Erstellt am: 25. 3. 2013 - 19:57 Uhr

Fußball-Journal '13. Eintrag 8.

Das ungleiche Duell in Brighton. Die Live-Begleitung zum Test von Englands U23 gegen Österreichs U21.

Nach dem 4:0 stellt England die Bemühungen unbedingt noch eins draufzulegen freundlicherweise ein; einfach weil es unfair wäre.

In der 78. Minute gibt Holzhauser die Kapitänsbinde ab - 9 Offenbacher kommt. Neuer Schleifenträger ist Kevin Wimmer. in der 84. geht 7 Sabitzer, für ihn kommt 16 Starkl, auch ein Offensiver. Und vier Minuten später dann noch Maak. Damit hatten alle Kaderspieler für dieses Länderspieldoppel ihren Einsatz.

Gebracht hat es (das Doppel): viel Erfahrung, viel Verwirrung, das Bewusstsein gegen einen überlegenen Gegner 35 Minuten lang bestehen zu können.
Aber auch dauernde Experimente, was System aber auch Positionen betrifft. Das ist einerseits der Zweck solcher Tests, andererseits sollte man doch einigermaßen Rücksicht auf das nehmen, was die Akteure so tagein tagaus bei ihren Vereinen spielen und trainieren. Linke und Rechte stehen meist nicht zufällig auf ihren jeweiligen Seiten, egal ob in Abwehr oder Mittelfeld - darauf könnte man durchaus auch aufbauen anstatt es dauernd ad absurdum zu führen.

Sehr positiv: wie selbstverständlich und gelungen die Mannschaft, die aus der Not heraus dauernd taktisch umstellen musste, das bewältigt hat. Auch eine 0:4 Niederlage kann Sieger hervorbringen.

Not kennt kein Gebot - die U21 kriegt's knüppeldick

Die noch deutlich misslichere Lage für die 2. Halbzeit sptricht wiederum für die Österreicher: als jugendliche Außenseiter in der Fremde im Spiel mitzuhalten, dem überlegenen Gegner auf Augenhöhe begegnen zu können, und dann durch einen Gatsch-Griff ins Hintertreffen zu geraten, sollte jede Menge Risiko-Potential freisetzen - vor allem, weil es sich um einen Test handelt. Wenn Werner Gregoritsch jetzt nichts riskiert, wird er nie etwas riskieren.

Immerhin bringt er seinen Sohn: 11 Michael Gregoritsch kommt für 15 Piesinger - das bedeutet ein neues, durhcaus mutiges 4-1-3-1.

Bei England kommt 14 Robinson für 3 Rose, also ein neuer Linksverteidiger. Dazu 12 Smith für 6 Dawson und 18 McEachran für 8 Chaloba.

Aufschluss bekommen wir aber keinen, Denn in der 48. Minute schliesst der Schweizer Schiri Patrick Farkas aus - angebliches Handspiel im Fallen im Strafraum. Dazu Elfmeter, den McEachran zum 2:0 verwertet.

Das stiehlt dem Spiel nun auch die letzten Erkenntnisse.
Obwohl: jetzt nützen die drei Innenverteidiger was; Neuhold, Spendlhofer und Wimmer machen jetzt eine echte Dreierkette, Holzhauser ist neben Tobias Kainz in die Zentrale zurückgegangen, Flo Kainz bleibt rechts, Sabitzer links und Gregoritsch jr vorne - das ist ein kompaktes 3-4-1. Not kennt kein Gebot.

Und gegen einen Gegner, der zwei Spieler mehr als dem Platz hat, sehen die Defensiv-Bemühungen recht strukturiert und unhysterisch aus; offensiv darf man nicht viel erwarten.

England kann aus den vielen Räumen und neuen Möglichkeiten - vor allem über die Flügel, wo sie jeweils 2zu1 stehen - kaum etwas machen. das dritte Tor in der 66. Minute (Sordell) war dann aber unvermeidlich.

In der 62. kommen 20 Sordell und 17 Henderson für 10 Shelvey und 11 Stirling. In der 65. kommt 20 Marcel Ritzmaier für 14 Flo Kainz. In der 71. kommt 3 Schlling für 6 Tobias Kainz; Schilling ist Linksverteidiger, wo wird er spielen? Schilling spielt Rechtsverteidiger in einer wieder zur Viererkette gewachsenen Abwehr.
Wir haben jetzt also eine Art 4-1-3 mit Riegler; Schilling, Neuhold, Spendlhofer, Wimmer; Holzhauser; Ritzmaier, Gregoritsch, Sabitzer.

