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Susi Ondrušová

Preview / Review

22. 4. 2013 - 11:51

Die Fantastischen Vier!

Thomas D im Interview über Old School, New Cool und "Atomkraft? Nein, Danke!"

Die Fantastischen Vier sind eine Institution. Im Sommer kommen sie endlich wieder nach Österreich, um auf dem Tomorrow Festival in Zwentendorf aufzutreten. Ein logischer und ehrwürdiger Headliner. Die "Atomkraft? Nein, Danke!"-Aufnäher hat die Band nicht zuletzt bei ihrem erfolgreichen und zweiten (!) MTV Unplugged Konzert getragen. Und sicher nicht aus Colour-Blocking-Gründen. Die Fanta 4, und allen voran Thomas D, das sind die nie und nimmer mundfaulen Hip-Hop-Musiker aus Stuttgart, die sich seit 20 Jahren an der Spitze halten. Aber. Aber!

thomas d

"Der alte Scheiß"

In den letzten Jahren haben sie sich weniger neu entwickelt sondern neu recycelt. Ihr Repertoire auf Unplugged gepimpt und ihren Ruf als exzellente Liveband auf Deutschlands Bühnen unter Beweis gestellt. Auch eine Leistung, aber reicht das heutzutage? So landet das Stichwort „Bandhistorienverwaltung?“ auf meiner Liste von Sachen, die ich mit Thomas D beim Interview am Telefon besprechen möchte und ich bin froh und erleichtert als Thomas D selber loslegt mit dem schönen, fast schon erleichtertem Hinweis: „Wir freuen uns total endlich den alten Scheiß wieder hinter uns lassen zu können!“

Mit dem "alten Scheiß" ist genau diese Bandhistorienverwaltung angesprochen, noch bevor ich mir überlegen muss, ob es das Wort so überhaupt gibt. „Wir sind die Granddaddys, die Paten, das Urgestein, aber finden wir eigentlich überhaupt in diesem Kontext statt?“, wiederholt Thomas D die Frage, die er sich mit seinen Bandkollegen gestellt hat, als es darum ging, sich zu überlegen, was für eine Relevanz die Fanta 4 haben und welche Richtung sie mit ihrem neuen Material einschlagen sollen. Wenn schon die Hip Hop Acts, die eine Generation „nach“ ihnen gekommen sind auf "Old School" machen, sind die Fanta 4 dann zu alt für Old School"?

fanta 4

"Ey, ich will was Neues machen!" heißt es nun seit eineinhalb Jahren im Fanta 4-Headquarter. Sie sind mitten in der Schaffungsphase eines neuen Albums. Der Schaffensprozess würd jetzt schon einige „Seiten füllen“. Über die Qualität, die die Fantas ausmachen, meint Thomas D: "einmal dieses spackige 'Freakism' dieses durchgeknallte, gerne auch verkleidete Videobild, was man so hat: Troy zum Beispiel. Einfach so, wo man sieht, die Typen haben schon ein Rad ab, aber sie haben auch so Krautrock. So psychedelische Wurzeln, die zum ersten Mal in der '4. Dimension' rauskamen. Vielleicht besinnen wir uns auf genau das und machen ein ziemlich durchgeknalltes schräges krautrockiges Album. Wobei 'krautrockig' das trifft‘s nicht ganz. Es wird schon Hip Hop/Pop, aber wenn so eine Rockkante mit reinkommt, würd uns das glaub ich gut gefallen dieses Mal."

Ein Album wie aus einem Guss soll es werden und war am Anfang des Gesprächs noch von Herbst 2013, fällt dann die Zahl 2014. Man möchte es ihm glauben und wünschen, damit sie wieder zum Aushängeschild einer Szene werden, statt nur die Verwalter ihrer eigenen Hitdiskographie.

"Wo gehen wir hin? Wo kommen wir her?"

Thomas D freut sich: Kanye West hat in den letzten Jahren "amerikanischen Hip Hop an die Spitze getrieben". Und zuhause in Deutschland ist die ganz große Aggro-Berlin-Welle vorbei, zwar gibt es noch den "frauenfeindlichen Assi-Rap"“ aber es gibt auch den "positiven lebensbejahenden Rap" von Cro oder den "gesellschaftskritischen Rap" von Max Herre. So ist "Stuttgart wieder on the map". Ganz vorne im deutschsprachigen Hiphop. Mit welchen Reimen und Botschaften die Fanta 4 aufmischen werden, vergesse ich nach dem „Krautrock“ Schock zu fragen, vielleicht ist es noch zu früh im Schaffensprozess, die inhaltliche Ausrichtung zu erforschen, oder ich bin einfach vergesslich.

Tipps zur Kompostierung wollt ich ja auch noch. Man will ja so viel von den "Grandaddys, Paten und Urgesteinen" Fanta 4. Es ist bei Thomas D wegen seinen sehr vielen Wortspenden über Umweltschutz nicht so weit hergeholt, ihn nach der politische Verantwortung von Künstlern heutzutage zu fragen. Seine Antwort: "Kunst, die vielleicht Gesellschaftskritik oder einfach sehr viel Persönlichkeit hat, wird automatisch Fragen aufwerfen und wird automatisch ein Statement setzen, wo man sich darüber unterhalten kann, was dadurch politisch wird."

Und Persönlichkeit hat diese Band. Vielleicht wähle ich die Nummer, die mir zum Telefoninterview mit Thomas D gereicht wurde ja irgendwann nochmal. Zu einem späteren Zeitpunkt. Kann aber sein, dass ich auch nur die Mailbox erwischen werde:

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