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Christian Fuchs

Twilight Zone: Film- und Musiknotizen aus den eher schummrigen Gebieten des
Pop.

22. 4. 2013 - 18:11

Schöne Sätze

Alltagsweisheiten, Banalitäten, Widersprüchlichkeiten und Oneliner. Unter anderem mit Thom Yorke, Karen O und Harmony Korine.

Jane Fonda, Schauspielerin, über ihr Engagement als politische Aktivistin
Es ist richtig, eine Meinung zu haben. Und es ist total okay, mal verhaftet zu werden. Ein bisschen mehr Feinfühligkeit würde sicher nicht schaden. Aber so ist es immer, wenn man eine Bewegung startet.
(Interview Magazin)

Judd Apatow, Regisseur, über seine bevorzugten Filmstoffe
Eines Tages möchte ich mal was mit Mördern oder Geistern machen, aber einstweilen interessieren mich nur die grundlegenden Probleme im Leben. Es ist so hart, mit dem Partner oder der Familie klarzukommen, da wir als Menschen dazu neigen, uns gegenseitig verrückt zu machen.
(GQ)

Karen O, Sängerin, erklärt, warum der Weg das Ziel ist
In modern times, especially with the world of reality television and all this kind of shit, it’s like kids are getting the wrong message about skipping steps. It’s like winning the lotto (...) The last thing you should ever want is to win the lotto. Because it’s not about being there, it’s about fucking getting there - you know what I’m saying? All the rewarding shit is the process, man. Being there is fucking boring. You get bored in two minutes once you’re there.
(NME)

Joaquin Phoenix, Schauspieler, über seine erste Begegnung mit dem Regisseur Paul Thomas Anderson
Wahrscheinlich dachte er sich: Der Typ hat ganz offensichtlich einen Knall. Den nehme ich. Der Affe macht nämlich alles, was ich von ihm verlange. Toll, ich werde ihm sagen, dass er sich mit Scheiße bewerfen soll. Das wird toll. Und genau das ist auch passiert. Gegen Ende der Dreharbeiten (von "The Master", Anm.) hat er mich nur noch Bubbles genannt. Er war nur so: "Mal sehen, was mein kleiner Affe sonst noch für mich macht."
(Interview Magazin)

The Master

Senator Film

Joaquin Phoenix

Method Acting und Rollenspiele

Barbara Petritsch, Burgschauspielerin, über ihre Vorliebe für grimmige Rollen
Mir ist in meinem Leben noch nicht viel Schlimmes geschehen. Dadurch stehe ich sehr fest am Boden und kann es wagen, tief in das Dunkle einzutauchen. Da kann man leichter brutal und schonungsloser werden. Ich bin ein bissl das Krokodil - wie im Kasperltheater.
(Der Standard)

Joaquin Phoenix, Schauspieler, über seine Motivation
Natürlich beeindruckt es mich, wenn einer so spielen kann, dass es sitzt. Aber ich will nicht so sein. Ich will in den Gerichtssaal gehen und das Gefühl haben, dass ich den Fall möglicherweise verliere. Ich will Angst haben.
(Interview Magazin)

Karen O, Sängerin, über ihr Doppelleben als Privatperson und Rock-Superheldin
Diese Künstlerfigur wird nur dann zu einem Problem, wenn ich umgeben von betrunkenen Jugendlichen bin, die denken, mit mir könne man endlos Party machen. Da habe ich dann Angst, die enttäuschen zu können (...) Sonst komme ich mit diesen zwei Personen aber gut klar. Mir ist es als Künstlerin wichtig, Fans diese Projektionsfläche eines Rockstars zu bieten. Wo sind denn heute Bands, zu denen wir damals aufschauten?
(Musikexpress)

Phoenix, Popband, über das Konzept des Dandyismus
Thomas: Es gibt immer das Original und die Kopie, das Monster, das durch das Original geschaffen wurde.
Laurent: Ein Dandy sollte nicht wie ein Dandy aussehen, sondern immer wie etwas ganz Neues, noch nie Dagewesenes (....) Typen wie Gainsbourg, der ein wirklich großer Künstler war, haben keine direkten Nachfahren, weil sie hinter sich alles Brücken abfackeln. Attitüde ist etwas, das man nicht kopieren kann.
(Spex)

bandportrait Phoenix

Phoenix/Warner Music

Phoenix

Kunst und Künstlichkeit

Peter Truschner, Autor, über niedrige Aufmerksamkeitsspannen
Ich denke, dass sich in Österreich gerade mal 0,5% der Bevölkerung dezidiert für Gegenwartskunst - welcher Art auch immer - interessiert. Das sollte jeder bedenken, der in diese Richtung etwas machen will.
(Der Standard)

