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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

26. 3. 2013 - 16:36

Fußball-Journal '13. Eintrag 9.

Aviva Austria! Das ÖFB-Team im Spiel der großen Chance auf irischem Boden, live analysiert.

Das ist das Journal '13, meine regelmäßige Web-Äußerung in ungeraden Jahren. Im Gegensatz zu 2003, '05, '07, 2009 und 2011 heuer nicht täglich.

Heute wieder mit einem Eintrag ins Fußball-Journal 13, der Live-Begleitung zum vorentscheidenden WM-Quali-Auswärtsmatch im Aviva-Stadium in Dublin, Eire.

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Marcel Kollers ÖFB-Kader

Tor: Lukas Königshofer (Rapid), Heinz Lindner (Austria), Ramazan Özcan (Ingolstadt/DEU). Auf Abruf: Thomas Gebauer (Ried). Verletzt: Robert Almer (Düsseldorf/DEU).

Abwehr: György Garics (Bologna/ITA), Florian Klein (Salzburg), Aleksandar Dragovic (Basel/SUI), Sebastian Prödl (Werder/ DEU), Emanuel Pogatetz (West Ham/ENG), Christian Fuchs (Schalke/DEU), Manuel Ortlechner, Markus Suttner (Austria). Auf Abruf: Andreas Ulmer (Salzburg). Verletzt: Franz Schiemer (Salzburg). Krank: Martin Hinteregger (Salzburg).

Mittelfeld: David Alaba (Bayern München/DEU), Veli Kavlak (Besiktas/TUR), Julian Baumgartlinger, Andreas Ivanschitz (Mainz/DEU), Christoph Leitgeb (Salzburg), Jakob Jantscher (Dyn. Moskau/ RUS), Zlatko Junuzovic, Marko Arnautovic (Werder/ DEU), Martin Harnik (Stuttgart/DEU). Auf Abruf: Florian Mader (Austria), Guido Burgstaller (Rapid).

Angriff: Philipp Hosiner (Austria), Marc Janko (Trabzonspor/TUR), Andreas Weimann (Aston Villa/ENG). Auf Abruf: Rubin Okotie (Sturm), Patrick Bürger (Mattersbg).

Verletzt: Yasin Pehlivan (Gaziantepspor/TUR).

Rücktritt: Alexander Manninger (Augsburg/ DEU); Martin Stranzl (Gladbach/DEU), Paul Scharner (Wigan/ENG).
Unangefragt: Jonathan Schmid (Freiburg/DEU).

Bei der U21: Raphael Holzhauser (Stuttgart/ DEU), Marcel Sabitzer (Rapid), Marcel Ritzmaier (PSV Eindhoven/NED), Tobias u. Florian Kainz (Sturm), Patrick Farkas (Mattersburg), Kevin Wimmer (Köln/DEU), Marcel Ziegl, Robert Zulj (Ried).

Unberücksichtigt: Michael Gspurning (Seattle/USA), Jörg Siebenhandl (Wr. Neustadt), Christian Gratzei (Sturm), Robert Olejnik (Peterborough/ ENG); Thomas Hinum (Ried), Georg Margreitter (Wolverhampton/ENG), Markus Berger (Odessa/ UKR), Mario Sonnleitner (Rapid), Thomas Reifelts-hammer (Ried), Tanyu Kayhan (Mersin/TUR), Andreas Ibertsberger (Duisburg/DEU); Johnny Ertl (Portsmouth/ENG), Anel Hadzic (Ried), Michael Madl, Christian Klem, Jürgen Säumel, Manuel Weber, Andreas Hölzl (Sturm), Muhammed Ildiz (Nürnberg/DEU), Christopher Trimmel, Stefan Kulovits (Rapid), Daniel Royer (Köln/DEU), Georg Teigl (Salzburg), Darko Bodul (Odense/ DEN), Alexander Gorgon, Alexander Grünwald, Tomas Simkovic (Austria), Daniel Beichler (Sand-hausen/DEU), Ümit Korkmaz (Ingolstadt/DEU), Martin Pusic (Brann/NOR), Christopher Drazan; Erwin Hoffer (Kaiserslautern/ DEU), Stefan Maierhofer (Köln/DEU), Deni Alar (Rapid), Roman Kienast (Austria), Adthe Nuhiu (Eskisehirspor/TUR), Roland Linz (Muangthong/ THAI).

