Erstellt am: 16. 4. 2013 - 17:37 Uhr
Got game?
Coach Andrea Maghelli ruft seine Spieler zum Timeout. Noch zehn Sekunden sind zu spielen und die Wiener liegen einen Punkt hinter den Gästen aus Wels. „Allright guys, no three-point shots. Just stay aggressive and attack the basket“.
Während der Trainer seine Mannschaft zur letzten Offensive motiviert, stehen bereits alle Zuseher und feuern ihre Mannschaft kräftig an. Nach der Auszeit gelingt es Benno Danek sechs Sekunden vor Spielschluss mit einem Korbleger seiner Mannschaft die Führung und den Sieg zu bringen. Die erste Meisterschaft für die Wiener rückt einen Schritt näher.
Ein rasanter Aufstieg
Vor wenigen Jahren hätte niemand damit gerechnet, dass ein Team aus Wien um die österreichische Basketballmeisterschaft mitspielen könnte. „In den Großstädten ist es nicht einfach Sponsoren zu finden, weil die Konkurrenz durch Fußball zu stark ist“, erklärt Spielmacher Benno Danek. Deshalb bleibt das eigentlich urbane Basketball von den städtischen Zentren entfernt. Für die Sponsoren in den größeren Städten lohnt sich die Investition in Basketball nicht.

Pictorial / Sabine Krakora
Seit aber im Jahr 2010 die Gebrüder Petar und Stjepan Stazic die Leitung des Vereins BC Vienna übernommen haben, hat sich das Bild der österreichischen Basketballlandschaft innerhalb kürzester Zeit geändert.
Sjepan Stazic dürfte Basketballkennern nicht unbekannt sein. Als einer der wenigen österreichischen Legionäre spielte er unter anderem in Italien, Frankreich, Griechenland und Spanien. Jetzt, mit 33 Jahren, ist er sowohl Marketingchef als auch Chef auf dem Parkett. Als Teamkapitän spielt der erfahrene Spieler wie ein Coach auf dem Spielfeld. Er motiviert seine Mitspieler, baut das Spiel auf und nimmt die entscheidenden Würfe.

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Große Ziele
Diese Saison spielt die Mannschaft aus Wien als einer der Titelfavoriten um die Meisterschaft. In der ersten Runde der Playoffs führen sie in der "Best of Five"-Serie gegen Wels mit 2:0. Der Traum vom Titel könnte bald wahr werden, doch das soll nur der Anfang sein. Manager Petar Stazic hat große Ziele für seine Mannschaft: Er hofft auf eine Einladung der Adriatic League.
Die Adriatic League ist eine überregionale Liga, in der vor allem Mannschaften aus den ex-jugoslawischen Ländern spielen. Nach dem Zerfall Jugoslawiens stellte sich die Frage, wie die Lücke, die die ehemaligen jugoslawische Basketballliga hinterlassen hatte, gefüllt werden konnte. Um problematische Begriffe wie Balkan oder Jugoslawien zu meiden, wurde im Jahr 2001 eine neue Liga mit dem Namen Adriatic League gegründet.
Mittlerweile ist die Adriatic League eine der wichtigsten europäischen Basketballorganisationen, an der mit einer Wildcard auch Gastmannschaften aus anderen Ländern teilnehmen können. In der letzten Saison wurde mit Maccabi Tel Aviv eine Gastmannschaft Meister.

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Bei einer Einladung müsste sich der BC Vienna gegen so legendäre Mannschaften wie Partizan Belgrad oder Union Olimpija durchsetzen. Und vor allem müssten sie deren Publikumshöllen überleben.
Bisher wurde keine österreichische Mannschaft eingeladen. Doch Petar Stazic blickt optimistisch in die Zukunft. „Ich denke es ist ein realistisches Ziel, das wir vielleicht in drei oder vier Jahren erreichen können, wenn wir so hart weiterarbeiten wie bis jetzt.“
Believe the hype
Eine Einladung der Adriatic League würde den österreichischen Basketball nachhaltig verändern. Gerade in der Großstadt Wien könnte Basketball viele Fans und Talente hervorbringen. Noch spielen in den meisten Käfigen die Jugendlichen Fußball und die Körbe stehen eher als Dekoration da.
Dabei hat Wien ein großes Basketballpotenzial. Viele Jugendliche haben ex-jugoslawische oder türkische Migrationshintergründe; alles Länder, in denen Basketball zu den populärsten Sportarten gehört.
Der BC Vienna schafft es mittlerweile, die kleine Wiener Stadthalle B mit vielen jungen Zuschauern zu füllen. Sie brüllen das ganze Spiel über „D-E-F-E-N-S-E“ und ärgern sich lautstark über die Pfiffe der Schiedsrichter. In Wien hat der BC Vienna einen kleinen Hype ausgelöst, dem sie mit einem Meistetitel noch eins draufsetzen können. Das wäre nach über 20 Jahren der erste Titel für eine Mannschaft aus Wien.