Rob Zombie, Regisseur, über den Zwang zur Psychologisierung in Drehbüchern
Why does everything have to make sense? Everything in life doesn’t make sense, why does something in some crazy movie always have to mean something?
(Aint-It-Cool News)

Harmony Korine, Regisseur, über bewusste Ambivalenzen in der Kunst
I just always thought that’s the most interesting thing, to have a kind of moral ambiguity or even a kind of visual ambiguity, things that you’re both attracted to and repulsed by. I never felt like life was one way, that people are either all bad or all good. There’s also beauty in horror. It’s more confusing, but it’s also more interesting.
(Village Voice)

David Lynch, Regisseur, über das Bedeutung des Organischen in einer virtuellen Welt
A computer has very little organic phenomenon. But if you dig a hole in the earth and put in some water and some fish guts, now you’re getting into something organic. I like that.
(Interview Magazin)

Judd Apatow, Regisseur, über sein künstlerisches Motto
Auch wenn ich das Leben immer als absurd und schmerzhaft sehe - ganz ohne Humor wird es bei mir nie zugehen.
(GQ)

Judd Apatow

UPI

Judd Apatow

Pop-Pop-Popmuzik

Harmony Korine, Regisseur, über Britney Spears
Britney was the forebear to this pop insanity that seems to have taken over, she’s the best at that. This might sound crazy, but there’s something much more complicated in her music. On the surface, it’s poppy and airless and morose and beautiful, but underneath, I always felt like there was a violence and a pathology.
(Pitchfork)

Bobby Gillespie, Musiker, über Intensitäten im Pop
I don’t want to be moaning and sounding like some old guy, but everything’s a bit cosy. There are no confrontational artists around at the moment like The Birthday Party or The Pop Group. There’s nobody as extreme as, say, Kurt Cobain. I always thought with Nirvana people were connecting with the screaming and the anger and the fuckin’ pain (...) You want somebody to be raw and rip their fucking chest open and throw their heart out.
(Another Man)

Harmony Korine, Regisseur, über Hip Hop
I’ve never been into alternative, hipster rap music (...) and I’ve never been a fan of lyrical or socially conscious rap music. I just like the bass - the thud, the groove, the grimiest shit (...) Rap is the only interesting music left - it’s the only genre that’s still pushing itself, and experimenting in a way that I find exciting.
(Pitchfork)

Karen O, Sängerin, über die Bedeutung von Rock-Ikonen
It’s been so important to me in my life having rock idols. I don’t wanna be all fucking mushy but musicians are the coolest people on earth. They’ve lit my imagination on fire. They’ve helped me through hard times. They’ve allowed me to transcend the mundane. They’ve given me freedom I would never have had without them.
(NME)

Yeah Yeah Yeahs

Interscope

Yeah Yeah Yeahs

Isolation und Rückzug

Udo Kier, Schauspieler, über selbstgewählte Einsamkeit
Wenn ich auf der Bühne stehe, gibt es manchmal Momente, da wäre ich lieber allein. Ich habe mir gerade eine Ranch gekauft, mit eigenem Brunnen (...) Wenn ich auf der Ranch bin, bin ich am glücklichsten. Da habe ich keinen Fernseher, aber sehr viele Bücher und Bildbände. Dann schaue ich mir zum Beispiel eine Schwarzweiß-Fotografie an und sehe etwas, das ich in einem Film nachstellen kann, irgendwann, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Ich beobachte auch die Leute auf der Straße, die sich nicht normal bewegen. Von denen kann man lernen - nicht von denen, die nicht auffallen.

Tim Burton, Regisseur, über sich als Heranwachsender
Ein Einzelgänger, schüchtern, ruhig, verträumt, leicht depressiv, eher traurig. Ich habe meine Tage damit verbracht, zu zeichnen, Horrorfilme anzusehen und auf dem Friedhof abzuhängen.
(Interview Magazin)

Judd Apatow, Regisseur, über seine Lebenseinstellung
Als neurotischer Mensch halte ich das Leben auch für kompliziert, wenn gar nichts schiefgeht.
(GQ)

Tim Burton, Regisseur, über seine Kindheit
Waren sie schon mal in Burbank? Man könnte es als die klassische amerikanische Vorstadt bezeichnen, in Wirklichkeit ist es jedoch wie ein Vorhölle aus Dantes Inferno. Deswegen fühlte ich mich dort auch so fremd. Das einzige Museum, das ich als Kind zu sehen bekam, war das Wachsfigurenkabinett in Hollywood. Immerhin gab es Frankenstein dort.
(Interview Magazin)