Unberücksichtigt/verletzt: Ekrem Dag (Gaziantep Spor/TUR), Thomas Pichlmann (Spezia/ITA).

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Trapattonis Kader für Team Irland:

Tor: Keiren Westwood (Sunderland), David Forde (Millwall), Darren Randolph (Motherwell).

Abwehr: Seamus Coleman (Everton), Stephen Kelly (Reading), John O’Shea (Sunderland(, Sean St. Ledger (Leicester), Ciaran Clark (Aston Villa), Darren O’Dea (Toronto), Marc Wilson (Stoke). Standby: Alex Pearce (Reading), Stephen Ward (Wolves), Joey O'Brien (West Ham).

Mittelfeld: Glenn Whelan (Stoke), James McCarthy (Wigan), Paul Green (Leeds), Jeff Hendrick (Derby), Robbie Brady (Hull), James McClean (Sunderland), Wes Hoolahan (Norwich).

Angriff: Jonathan Walters (Stoke) Shane Long (West Brom), Conor Sammon (Derby), Andy Keogh (Millwall), Simon Cox (Nottingham).
Angeschlagen out: Robbie Keane (LA Galaxy/USA) - nachnominiert wurde Kevin Doyle (Wolves).

Anm.: bis auf Tormann Randolph (Schottland) sowie Robbie Keane und O'Dea (MLS) spielen alle Berufenen im englischen Liga-System.

An sich nominiert, aber verletzt: Paul McShane (Hull), Aiden McGeady (Spartak Moscow/RUS), Anthony Pilkington (Norwich).

Schon im Vorfeld verletzt: Richard Dunne (Aston Villa), Keith Andrews (Bolton), Darren Gibson (Everton), Stephen Hunt (Wolves).

Nach Euro zurückgetreten: Shay Given (Aston Villa) und Damien Duff (Fulham).

Rücktritt: Stephen Ireland (Aston Villa), Stephen Reid (WestBrom).

Unberücksichtigt: Stephen Henderson (West Ham); Richard Keogh (Derby), Greg Cunningham (Bristol), Shane Duffy (Everton), Keith Fahey (Birmingham), Kevin Foley (Wolves), Andy Reid (Notingham), Liam Lawrence (PAOK Saloniki/ GRE), Steven Quinn, David Meyler (Hull), Leon Best (Blackburn), Chris McCann (Burnley), Conor Clifford (Leicester), Anthony Stokes (Celtic)...

Für Brasilien 2014 geht sich das - wie oft soll ich es noch sagen - natürlich nicht aus. Da ist Schweden davor, Deutschland sowieso; und Irland auf Augenhöhe.
Aber immerhin: dass sich mit einer solange so falschen Taktik doch noch ein Punktgewinn ausgeht, spricht für die Mannschaft; nicht unbedingt für das heute an seiner Zögerlichkeit fast erstickte Trainerteam.

Das hatte zwar einen Plan A (mit Hosiner) und einen Plan B (mit Janko) - was auch schon deutlich mehr ist als sonst, und auch ein Fortschritt gegenüber den schlimmen Zeiten davor - verzockte aber fast den gesamten Einsatz durch schieres Nichtstun.

Das muss ebenso besser werden wie das Umsetzen der Briefings beim Team: denn das hielt sich auch mit Hosiner deutlich zu wenig an die (flachen) Vorgaben.

