Erstellt am: 1. 4. 2013 - 06:00 Uhr
Tod, Sex, Politik und Zombies
Diese Woche geht "Game of Thrones" in die dritte Staffel. (für die LeserInnen der Bücher: Es wird die erste Hälfte von "A Storm of Swords", die zweite kommt dann in Staffel 4).
Was bisher geschah:
Ich weiß natürlich, dass die Bücher nicht "Game of Thrones" heißen, sondern nur der erste Teil. Aber "A Song of Ice and Fire" wäre einfach zu lang, um es dauernd hinzuschreiben.
Ein paar nützliche links:
Die beste Adaption des Themensongs! (Wer die Staffel 1 noch nicht gesehen hat, sollte aufpassen
Die Handlung im Highschool-Genre: School of Thrones
Jeder einzelne Tod in Season 2 im Supercut
Tyrion gibt Joffrey eine Watschn. 10 Minuten lang.
Unverzichtbar beim Lesen: A Wiki of Ice and Fire
Auch unverzichtbar beim Lesen: Der GoT-Toilettensitz
In einem Land irgendwo anders gibt es sieben Königreiche, beherrscht vom Über-König Robert Baratheon. Der ist aber erst seit kurzem im Amt, nachdem er in einer Rebellion die Targaryen-Familie fast komplett ausgelöscht hat. Sein bester Kumpel ist Eddard Stark, König im Norden. (Das ist der von den "Winter is coming"-Fotos auf Facebook). Verheiratet ist Robert mit Cersei Lannister, Tochter vom Finanz-Zampano der Königreiche. Robert bittet Eddard, sein "Kanzler" (in GoT: Hand of the King) zu werden. Ned reist mit in den Süden, kommt auf allerlei Intrigen drauf und am Ende von Staffel 1.... Nein, das wär zu arg. In Staffel 2 gibt es einen Krieg Stark vs. Lannister/Baratheon und auf einem anderen Kontinent bereitet sich der letzte Targaryen-Spross auf die Rückeroberung vor. Und ganz im Norden, hinter einer Mauer aus Eis, warten ganz grausliche Zombies und anarchosyndikalistische Kollektive. Und immer wenn man es am wenigsten erwartet, stirbt ein Hauptcharakter. Das dafür immer.
HBO
Hier nun zusammengefasst meine missionarische Tätigkeit der letzten Jahre. Warum du "Game of Thrones" schauen, lesen und lieben solltest:
Für Fantasy-Freunde:
"Game of Thrones", von nun an GoT genannt, hat alles, was eine klassische Fantasy-Reihe braucht. Eine im Laufe der Serie bekannt werdende Mythologie, religöse Aspekte (Melissandre <3) und Drachen. Im gesamtpolitischen Kontext der Reihe wirken die Fantasy-Elemente als dramaturgischer Katalysator der Ereignisse oder als immer realer werdende Drohgebärden. Die dunkle weiße Bedrohung aus dem Norden, verstörende Berichte aus dem Westen. Irgendwas da draußen wird kommen. Und es wird uns alle töten.
Für Herr der Ringe Fans:
Sex, Inzest, menschliche Abgründe, Betrug, Gier, Hass, Verrat. Vermisst ihr das nicht auch bei Tolkien? Eben.
HBO
Für Fantasy-Hasser:
Keine Angst. Ihr müsst euch hier nicht mit Elfenzauber, weißen Magiern oder Augen auf Türmen herumärgern. Die fantastischen Elemente bleiben die meiste Zeit über Beiwerk, stören nie und haben manchmal ganz profane Erklärungen (Melissandre <3).
Für Geschichte-Nerds:
Tausend Dissertationen und Diplomarbeiten würden wohl nicht ausreichen, die historischen Bezüge in "GoT" aufzuschlüsseln. Die Sachsen haben in England zum Beispiel eine sogenannte Heptarchie mit sieben Königreichen errichtet. (Damit diese Wörter hier auch mal fallen: Kent, Sussex, Essec, Wessex, Mercia, Northumberland und East Anglia). Robert Baratheon dürfte auf König Aethelstan basieren, der zwischen 924 und 939 in England herrschte. Cersei Lannister wiederum erinnert stark an Elizabeth Wydville, die Frau von König Edward dem IV. Die Wydvilles sind überhaupt ziemliche Lannisters. Cerseis kleinwüchsiger Bruder Tyrion (irgendwie doch der wichtigste Charakter) hat Anleihen in der Sage "The Tale of Sir Gareth". Jede große Familie in GoT hat einen Haufen kleiner Familien, die per Eid an sie gebunden sind und natürlich dauernd Verrat begehen. Dieses System der "Bannermänner" gabe es auch im neunten und zehnten Jahrhundert in Frankreich.
