

Wer regiert Tirol?
Wie es zugeht, wenn elf Menschen aus elf Parteien miteinander diskutieren, kann man sich bei Jagdclub.tv ansehen. Das Web-TV-Projekt von Tiroler Studierenden hat die SpitzenkandidatInnen zur Diskussion eingeladen und einen während der Sendung rausgeworfen.

Die kandidierenden Parteien sind: ÖVP, SPÖ, Die Grünen, FPÖ, die Liste Fritz, die KPÖ, Die Piraten, Team Stronach, Fritz Gurgiser & Team, Vorwärts Tirol und Für Tirol. Drei Spitzenkandidatinnen stehen acht Männern gegenüber, hier ein Überblick:

SpitzenkandidatInnen bei der Tirol-Wahl ORF-Diskussion

APA/Robert Parigger

Von links nach rechts: Hans-Peter Mayr (Liste Stronach), Gerald Hauser (FPÖ), Ingrid Felipe (Grüne), Gerhard Reheis (SPÖ) Moderator Christoph Sailer, Günther Platter (ÖVP), Andrea Haselwanter-Schneider (Liste Fritz) und Fritz Gurgiser (Bürgerklub Tirol) vor Beginn der ORF-Pressestunde. Drei SpitzenkandidatInnen fehlen.

Erste Landtagswahl für ÖVP mit Platter

In einer mehr oder weniger geordneten Übergabe - wie man das so nennt - ist Günther Platter zum Tiroler Landesfürsten aufgestiegen. Er hat Herwig van Staa beerbt, mit dem die ÖVP bei der Wahl 2008 die absolute Mehrheit verloren hat. Minus 9,4 Prozentpunkte bedeuten nur noch 40,5 Prozent der Stimmen und 16 Mandate. Nach der Wahl ist die ÖVP mit der SPÖ eine Koalition eingegangen.

Als Wahlziel hat die ÖVP-Zentrale eine Parole ausgegeben: 16 Mandate, Ergebnis halten ist das Ziel. Landeshauptmann Günther Platter ist beim außerordentlichen ÖVP-Parteitag Anfang April mit 98,3 Prozent als Parteiobmann bestätigt worden. Platter sprach sich im Vorfeld der Wahl gegen eine mögliche Dreierkoalition mit SPÖ und Grünen wie in Kärnten aus.

Liste Fritz und das Fremdgehen

Bei der Landtagswahl 2008 hat die Liste von Fritz Dinkhauser mit 18,4 Prozent überraschend den zweiten Platz geholt. Bei dieser Wahl tritt der ehemaligen Arbeiterkammer-Präsidenten Fritz Dinkhauser aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr als Spitzenkandidat an. Der streitbare Ex-ÖVP-Politiker schickt Andrea Haselwanter-Schneider und Andreas Brugger ins Rennen.

Aufsehen erregt hat die Liste Fritz mit einem peinlichen und sexistischen Wahlvideo. Die Botschaft "politisch Fremdgehen" ist gar nicht gut angekommen, zu halbherzigen Entschuldigungen konnte man sich durchringen. (Wann lernen eigentlich die Wahlkampfstrategen, dass Fehlereingestehen kein Schaden sein muss? Der Satz: "Wenn sie wollen, dann entschuldige ich mich", sollte aus dem Repertoire von SpitzenkandidatInnen gestrichen werden.)

SPÖ hat neuen Spitzenkandidaten

So wie die ÖVP hat die SPÖ bei der Landtagswahl 2008 schwere Verluste eingefahren. Minus 10,4 Prozentpunkte bedeuteten das schlechteste Wahlergebnis in Tirol seit 1945 und Platz drei.

Nachfolger von Hannes Gschwentner als Parteiobmann und Spitzenkandidat für die Landtagswahl ist nun Gerhard Reheis. Beim Wahlkampfauftakt spuckte der große Töne: Der neue SP-Chef erklärte Tiroler Landeshauptmann werden zu wollen.

Sitzungssaal des Landtags Tirol

APA/Robert Parigger

Hier wollen die KandidatInnen einziehen: In den prächtigen Sitzungssaal des Landtags Tirol.

Tiroler FPÖ setzt wieder auf Drogenthemen

"Kein Drogendeal mit Federspiel" - mit diesem Slogan wirbt der umtriebige FPÖ-Kandidat Rudi Federspiel. Der gelernte Reisebürokaufmann war schon für die ÖVP und FPÖ politisch aktiv und ist neben dem Spitzenkandidat Gerald Hauser der schillerndste Wahlkämpfer.

Gerald Hauser ist Landesparteiobmann und Abgeordneter zum Nationalrat. Sein Ziel: mindestens 15 Prozent.

Grüne probieren es mit neuer Landessprecherin

Bei den Grünen steht erstmals Ingrid Felipe auf Listenplatz eins. Sie ist seit sieben Jahren für die Grünen aktiv und hat den Chefinnen-Sessel von Georg Willi übernommen, der bei der Wahl 2008 4,6 Prozentpunkte verloren hat.