Überall also Luft nach oben.
Und: kein echter Verlierer.
Bei Lindner ging alles gut, Garics ist wieder da, Dragovic war imposant, Pogatetz sieht man seine Aussetzer immer nach, Fuchs erholt sich langsam, Alaba war trotz starken Schwächelns der Retter, Harnik zeigte sich intelligent, Hosiner und Janko erfüllten ihre Jobs, Baumgartliner, Junuzovic und Weimann entsprachen durchaus.
Kavlak und noch mehr Arnautovic ist kein echter Vorwurf zu machen: für Veli war diese Position bei diesem Gegner einfach nicht gebaut (insofern muss man personell Rücksicht nehmen und andere leute einsetzen); und der Aufreger vom Dienst war einfach falsch positioniert.
Zu diesen taktischen Verhebern sollte sich eher der Coach bekennen; und die Bandbreite seiner Mannschaft erhöhen, auf das nächste Level setzen.

Nur vermeintlichen Elfern nachzugreinen, wie im Nachlauf, ist allzu kirchlermäßig und zu wenig.

Beim nächsten Aufeinandertreffen, anlässlich des Heimspiels gegen Schweden möchte ich mehr Qualität sehen, in jeder Hinsicht.

Ein Ende ohne Schrecken, mit einem hart erkämpften Punkt

Österreich final geht so: Lindner; Garics, Dragovic, Pogatetz, Fuchs; Baumgartliner, Alaba; Harnik, Janko, Weimann, Arnautovic.

In der 89. Minute ein echt guter Freistoßtrick: Harnik und Baumgartlinger täuschen den Schuss an und rennen vor, Alaba hebt den Ball aufs rechte Eck, wo Harnik gut köpft - leider fischt Tormann Forde den Ball weg, bevor Janko einschubsen kann.
Schade, dass man derlei so selten sieht, bei Team Austria.
In der 92. vernudelt Janko eine Wühlchance.
Und dann, ein paar Sekunden später, die vielleicht dritte gelungene Szene von Alaba im Spiel: ein Schuss aus 20 Metern senkt sich leicht abgefälscht ins Kreuzeck: 2:2!

Pfiffe vom Publikum für ihr Heimteam, jubelnde Österreicher - ein moralischer Sieg immerhin.

Letztlich war es so, dass eher die Iren den Sieg vergeben haben. Trap hat sie wieder einmal deutlich zu früh zurückgeholt, ab der 60. Minute auf Halten spielt.
Und weil Österreich sich in den letzten 20 Minuten auf das funktionierende 4-2-4 vom Anfang besonnen hat und die quälende 4-3-3-Mittelphase beendet wurde, wurde der Druck, den die Kreisläufer ausüben konnten, immer stärker.

Klar, ein Tor nach einem Geschenk und ein abgefälschter Weitschuss, das ist nichts Herausgespieltes, nichts von einem System Errungenes. Aber auch Irland hatte nur zwei Standards. Insofern ist das alles schon gerecht.

Eine echte Umstellung und handballartige Kreisläufe

Endlich, in der 69. Minute kommt 9 Andreas Weimann, der Brite, für 19 Kavlak, den Rot-Spazierer. Und nimmt gleich einen ersten Rechtsvorstoß mit, der immerhin sowas wie Gefahr bringt.

Okay, der letzte ist jetzt ein echter Wechsel. Wie sortiert sich das ÖFB-Team jetzt in den letzten 20 Minuten? Es gibt jetzt ein echtes 4-2-4, die Rückkehr zum System der ersten 20 Minuten.

Die Abwehr bleibt wie sie ist, davor halbrechts Baumgartlinger und halblinks Alaba. Vorne ist es seltsam: rechts Weimann, zentral hinter/neben Janko agiert Arnautovic und links spielt Harnik. Links? Links.

Janko ist noch immer nicht wirklich angespielt worden.
Irland bringt in der 72. Minute 5 St. Ledger für 15 Clark, ein reiner Innenverteidiger-Wechsel.

Danach tauschen Weimann und Harnik die Seiten, ja, besser so. Vor allem, weil Österreich so rund um Minute 75 plötzlich ein Powerplay aufzieht. Und auch, weil Arnautovic jetzt nicht für eine Seite zuständig ist, sondern Narrenfreiheit ganz vorne hat. Wo hab ich den Vorschlag das so zu machen heute bloß schon gelesen?