Das 4:0 durch Wigham in der 74. Minute ist interessanterweise ein Kontertor; direkt danach kommt 15 Clyne für Innenverteidiger 5 Lees, der reiht sich aber links offensiv ein, wtf? Zugegeben, auf Englands System habe ich seit Minuten nicht mehr geachtet; zu wenig aussagekräftig ist alles, was hier passiert. Danach werden auch noch 19 Delfouneso (für 9 Wigham) und 16 Keane (für 2 Wilson) gebracht.

Der 2. Tormannausschluss im 2. Spiel verdirbt das Match

Österreich startet mit einem 4-2-3-1, mit 1 Strebinger im Tor, 12 Farkas als Rechtsverteidiger (endlich), 2 Flo Neuhold und 18 Spendlhofer innen, und überraschend 5 Kevin Wimmer als Linksverteidiger (der er eher nicht ist). Zentral halbrechts Tobias Kainz, halblinks Piesinger. Rechtsaußen 14 Florian Kainz, linksaußen 7 Sabitzer (umgekehrt würde es mehr Sinn machen, aber bitte...), als Zehner im Zentrum 8 Holzhauser, Sturmspitze ist 10 Robert Zulj. Coach ist Werner Gregoritsch.

England ebenso in einer wenig klassischen 4-2-3-1, mit 1 Steele im Tor, rechts in der Abwehr 2 Wisdom, innen 5 Lees
und 6 Kapitän Dawson, links 3 Rose. Zentral im Mittelfeld 4 Lowe (halblinks) und 7 Townsend (halbrechts). Offensiv rechts 8 Chalobah, zentral der glatzköpfige 10 Shelvey und linksaußen 11 Sterling, vorderste Spitze ist 9 Wickham.

Das ÖFB-Team spielt erstaunlich gut mit, hat die womöglich besseren Szenen - in der 37. Minute leistet sich Richard Strebinger dann aber ein eher unnötiges Handspiel außerhalb des Strafraums; und so geht im zweiten Spiel hintereinander der zweite Tormann vom Platz (gegen die Slowakei sah Sam Radlinger die rote Karte).

Ersatztormann ist 21 Riegler, vom Platz musste Sturmspitze Zulj; Österreich ab jetzt mit einem 4-2-3-0.
Als Draufgabe nützt Jonjo Shelvey dann auch noch den Freistoß und erzielt das 1:0 in der 40. Minute.
Das ist dumm gelaufen und verfälscht die Leistungen der 1. Halbzeit dann doch ein wenig sehr.
In der Schlußphase nimmt Holzhauser die vorderste Position ein, Österreich macht das Beste aus der bösen Lage, spielt jetzt ein 4-4-1.

Dass der Live-Ticker der Daily Mail überhaupt nur zehn Österreicher aufs Feld schickte, hat sich jetzt als unabsichtlich seherhaft erwiesen.

<<<Einschub: Die U17 hat ihr Schwechater Spiel gegen Irland in der Zwischenzeit tatsächlich mit 0:1 verloren. Das minimiert die Chancen von Hermann Stadlers Buben in die Playoffs für die U17-EM zu kommen drastisch; der harte Gegner dieser Gruppe (Serbien) kommt ja erst noch.

Die U17 spielte mit Schlager; Gluhakovic, Probst , Peric, Lercher (K); Mathis (2H Ripic), Bergmeister, Sascha Horvath; Grbic, Pellegrini (73. Tursch), Zivotic (60. Mayr).

Die Aufstellungen für ein Spiel vor erstaunlich vollem Haus

England hat seine Mannschaft schon getwittert: Steele; Wisdom, Lees, Dawson (c), Rose; Townsend, Lowe; Chalobah, Shelvey, Sterling, Wickham.
Subs: Butland, A Smith, Robinson, Clyne, Keane, Henderson, McEachran, Delfouneso, Sordell.

Das ist, bis auf Shelvey und Chalobah, tatsächlich das B-Team, wie zu erwarten stand.

Wer für Österreich spielt, hat der #oefb-Account noch nicht verraten.
Kapitän Holzhauser wird wohl dabeisein. Fehlen werden der rotgesperrte Tormann Radlinger, der angeschlagene Toni Vastic, der nicht fitte Trauner und Martin Hinteregger. Der Salzburger hat ein großes Talent dafür unliebsame Berufungen durch Krankheiten (wie diesmal), Verletzungen oder Verweigerung (wie bei der U20-WM in Kolumbien, die er von selber absagte) zu entziehen. Es kann einem fast so vorkommen, als würde er Salzburg (wo er einen zigJahres-Vertrag unterschrieben hat) nicht verlassen wollen; für jemandem in zunehmend globalisierten Fußball reichlich absurd.

