Erstellt am: 12. 4. 2013 - 12:01 Uhr
Something for the Weekend
Freitag
Der Yeah Club feiert Abschied im Rockhouse Salzburg. Die wunderbare Veranstaltungsreihe, die von dem Wort „Indie“ glücklicherweise einen weiten Begriff hat und im Laufe der Jahre bei ihren vielen Partys und Konzerten auch immer wieder die Elektronik mit der Gitarre in Interaktion hat treten lassen, geht in die letzte Runde. Der Yeah Club hat solch Bands wie die Horrors, Is Tropical, die Crystal Fighters, Rubik oder Breton nach Österreich geholt, die Menschen dahinter stecken auch hinter dem ebenfalls im Rockhouse Salzburg stattfindenden, Jahr für Jahr fantastischen Stuck Festival – für den heutigen letzten Abend sind wieder zwei sehr feine Live-Acts geladen: Sun Glitters aus Luxemburg und die norwegische Band Young Dreams.
Der Produzent Victor Ferreira bastelt mit seinem Projekt Sun Glitters schlaftrunkene Elektronika, der man – ohne sich groß bemühen zu müssen – den ganzen Glitter und Sternenstaub auch anhören kann. Ab und zu darf die Musik nämlich durchaus auch in Relation zum Bandnamen stehen. Weich fließende Nebelwände und lieb polternde Beats – sowie gerne auch verpitchte Stimmsamples – veranstalten süßlich-melancholische Schleiertänze, die immer wieder an die Ahnväter der verwaschenen Nostalgie-Elektronik erinnern: Boards of Canada. Das ist alles andere als schlecht, nämlich sehr gut.

Young Dreams
Die junge Band Young Dreams ist beim australischen Label Modular (u.a. Heimat von Cut Copy, Architecture in Helsinki, Ladyhawke) zuhause und hat erst im März ihr Debüt-Album namens „Between Places“ veröffentlicht – eine ganz zauberhafte Platte, die sich ebenfalls überdeutlich und mit voller Absicht in eine lange Tradition stellt. „Between Places“ und die Young Dreams im Allgemeinen beziehen sich mit barock ausstaffiertem, mit allerlei Geflöte, Glockengespiel und Ooohs und Aaahs angereichertem Sehnsuchts-Pop auf die großen Beach Boys und insbesondere deren reiches Meisterwerk „Pet Sounds“. Haben schon andere gemacht, den norwegischen Boys gelingt hier dennoch eine großartige, halb wehmütige, halb überschwängliche Neudeutung eines bekannten Sounds.
Ab und zu darf es bei den Young Dreams mit leicht verstärktem Synthesizer-Aufkommen auch etwas moderner tönen, in den meisten Fällen macht es sich die Band aber im Plattenregal zwischen anderen herrlich hängeschultrigen Nachlassverwaltern US-Amerikanischen Traditions-Liedguts wie Grizzly Bear oder den Fleet Foxes gemütlich. Nach den Konzerten von Sun Glitters und Young Dreams wird der Yeah Club freilich partytechnisch noch gebührend gefeiert und erst am frühen Morgen mit Konfetti zu Grabe getragen.
Wer in Wien ist, bleibt oder sich dort hinbegibt, sollte den Abend im Chelsea mit einem Konzert der Band TEEN aus Brooklyn beginnen. Über das Quartett, sein sehr gutes Debüt-Album „In Limbo“ und vor allem die Jahrhundert-Single „Electric“ ist hier schon ausführlich berichtet worden. Hippe und sehr gute Mischung, in die alles mögliche Coole kunstvoll und gewitzt hineinfaschiert worden ist: Wave-Hibbeligkeit, Krautrock, Dream Pop, Synthesizer-Wahn. Im Mai erscheint eine neue EP namens „Carolina“ von TEEN, die – es soll schon einmal verraten sein – wieder sehr gut sein wird – dieses Mal dann etwas stärker von verrauchter Psychedelik geküsst. Trompete kommt auch vor. Top-Tipp.

Teen
Tatsächlich könnte – und sollte – man aber an diesem Wochenende am Freitag und am Samstag schon am Nachmittag bzw. frühen Abend gemächlich in die Nacht hineingrooven: Es ist nämlich wieder sound:frame Festival und im Hotel am Brillantengrund darf man sich in diesem Rahmen an einer Vernissage delektieren. Full Discosure: Die – sicherlich über jeden Zweifel erhabene – musikalische Beschallung an den Abspielgeräten dazu besorgen zwischen 16 und 22 Uhr Menschen von FM4. Afternoon Delight.
Weitergeführt wird das sound:frame Sound-, Video- und Party-technisch dann im brut. Heute steht da vor allem neben vielen Artists mehr die lang erwartete Wien-Premiere von SOHN auf dem Programm: Der zwischen Wien und London pendelnde Musiker, Sänger und Produzent hat mit seiner aus R'n'B, Indie-Melancholie und grazil stolpernder Elektronik gegossenen Musik zu Recht den Blog-Hype der halben Welt auf seiner Seite. Geschmeidige Popmusik mit immer viel Honig im Tee.
Außerdem: Austrian Artists Festival in der Pratersauna. Heute mit Schönbrunner Perlen und Affine Records.
Das immer sehr gute Everybody's Darling im Club U. Heute zu Gast: Sebastian Schlachter.
Samstag
Noch einmal sound:frame. Mit Ausstellung im MAK, nachmittäglicher bis frühabendlicher Ausstellung und DJ-Beschallung im Hotel am Brillantengrund und großer Party im brut.
Die Veranstaltungsreihe Disco Frisco hat sich mit Umberto einen Act in den Club U geladen, der scheint einzig den dunkelsten Träumen der Macher selbst entsprungen zu sein. Der in Kansas City ansässige Musiker und Produzent Matt Hill entwirft mit seinem Projekt Umberto sinsistre und psychedelische Horror-Soundtracks (mal für fiktive, mal für tatsächlich exisitierende Filme), die zu großen Teilen an den Meistern des Genres, Goblin und John Carpenter, geschult sind. Umberto veröffentlicht bei solch famosen Labels wie Not Not Fun oder Mogwai's Rock Action – bürgt immer für weirde Qualität.
Gefährliches Halbquizzen beim club d'hommage im fluc.
Tingel Tangel im Morisson. Zu Gast: Lena Willikens aus Köln.
Das Wiener Label Fettkakao betreut die Nacht im rhiz: Mit Fettkakao DJ-Team, einem Live-Auftritt der großartigen Musikerin Tirana, die man üblicherweise als eine Hälfte der Band Plaided kennen könnte (und sollte), sowie einem Gastspiel des aus Olympia, Washington stammenden Songwriters Stephen Steinbrink.