Das ÖFB-Team spielt jetzt auf den Strafraum wie auf einen Handball-Kreis, mit Dauer-Angriffrecht. Und mit hohen Bällen. Denn jetzt stehen nicht mehr nur Dragovic und Pogatetz zur Verfügung, sondern auch Janko und Weimann. Und das ist bei Freistoßflanken und Cornern schon eine echte Bedrohung.

In der 83. sichert Trap die knappe Führung ab: er bringt 21 Paul Green, einen zentralen Mittelfeldmann für Shane Long, den Neuner, den besten Mann am Platz. Jetzt haben wir ein 4-5-1, ein bisserl Wales.

Bei Österreich ist nach zehn tollen Minuten jetzt wieder der Faden gerissen, man müht sich wieder mehr, den Ball sicher in die gegnerische Hälfte zu bringen. Die direkten Stafetten, die gegen Färöer so easy von der Hand gegangen sind, klappen jetzt nicht einmal im Ansatz - auch weil Junuzovic und Ivanschitz nicht auf dem Feld sind.

Hat vielleicht auch damit zu tun, dass Arnautovic wieder auf links beordert wurde (Weimann steht jetzt neben Janko in der Mitte), wo er eben recht wenig bewirkt.

Nichtstun ist keine seriöse taktische Variante

In der 47. Minute erwischt McClean mit einem Freistoß von rechts das Außennetz - wenn der drinnen gewesen wäre (und viel hat nicht gefehlt), dann könnten wir unser Aufmerksamkeits-Level für dieses Spiel schon drosseln.

Koller hat nichts getan - weil er ja nie vor der 60. Minute etwas tut, wenn er nicht durch eine Verletzung gewzungen wird. Und diesmal ist diese Untätigkeit besonders schlecht: denn die Iren sind natürlich auch ein Affekt-Team, eines, das sich gern steigert aus der Dynamik heraus. Und die spricht momentan eine deutliche Sprache. Österreich wirkt wie eingekesselt.

Dann (53.) ein netter Harnik-Schuss aus der Drehung. Und gkleich darauf wieder eine sinnlos hohe Flanke, die aber vom nachrückenden Garics volley genommen wird. Beides nur ein kleiner Lichtblick, aber immerhin.
Die wichtigste Erkenntnis daraus: Garics findet wieder in seine Rolle als Offensiv-Verteidiger, und das trotz Gegenspieler McClean.

Kavlak tanzt am Rande der gelb/roten - er muss dringend raus. Koller! Janeschitz! Aktion!
Da die 60. Minute erreicht ist, holt man Janko herbei. Bin gespannt, wen er ersetzen soll.

In der Zwischenzeit (62.) gibt es Gejammer über einen angeblichen Elfer, der nach einem Duell von Pogatetz mit seinem Bewacher gesehen wurde. Aber eben nicht vom Schiri, also Schwamm drüber.

In der 62. Minute kommt 21 Janko für 20 Hosiner. Das ist, sorry, nicht der Tausch, der das Spiel drehen wird können, das ist nicht der strategisch zielführende Tausch, der nötig wäre.
Das bedeutet jetzt nämlich auch: Harnik streng rechts, weil Janko nicht mit ihm rochieren kann, sondern im Zentrum ganz vorne spielen muss. Das bedeutet aber immerhin: ab jetzt flanken, weit und hoch und aus allen Lagen.

Immerhin ist Österreich wieder im Spiel - und zwar weil die Iren schleifen lassen, vor allem ihre linke Seite ist abgestumpft.
Dafür geht von rechts mehr: McClean spielt einen Corner nach einem grad noch abgewehrten Vorstoß, und Wilsons Kopfball wird von Lindner artistisch über die Latte gedreht (68.)

Halbzeit-Fazit. Kann sich das noch ausgehen. Ja, wenn...