<<<Einschub: In der EM-Quali der U17 liegt Österreich (in Schwechat) im ersten von drei Matches gegen Irland zur Halbzeit 0:1 zurück. Donnerstag wartet Serbien, Samstag Georgien.

Jetzt ist die Aufstellung da, zumindest in Bruchstücken:
Strebinger; Farkas, Neuhold, Spendlhofer, Kevin Wimmer;
Tobias Kainz, Piesinger; Sabitzer, Holzhauser (capt), Robert Zulj. Nachgereicht wird dann noch Florian Kainz.
Subs: Riegler; Maak, Schilling, Ziegl; Offenbacher, Ritzmaier, Michael Gregoritsch, Starkl.

Österreich in rot-schwarz, England in weiß - 20.46 ist Anpfiff, 20.000 Zuschauer sind hier - soviel wie bei allen österreichischen U21-Spielen der letzten zehn Jahre zusammen.

Wer keine Chance hat, kann nur gewinnen

Bei diesem (kurzfristig auf Sport Plus übertragenem) Test von Österreichs U21 handelt es sich um einen ungleichen Kampf, den die ÖFB-Truppe gar nicht gewinnen kann.

Der Gegner heute abend in Brighton ist nämlich die "alte" U21 von England, die noch die Jahrgänge 90 und 91 beinhalten darf; während Österreich bereits auf Jahrgang 92/3 umgestellt hat und sich bereits auf die Qualifikation für die nächste U21-Euro (2015 in Tschechien) vorbereitet.

Das hat damit zu tun, dass sich England (unter Stuart "Psycho" Pearce) für die U21-EM qualifiziert hat. Im Juni trifft man in Israel auf den Gastgeber, Italien und Norwegen. Die andere Gruppe ist mit Spanien, Deutschland, Niederlande und Russland noch besser besetzt.

Österreich hingegen kann schon einmal für den Herbst, wo dann die neue Jahrgangsregel gilt, testen.
Nun würde man sich wohl schon gegen die gleichaltrigen Engländer schwertun; gegen den 90/91er-Jahrgang aber sind noch weniger Kräuter gewachsen.

Dabei sind Kyle Walker, Alex Oxlade-Chamberlain und Danny Welbeck sowie Phil Jones, Jack Wilshere oder Martin Kelly eh nicht dabei - die werden von Roy Hodgson gebraucht.

Die Stars von Pearce und seinem extra für die kleine Euro zugezogenen Co-Trainers Phil Neville können sich trotzdem sehen lassen: der künftige Teamtormann Joe Butland, Abwehrschef Steven Caulker von Tottenham, der forsche Linksverteidiger Danny Rose (der in Serbien Ziel rassistischer Attacken waren), Kapitän Jordan Henderson und Jungstar Jonjo Shelvey von Liverpool. Dazu Thomas Ince, der Sohn des großen Paul Ince, Wilfried Zaha von Crystal Palace und natürlich das Jahrzehntetalent Raheem Sterling (Liverpool). Nathan Delfouneso, mit dem sich Andreas Weimann vor einem Jahr noch bei Aston Villa um einen Kaderplatz matchte, ist nur die Nummer 4 im Angriff.

Die meisten dieser Spieler haben bereits A-Team-Erfahrung, Butland und Henderson waren sogar mit bei der Euro. Da kann Österreich nichts dagegen halten.

Aber selbst wenn Pearce diesen Test dafür nutzt seinen zweiten Euro-Anzug zu testen (was sinnvoll wäre, schließlich muss er den 28er-Kader noch ordentlich reduzieren): die Aufgabe ist reizvollst. Die ÖFB-U21 hat nichts zu verlieren (selbst ein 0:5 wäre kein Beinbruch), kann nur lernen und gewinnen. Ihnen dabei zuzusehen, lohnt also ebenso.

Das war die ÖFB-Mannschaft gegen die Slowakei:

Radlinger (54. Ausschluss, danach kam Strebinger); Ziegl (88. Farkas), Spendlhofer, Kevin Wimmer, Schilling (74. Neuhold); Trauner (46. Tobias Kainz), Holzhauser; Florian Kainz (74. Schloffer), Michael Gregoritsch (Ausschluss-Tauschopfer in der 54.), Sabitzer (46. Ritzmaier); Toni Vastic (46. Robert Zulj).

Und das war England vor vier Tagen im ersten Test gegen Rumänien - der durch Tore von Zaha, Henderson und Delfouneso sicher gewonnen wurde:

Butland (87. Steele); Clyne (74. Smith), Wisdom, Dawson, Rose (2H Robinson); Sterling (64. Sordell), Chalobah (74. Carroll), Shelvey, Henderson (75 Lowe); Lansbury (7. Delfouneso), Zaha (88. Wickham).