Das erklärte Wahlziel von Felipe: mindestens 50.000 Stimmen und zweitstärkste Partei werden. Derzeit sind die Grünen auf Platz fünf.

Fritz Gurgiser mit neuem Team

Bei der vergangenen Landtagswahl ist Fritz Gurgiser noch an der Seite von Fritz Dinkhauser gegen die ÖVP marschiert. Ein Jahr später folgte schon die politische Scheidung. Jetzt versucht der Transitforum-Obmann mit seinem eigenen Team wieder in den Landtag einzuziehen. Sein wichtigstes Thema: der Verkehr und die Lösung der Transitprobleme in Tirol.

KPÖ tritt mit Roland Steixner an

Die KPÖ tritt in allen Tiroler Bezirken bis auf Landeck an. Dort hat es zu wenige Unterstützungserklärungen gegeben. Einige Häme hat sich Roland Steixner mit der Ansage eingefangen, sein Wahlziel seien zwei Prozent. Das wäre jedoch deutlich unter der Fünf-Prozent-Hürde für den Einzug in den Landtag. Bei der Wahl 2008 kam die KPÖ auf 1,2 Prozent der Stimmen.

Vorwärts Tirol will Innsbruck-Erfolg wiederholen

Wie schon in der Landeshauptstadt treten auch bei der Landtagswahl einige vergraulte Ex-ÖVP-PolitikerInnen um die Innsbrucker Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer als eigene Liste an. Mit im Boot ist auch der Ex-SPÖ-Landesrat Hans Lindenberger und die frühere Landesrätin Anna Hosp.

Falls das Bündnis Vorwärts Tirol das erklärte Wahlziel Platz zwei erreicht, soll die ehemalige ÖVP-Politikerin Anna Hosp zur Landeshauptfrau-Kandidatin nominiert werden. Eine Koalition mit der ÖVP unter Günther Platter schließt die neue Partei aus.

Wahlplakat Tiroler Volkspartei und Vorwärts Tirol

APA/Robert Parigger

Team Stronach: es kann nur einen geben

Das Team Stronach hat in Tirol einen Start hingelegt, der seinesgleichen sucht. Frei nach dem Prinzip "Survival of the Fittest", sind drei Listen bei der Wahlbehörde eingereicht worden. Wobei noch nicht einmal klar war, welche davon das Geld von Onkel Stronach einstreifen darf. Frank Stronach hat sich entschieden und seine Werte Hans-Peter Mayr überschrieben. Er ist nun der alleinige Spitzenkandidat für unseren Selfmade-Kanadier aus Österreich.

Für Tirol sagt Patrick Pfurtscheller

Die Liste Für Tirol tritt zum ersten Mal bei der Landtagswahl an. Der Autohändler Patrick Pfurtscheller hat die Bürgerliste im Herbst gegründet und sein Wahlziel sind drei Mandate. Damit hätte er Klubstärke im Tiroler Landtag.

Piraten treten in drei Bezirken an

Bei der Gemeinderatswahl in Innsbruck 2012 gelang es der Piraten-Partei, erstmals in einen österreichischen Gemeinderat einzuziehen. Jetzt versucht Irene Labner den Erolg auf Landesebene zu wiederholen. Allerdings haben die Piraten die schlechteste Ausgangslage von allen wahlwerbenden Listen, da nur in drei Bezirken die notwenigen Unterstützungserklärungen gesammelt werden konnten. Die Piraten kandidieren in den Bezirken Innsbruck, Innsbruck-Land und Schwaz. Das Wahlziel ist der Einzug in den Tiroler Landtag.

Wer hat die Nase vorn

Mit so vielen KandidatInnen wird es mit Sicherheit ein spannender Wahlsonntag in Tirol, bei dem die Chancen gut stehen, dass politisch kein Stein auf dem anderen bleibt. Wer am Schluss von den neuen und kleinen Parteien tatsächlich in den Landtag einzieht, wird sich zeigen.

Laut den letzten Umfragen ist lediglich sicher, dass die ÖVP stimmenstärkste Partei wird. Laut Daten des "market Instituts" lag die ÖVP zuletzt bei 36 Prozent; bei der Wahl 2008 lag die Volkspartei noch bei 40,5 Prozent. Verliert die ÖVP allerdings zu viele Mandate könnte sie am Sonntag vor dem Problem stehen, dass sich keine Zweierkoalition mehr ausgeht.

Dazu kommt noch, dass der Tiroler SPÖ-Spitzenkandidat Gerhard Reheis angekündigt hat, nicht mehr mit der ÖVP koalieren zu wollen. Der Stellvertreter von Landeshauptmann Günther Platter strebt eine Dreierkoalition gegen die ÖVP unter Führung der Sozialdemokraten an. Platter hat jedenfalls bereits ausgeschlossen, dass er für eine Dreierkoalition zur Verfügung stehen würde.