Ich interpretiere einmal: die Umstellung auf das 4-3-3 nach italienischem Vorbild war Kollers Antwort auf den zunehmenden Druck der Iren über die Seiten: immer einer der drei zentralen Mittelfeldspieler soll da unterstützend eingreifen - weil von den Flügel-Angreifern zu wenig gekommen ist. Die waren zwar offensiv durchaus präsent (vor allem das Harnik-Hosiner-Manöver), defensiv aber inexistent. So gesehen kam Junuzovic' Verletzung zeitgerecht um umzustellen.

Hat es was genützt? Ja und nein.
Ja, weil zumindest die rechte irische Angriffsseite neutralisiert wurde. Nein, weil der Schwung der Hausherren nicht gestoppt werden konnte.

Dass ihre Treffer durch Standards fielen, ist kein Zufall - auf diese Stärke ist das irische Spiel mit/aufgebaut. Die anderen Zutaten: tolle Sturmläufe links und rechts, wuchtige Flanken, sichere Abnahmen.

Österreichs Gegentor ist, das darf man nicht vergessen, nur aus einem echt schlimmen Patzer der Iren entstanden. Ansonsten gab es nur ein paar Halbchancen. Für den Ausgleich oder gar Sieg darf man nicht auf einen weiteren Fehler hoffen, sondern muss Möglichkeiten erarbeiten. Und das muss, wie schon xfach gesagt, flach ablaufen, so flach wie möglich. Kein Geflanke, also auch keine Seitenläufe.

Ob das mit dem 4-3-3 ohne zentralen Offensiven klappen kann? Ja, wenn sich Alaba zu einem Zehner-Job aufrafft, oder Koller einen anderen Zehner reinbringt. Andernfalls wird man sich festlaufen, umständlich von außen in die Mitte ziehen - und von der spielerisch ja durchaus begabten irischen Abwehr gestoppt werden. Die steht jetzt schon zu viert maximal drei Angreifern gegenüber.

Junuzovic hat eine Rissquetschwunde am Knie.

Der Ausgleich, die Umstellung auf 4-3-3 und der Rückstand

In der 24. Minute rutscht Pogatetz im Strafraum gegen Long, ojeh, zu scharf, Elfer. Walters haut die Kugel wuchtig rein, flach links unten, keine Chance ffür Lindner. 1:1, 25. Minute.Und schneien tut's jetzt auch noch.

In der Zwischenzeit ist 14 Baumgartlinger für 10 Junuzovic gekommen, eine Maßnahme, die ich nicht verstehe.
Denn: auf ein 4-3-3 mit drei defensiven Mittelfeldspielern kann man umstellen, wenn man eine Führung über die Zeit bringen will. Dafür ist es zu früh. Oder Koller zieht einen (Alaba) der drei in die Offensive vor. Warum aber dann nicht gleich Ivanschitz mit seiner ordnenden Hand?

Apropos: Fuchs-Flanke in der 27. und ein Kopfball-Nichts von Harnik - hat Österreich die Marschroute wieder vergessen? Flach, nicht hoch, bitte!

Nach dem Ausgleich zeigen jetzt die Iren was sie technisch können (Coleman, McCLean, Long), während die ÖFB-Buben diese Tugenden gerade zu verlieren drohen. Und sie sind mit ihren Flanken immer echt gefährlich.

Österreich hat tatsächlich auf ein 4-3-3 umgestellt, mit Baumgartlinger rechts neben Alaba und Kavlak leicht vor den beiden. Manchmal geht auch Alaba in diese vorderste Position. Dazu Arnautovic streng links, während Hosiner und Harnik weiter dauerrochieren (was mir immer noch sehr gut gefällt).
Das ist - im Vergleich zum anfänglichen 4-2-4 - wenig optimal.

Die ÖFB-Außenverteidiger sind - wie zu erwarten war - mit ihren Gegnern überbeschäftigt, vor allem Garics mit McClean; Unterstützung nach vorne gibt es kaum. Daraus resultiert die irische Feldüberlegenheit.

In der 38. Minute ein Schocker, der zeigt wer der Chef am Platz ist: Shane Long rollt einen Ball (nach gefährlichem Angriff) mit der Ferse an die Stange. Und der Schneefall wird dichter.

