Erstellt am: 19. 4. 2013 - 13:17 Uhr
Drohnen im Dienste des Journalismus
Der Bundesstaat Nebraska im mittleren Westen der USA erlebt derzeit eine historische Dürre, erzählt eine Stimme aus dem Off. Zu sehen sind Luftaufnahmen von einem fast gänzlich ausgetrockneten riesigen Flussbett, sowie verdorrte Aulandschaften.
Die Bilder stammen von einer kleinen Hubschrauberdrohne, die der Journalismusprofessor Matt Waite gemeinsam mit Studenten vergangenen Herbst über der Gegend kreisen lies. Der US-Amerikaner unterrichtet am College for Journalism and Mass Communication an der University of Nebraska in Lincoln und hat vor etwas mehr als einem Jahr ein eigenes "Drone Journalism Lab" eingerichtet.
Drohne statt Hubschrauber
"Wir glauben, dass kleine unbemannte Flugobjekte für Journalisten sehr interessant sein könnten." sagt Matt Waite. Er denkt etwa an Berichte über Naturkatastrophen, Hurrikans, Tornados, große Waldbrände oder Überschwemmungen. Ereignisse, die sich über einen längeren Zeitraum hinziehen und die eine größere Fläche betreffen.
Bisher waren Helikopterflüge die einzige Möglichkeit für Journalisten und Fotografen, an Luftaufnahmen zu kommen. Nur kostet ein Hubschraubereinsatz mehrere Tausend Euro. Eine gute Drohne, die in der Anschaffung soviel kostet wie ein Laptop, wäre ein guter Ersatz, meint der Journalismusprofessor. Einzelne, auch freie Journalisten, könnten ein Gegengewicht zu den Massenmedien schaffen. So wurden Drohnen von Aktivisten und Journalisten bei den Occupy-Wallstreet-Protesten eingesetzt. Doch es gibt auch Beispiele außerhalb der USA.
Demonstranten zählen
Vor ein paar Jahren lies eine Firma, die normalerweise mit Drohnen Weltkulturerbestätten fotografiert, bei einem öffentlichen Protest in Moskau ein kleines Flugobjekt steigen. Sie wollten so genau wie möglich schätzen, wie viele Menschen auf die Straße gegangen waren. Das ist auch für Journalisten bei so einem Großereignis wichtig, wenn auch sehr schwierig, sagt Wait. "Die Informationen von Demonstranten und jene von der Polizei liegen ja meist sehr weit auseinander. Eine Drohne kann da helfen, eine unabhängige neutralere Schätzung abzugeben."
Ben Kreimer courtesy of Waite
Die Tücken der Technik
Von heute auf morgen kann man als Reporter allerdings keine Drohne bedienen. Das Steuern und Hantieren gestaltet sich noch lange nicht so intuitiv, wie Hersteller es gerne versprechen, sagt Matt Waite. Geduld und Spaß am Basteln müsse man unbedingt mitbringen. Drohnen stürzen immer wieder ab und dann sollte man über das Know How verfügen, sie wieder zu reparieren.
"Im Moment handelt es sich bei Drohnen wahrscheinlich um die dümmste smarte Technologie. Ich kann der Drohne zwar befehlen, einen bestimmten GPS-Punkt anzufliegen, was sie dann auch von alleine schafft. Die Drohne hat aber keine Ahnung von der Umgebung, in der sie fliegt."
Wenn sich auf ihrer Flugroute ein Gebäude oder ein Baum befindet, crasht sie ohne Rücksicht einfach hinein. Drohnen sind zwar teilweise autonom, aber der Pilot müsse sie andauernd überwachen und sehr vorsichtig sein, so der Drohnenjournalist. Aus Sicherheitsgründen muss man deshalb ständig in der Lage sein, wieder die Kontrolle über den Flug zu übernehmen.
Bisher eigentlich verboten
Drohnenjournalismus ist, von einigen Experimenten abgesehen, aus technischen Gründen noch Zukunftsmusik. Doch auch die rechtliche Lage verhindert einen breiten Einsatz von Drohnen. Die amerikanische Zivilluftfahrtbehörde (FAA) verbietet derzeit noch den kommerziellen Gebrauch von Drohnen, zu dem sie auch die journalistische Nutzung zählt. Bisher habe sich sein Team an die Vorschriften gehalten, die für Modellflugzeuge gelten, sagt Waite. Das bedeutet eine maximale Flughöhe von 120 Metern in Sichtweite des Piloten. Außerdem darf man Drohnen weder über dicht bewohntem Gebiet und über Menschenansammlungen, noch in der Nähe von Flughäfen fliegen.
Für 2015 plant die amerikanische Regierung allerdings die Zulassung ziviler Drohnen und tüftelt derzeit an einem neuen Gesetz. In Österreich ist die Lage ähnlich. Auch hierzulande ist eine Novellierung des Luftfahrtgesetzes, das die private Nutzung von Drohnen regeln soll, derzeit in Arbeit.