Die Städte auf dem zweiten Kontinent im Westen erinnern an die Stadtstaaten der Renaissance. Starke Seefahrer-Nationen mit großen Banken, die den immer bankrotten Familien auf der anderen Seite des Meeres mit Geld aushelfen.
Die beste historische "GoT"-Analyse gibt es auf MTV. Ja, richtig gelesen: auf MTV.
HBO
Was Serie und Buch außerdem zu bieten haben:
Die besten Kinder-Charaktere
Die irgendwie erste, wirklich ernstzunehmende Rolle für einen kleinwüchsigen Schauspieler
Die geilsten Kostüme und Setdesigns
Das beste Intro überhaupt
tolles Meme-Material
Eine Wand aus Eis
Für Geographie-Nerds:
Erfinden wir mal ein Schulfach. Aber es passt gut. Denn die geographischen Voraussetzungen im "GoT"-Universum schlagen sich in wirtschaftlicher Schlagkraft und sozialer Realität der verschiedenen Königreiche nieder. Der kalte Norden, in dem es im Vergleich zu den anderen sechs Reichen noch die alte Religion gibt, ist ein Ort der gegenseitigen Treue. Bei solchen Temperaturen kein Wunder. Wer da nicht am Lagerfeuer sitzen darf, ist verloren. Das gilt für alle außer Roose Bolton und seinen vermaledeiten Sohn. Aber das kommt erst. Ah ja, wichtiges Detail fast vergessen: Auf Westeros (der wichtigste Kontinent bei "GoT") gibt es zwar vier Jahreszeiten, die kommen aber nicht einmal pro Jahr sondern in unregelmäßigen Abständen. Staffel 1 und Buch 1 beginnen am Ende eines zehnjährigen Sommers. Und die Weisen sagen immer schon: Ein langer Sommer bedeutet einen noch längeren Winter. Aber vorher kommt eh der Herbst. (wieder eine Erklärung für die ganzen "Winter is coming"-Posts auf Facebook).
HBO
Für Soap Opera Fans:
Nehmen wir alles Politische und Fantastische raus, bleibt folgendes über: Ein Haufen Familien kämpft um Macht. Sie sind sich gegenseitig ausgeliefert und meistens auch untereinander verheiratet, Jahrhunderte alter Hass verschwindet aber nie. Vergesst, was ihr in Dallas, Falcon Crest und Signa Mossa gesehen habt: "GoT" schlägt die alle um Längen, versprochen.
Für lesefaule Menschen:
Selten hat es eine Bildschirm-Adaption einer literarischen Vorlage gegeben, die so nah am Original ist. Staffel 1 ist fast das zu hundert Prozent verfilmte Buch, in Staffel 2 gibt es nur zwei größere (und meiner Meinung auch gut gelungene) Änderungen. Wem das Lesen von gefühlten 100.000 Seiten Text also zuviel ist, hat die nächsten paar Jahre eine schöne Zeit. Aber dann bitte nicht darüber beschweren, dass man immer ein Jahr warten muss, bis es weiter geht. Die" GoT"-Leser müssen meistens sechs Jahre warten, bis mal wieder ein neuer Teil daherkommt. (den passenden Song dazu liefert Dave Dempseys Weptip) Noch eine Bitte: nicht darüber beschweren, wenn "GoT"-Leser was spoilern, was noch gar nicht im Fernsehen zu sehen war.
Cartoon Network
Für fernsehfaule Menschen:
Wer jetzt mit den Büchern beginnt, hat einen massiven Startvorteil: es gibt schon einige davon. Wieviele, ist immer schwierig zu sagen. Der Autor George R.R. Martin liefert nämlich immer so fette Manuskripte ab, dass viele Verlage sie in zwei Teile herausbringen, oder auch nicht. Sagen wir 5. Oder 7. Das passt dann. Weiterer Vorteil: Man muss nicht warten, bis die nächsten zehn Folgen rauskommen. Nachteil: Mit dem letzten bisher erschienenen Band ist die Geschichte NICHT!!!!!! abgeschlossen. Das heißt, warten müssen wir trotzdem.
Miramax
Das eine noch: Letzte Woche habe ich Tom Wlaschiha zum Interview getroffen. In Staffel 2 spielt er Jaqen H'ghar. Das Interview zum Nachhören:
Dieses Element ist nicht mehr verfügbar
Und das allerletzte noch: Zu welcher "GoT"-Familie würdet ihr denn gerne gehören? Stimmt ab!