In der 42. Minute holt sich Kavlak seine gelbe Karte ab (blöderweise bei einer Szene, in der er unschuldig war) - er hatte zu sehr drum gebettelt, seit Spielbeginn. Das heißt: Matchsperre fürs nächste Spiel.

In der Nachspielzeit, nach einem Corner, ein Flugkopftor von Walters, 2:1, und das verdient.

Die Führung und erste Sicherheit im mutigen 4-2-4

Die erste Szene gehört dem ÖFB: ein Alaba-Freistoß in der 2. Minute, gut angetragen, knapp vorbei. Alaba und auch Kavlak sind es, die das zerfahrene Spiel in den ersten Minuten beruhigend an sich ziehen.
Gelingt nur bedingt. Nach sechs Minuten sind die Iren im Heimspiel angekommen, können ihre Flankenläufe einsetzen - und ihre Flanken haben auch Abnehmer.

In der 11. Minute verliert Ciaran Clark im Aufbau seinen Ball an Junuzovic, der zieht allein in Richtung Tor, legt in in die Mitte auf den reingelaufenen Harnik und der schiebt den Ball flach ein. 1:0.
So gesehen: doch alles richtig gemacht, personell. Harnik markiert nicht den Seitenlinienkleber, sondern geht dann, wenn es nötig ist, in die offenen Räume hinein.

Zwei Minuten später scheitert Junuzovic nach guten Run - weil er hoch in den Strafraum geflankt hat. Das ist halt kein Mittel. Bitte flach bleiben!

Erste Gefahr für Lindner in der 17. Minute nach einer langen Freistoß-Flanke: Er kommt grad noch mit der Faust dran - ein wichtiger Ball für die Selbstsicherheit.

Harnik rochiert tatsächlich ganz schön mit Hosiner - die beiden wechseln sich in der Mitte bzw rechts vorne ab; gute Idee. Junuzovic weicht dann nach halblinks aus. Und so, mit vier Mann auf einer Höhe, kopiert man letztlich das 4-2-4 der Deutschen; noch bessere Idee

Kavlak und Alaba stehen auf gleicher Höhe, recht eng aneinander im Zentrum, Kavlak ist aber eher der, der sich die Bälle aktiv von hinten holt und Alaba der, der dann auch blitzartig vorzieht.

In der 23. zeigt eine von vielen McClean-Flanken von links, dass die Österreicher in der Mitte höchst verwundbar sind. Bei den Iren ist systemtechnisch alles wie erwartet, bis auf Sammon; der spielt halblinks im Angriff neben dem halbrechten Long.

Junuzovic wird von McCarthy heftig gestoppt, Juno ist angeschlagen, muss womöglich raus. Baumgartlinger wärmt auf.

Offizielles Vorspiel

Das wirklich elegante Aviva-Stadium spielt in Cheyenne eine schöne Nebenrolle, es ist fast voll, 40.000 Besucher, fast 3000 österreichische Schlachtenbummler, um einmal wieder ein martialisches Altfußballwort zu verwenden.
Schiri ist der Kroate Strahonja, Österreich in weiß-schwarz, Irland in grün-weiß.

Die österreichische Hymne wird so langsam gespielt, dass es wehtut. Im Vergleich dazu wirkt die irische Hymne, in ihrer forschen Dudelsack-Version, wie ein Haka.

Österreich mit einem erwarteten Heimsieg gegen Färöer, Irland kommt mit einem unerwarteten Punkt aus Schweden.

Irlands Nummern: 1 Forde; 2 Coleman, Kapitän 4 O'Shea, 15 C. Clark, 15 Wilson; 13 Walters, 8 McCarthy, 6 Whelan, 11 McClean; 9 Long, 20 Sammon.

UM 20.47 wird angepfiffen.