Tim Burton

Warner Bros

Tim Burton

Schwarz sehen

Peter Truschner, Autor, über die moderne Selbstoptimierung
Es ist in dieser Gesellschaft sehr wichtig, erfolgsorientiert und souverän zu wirken, dabei aber berechenbar zu sein und so wenig Ecken und Kanten wie möglich zu haben (...) Eine Erregung, ein Außersichsein, das noch dazu politisch nicht korrekt erscheint, stellt einen Tabubruch dar, ob in der Firma, in der U-Bahn oder auf Facebook. Ich kann mich noch erinnern, wie heftig wir früher über Literatur und Politik gestritten haben. Heute ist das alles runtergedimmt, weil man fürchtet, sich bloßzustellen und als Reaktion darauf sogar gemobbt zu werden.
(Der Standard)

Thom Yorke, Musiker, über die Stimmung in der Gegenwart
Ich habe das Gefühl, dass wir alle tief in einem Traum stecken, wobei Traum nicht das richtige Wort ist, aber es fällt mir kein Besseres ein. Wir finden jedenfalls keinen Weg, um aus diesem Traum auszubrechen. Wir sind in einen endlosen Sog hineingeraten. Das kapitalistische System ist gescheitert, aber wir glauben immer noch daran, dass es uns retten wird. Komplettes Armageddon und rundum feiern alle: "Wahey! Party!" Am besten steigt man wohl auf den nächsten Berg und bleibt dort.
(Musikexpress)

Peter Truschner, Autor, über niedrige Aufmerksamkeitsspannen
Ein wichtiger Punkt bei den digitalen Medien ist (...) die Fragmentarisierung der Aufmerksamkeit, der sie Vorschub leisten. Der unserer gegenwärtigen Kultur innewohnende rasche Fokuswechsel zwischen verschiedenen Aufgaben, Informationen und Kommunikationsprozessen zerstreut diese Aufmerksamkeit, verunmöglicht sie manchmal geradezu (...) Die neuen Medien befördern eher das Multitasking als die Kontemplation.
(Der Standard)

Devandra Banhart, Musiker, über seinen Bezug zur Religion
Zunächst man den Unterschied zwischen Religion und Spiritualität erfassen. (...) Ich liebe das Christentum, ich mag nur keine Christen.
(Musikexpress)

Devandra Banhart

XL Recordings

Devandra Banhart

Under the influence

Thom Yorke, Musiker, über Einflüsse von anderen Künstlern
Darin sehe ich keine Gefahr. Ich bin massiv beeinflusst von allem, was ich höre und lese. Ich finde es jedes Mal super aufregend, wenn ich etwas Neues für mich entdecke. Danach renne ich aber nicht gleich ins Studio, weil ich das Bedürfnis hätte, etwas Ähnliches zu produzieren. Könnte ich auch gar nicht. Sich nicht mehr für die Musik anderer zu interessieren oder sich davon beeinflussen zu lassen, das bedeutet in meinen Augen den Tod eines Musikers.
(Musikexpress)

Phoenix, Popband, über aktuelle Copy and Paste Tendenzen
Laurent: Das ist etwas, wogegen wir kämpfen müssen - uns nur gegenseitig zu kopieren, diese ganzen Gewohnheiten einer Popidentität. Viele Leute machen Dinge, ohne je darüber nachzudenken. Metalbands singen über Zerstörung und Satanismus und wenn du mit ihnen sprichst, sind sie total höflich.
Thomas: Und sie haben die saubersten Haare der Welt.
(Spex)

Wayne Coyne, Sänger, über seine unstillbare Neugierde
Ich bin 52. In meinem Alter ist man immer mehr von Altersgenossen umgeben, die jegliche Neugier eingebüßt haben. Sie haben ihre Jobs und ihre Routine, und mehr brauchen sie nicht. Ihr Weltbild ist komplett, sie interessieren sich nicht mehr für neue Kunst oder Musik. Mir ist es jedoch wichtig, mich mit jungen Menschen zu umgeben, die sich noch unsicher sind, was die Welt bedeutet und nach Antworten suchen. Das setzt Energie frei.
(Musikexpress)

Thom Yorke, Musiker, über die Lust an neuer Musik
Ich beobachte häufig, dass Leute gerade in meinem Alter - Nichtmusiker wohl öfter als Musiker - ihr Interesse an neuer Musik verlieren und sich an ihre alten Sachen halten. Vielleicht fehlt ihnen schlicht die Energie, sich umzuhören und sich die Zeit zu nehmen, sich mit Unvertrautem vertraut zu machen. Bei mir hat sich nichts verändert. (...) Wenn es irgendwo Musik gibt, muss ich hinhören. Ich finde es keine schlechte Sache, für Neues offen zu sein und diese Einflüsse in sich aufzunehmen.
(Musikexpress)

Thom Yorke

XL Recordings

Thom Yorke