So wird Österreich also wirklich

Also, die ÖFB-Aufstellung ist da, großteils wie erwartet:
12 Lindner; 2 Garics, 3 Dragovic, 4 Pogatetz, Kapitän 5 Fuchs; 19 Kavlak, 8 Alaba; 11 Harnik, 10 Junuzovic, 7 Arnautovic; 20 Hosiner.
Also doch mit Kavlak neben, oder besser schräg hinter Alaba; mit Harnik rechts und Arnautovic rechts; und vorne mit Hosiner.

Hosiner in der Spitze bedeutet: flach spielen; das ist gut, weil es dieser Mannschaft eher entspricht; und weil es die irische Verteidigung vielleicht mehr beschäftigt als der lange Janko, also ein Typus, den sie gewohnt sind. Nur: die irische Verteidigung entspricht nicht mehr diesen Klischees. Und: Trap und sein Team wissen, wofür Hosiner steht; die werden durch nichts überrascht sein.
Kavlak als hinterer Sechser wird hoffentlich nicht zu sehr zerrieben - jetzt wäre ein Scharner in Top-Form Gold wert.

Dazu das bereits im Vorfeld von mir angesprochene Problem dieser Flankenbesetzung, vor allem in der Defensive...
Marcel Koller sagt, er bringt Harnik für mehr Tempo auf der Außenbahn; ja eh - aber wohin? Zur Toroutlinie um von dort auf die mittigen Zwerge (Hosiner, Junuzovic) zu flanken? Und womit gleicht er das auf der linken Seite (wo Arnautovic sicher keinen echten Flügel machen wird, sondern quasi von selber in die Mitte zieht) aus? Wie wird der Hinterfußflankengott der starken rechten irischen Seite (mit Coleman/Walters) begegnen? Und was wird Harnik Wilson und McClean entgegensetzen?

So kann Irland.

Das ist selbstbewusst: Giovanni Trapattoni hat seine Aufstellung für das Abend-Spiel gegen Österreich bereits gestern bekanntgegeben. Und er zeigt sich gut informiert über den Gegner, bis hin zum Unterschied, den das Spiel mit Janko oder Hosiner machen kann. Und nimmt trotzdem keine Rücksicht.

Team Eire spielt also mit: David Forde; Seamus Coleman, John O'Shea, Ciaran Clark, Marc Wilson (wenn er nicht fit wird, dann Stephen Kelly); Jon Walters, James McCarthy, Glenn Whelan, James McClean; Conor Sammon, Shane Long.

Das ist ein 4-4-2, wohl sogar ein 4-4-1-1, klassisch mit zwei Sechsern.

Der Tannenbaum-Versuch gegen Deutschland (nett gespielt, aber 1:6 verloren) ist seitdem sowieso wieder Geschichte, Irland spielt wieder, was es am besten kann: sehr solides kick&rush mit Tempogegenstößen, allerdings mit polyvalenten Spielern der neuen Schule.

Wie McCarthy und McClean, gegen deren modernes Spiel sich Trainer Trap noch bis hin zur Euro zur Wehr gesetzt hatte - jetzt kommt er an ihnen (aber auch an Coleman oder Clark, die aus der Anwehr heraus aufzubauen verstehen) nicht mehr vorbei.
Das sind allesamt Akteure, die auch zu so etwas wie einem überraschendem Ansatz (nicht unbedingt etwas aus der irischen Traditionskiste) fähig sind. Wobei das meiste Offensive immer noch durch überfallsartige Flankenläufe und harte Flanken ins Zentrum geschehen wird.

Im Wesentlichen ist das dieselbe Mannschaft wie am Freitag auswärts gegen Schweden; mit zwei kleinen Unterschieden.

Der zuletzt nicht fitte Whelan kommt zurück (gegen Schweden war noch Paul Green in Mittelfeld) und Sammon wird die Rolle der hängenden Kapitäns Robbie Keane (verletzt) übernehmen.

Seit der Euro hat sich einiges gedreht: McCarthy und McClean geben das Tempo vor; im Tor hat sich überraschend Forde und nicht Westwood für die Shay Given-Nachfolge durchgesetzt. Steven Ward ist als Linksverteidiger Geschichte - Marc Wilson brilliert da, Rob Brady wurde zwar ausprobiert, aber Wes Hoolahan ist aktuell Traps liebster Joker.
McGeady (Flügel), Andrews (Zentrum) und McShane (hinten) fallen sowieso aus.

Dass Trap gegen Schweden auswärts und gegen Österreich daheim zweimal auf die ziemlich gleiche Mannschaft setzt, zeigt schon woher der Wind weht: bei Team Irland richtet sich niemand nach dem Gegner; man versucht, sein eigenes Spiel durchzusetzen.

Und das ist zwar so strukturkonservativ wie es ein alter Italiener und die alte britische Schule zusammen nur sein können, ruht aber wie gesagt auf neuen Spieler-Schultern. Es sind Spieler aus dem Mittelfeld der Premier League oder der Championship, es sind gestandene Profis Mitte, Ende 20, aber es ist kein Superstar dabei wie ihn Wales mit Gareth Bale hatte.

So könnte Österreich

Es stellt sich überhaupt die Frage, wie sinnvoll der winterliche Test gegen die Waliser war: außer dem Schnuppern britischer Luft konnte nämlich nichts geübt werden.
Das hochoffensive walisische 4-5-1 Fächersystem konnte das irische 4-4-2, das sich in erster Linie auf den schnellen Gegenstoß versteht, nicht ansatzweise simulieren.

Egal ob Marcel Koller nun Janko oder Hosiner in die Spitze stellt: er muss trachten, dass seine Offensive Three dahinter (wohl Harnik-Junuzovic-Arnautovic) sich nicht dem zentralen Mittelfeld, sondern der direkten Abwehr gegenübersieht, dass - wenn sich auch noch Alaba dazumischt - so oft wie möglich ein 5-gegen-4 zustandekommt.

Im schlechtesten Fall (und diesen gilt es tunlichst zu vermeiden) bewacht die irische Viererabwehr nämlich nur einen (oder zwei Gegner), während sich das ÖFB-Mittelfeld der irischen Mittelfeldkette gegenübersieht und Alaba und seinen Sechser-Mitstreiter (Baumgartlinger?) vor die eigene Abwehr drückt.

Defensiv gesehen müssen sich aber gerade die Außenspieler gegen den massiven irischen Druck über die Flanken mit zur Wehr setzen. Und das ist bei Typen, die tendenziell lieber in die Mitte ziehen (Ivanschitz, Arnautovic, auch Harnik) ziemliches Harakiri.

Spekuliert wird in jedem Fall mit Lindner; Garics, Dragovic, Pogatetz, Fuchs; Baumgartlinger, Alaba; Harnik, Junuzovic, Arnautovic; Janko/Hosiner.

Das wäre nicht ganz falsch, was die Defensive betrifft: Dragovic und vor allem Pogatetz sind die britischsten unserer Verteidiger, Garics/Fuchs sind mehr internationales Tempo gewohnt als ihre Vertreter.
Auf das zentrale Mittelfeld kommt einiges zu, vielleicht wäre Leitgeb heute gar keine schlechte Variante.

In der Offensive braucht es, vor allem auf den Flügelpositionen, richtige Teamplayer. Und so könnten Harnik/Arnautovic die (zu egoistischen) Knackpunkte sein. Hier wären Jantscher und vor allem, der dieses Spiel mehr als gewohnte Andreas Weimann, womöglich die bessere Wahl.
Arnautovic hingegen könnte im Zentrum, vielleicht sogar als nominelle Solo-Spitze, deutlich mehr bewegen als auf einer der Seiten.

Zu bedenken gibt es allerdings eines: jeder österreichische Tormann (außer Manninger oder Macho) kann vom irischen Spiel ganz schnell sehr überfordert sein.

Vielleicht hatte die voreilige Bekanntgabe des Starting Lineups der Iren nur den Zweck, (neben Selbstsicherheit) auch für Unruhe durch zu viel mögliche Überlegung zu sorgen.
Und Sorge über die eigenen Fähigkeiten zu säen.
Bei mir hat es funktioniert.
Glücklicherweise bin ich weder Trainer noch Spieler.