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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

23. 3. 2013 - 22:55

Fußball-Journal '13. Eintrag 7.

Was für Färöer genügt, kann schon für Irland zu wenig sein.

Das ist das Journal '13, meine regelmäßige Web-Äußerung in ungeraden Jahren. Im Gegensatz zu 2003, '05, '07, 2009 und 2011 heuer nicht täglich.

Heute wieder mit einem Eintrag ins Fußball-Journal 13, der Nachlese zum gestrigen Heimspiel gegen die Färöer.

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Eine Anmerkung zur U21. Die hat am Donnerstag im Test gegen die Slowakei mit 1:0 gesiegt und wird Dienstag in England antreten.

Wenn stimmt, was in der ÖFB-Aussendung steht (denn das Spiel habe ich nicht gesehen), dann hat Coach Werner Gregoritsch den Rieder Marcel Ziegl (der zuletzt zentral im Mittelfeld oder in der Abwehr spielte) als rechten Verteidiger und den Rieder Gernot Trauner (der zuletzt rechter Verteidiger spielte) im zentralen Mittelfeld eingesetzt. Den besten jungen Rechtsverteidiger des Landes, Patrick Farkas von Mattersburg, wechselte er nur ein. Tja.

Das Team gegen die Slowakei: Radlinger (54. Ausschluss, danach kam Strebinger); Ziegl (88. Farkas), Spendlhofer, Kevin Wimmer, Schilling (74. Neuhold); Trauner (46. Tobias Kainz), Holz-hauser; Florian Kainz (74. Schloffer), Michael Gregoritsch (Tauschopfer in der 54.), Sabitzer (46. Ritzmaier); Toni Vastic (46. Robert Zulj).

Die gute Nachricht zuerst: auch ein Sieg gegen einen Kleinen gibt Selbstvertrauen. Und bringt verschüttete Tugenden ans Licht. Der Teil der Abwehr, der zuletzt eher gebeutelt wurde (Garics, Pogatetz und Fuchs) bekam ebenso frisches Adrenalin, wie die Offensive durch Tore (Hosiner, Ivanschitz, Alaba, Junuzovic) und Assists.

Die schlechte Nachricht ist dass die ÖFB-Truppe taktisch noch allzu einfältig agiert. Wer auf die kurzfristige Umstellung von Janko (großer Lackel, kopfballstark, Prellbock für hohe Bälle) auf Hosiner (kleiner Wusler, trickreich, am besten in den Lauf anspielbar) so wenig reagieren kann wie die Elf im gestrigen Match, ist im Ernstfall massiv gefährdet.

Und dieser Ernstfall wäre auch schon im Rückspiel auf den Schafsinseln möglich. Denn auch gegen Kasachstan sah man daheim sehr sehr sicher aus und war auswärts zu wenig imstande.

Das deutsche Vorbild können wir uns in die Haare schmieren

Apropos Kasachstan. Ich hätte ja gestern - nach der 1. Halbzeit der Deutschen in Astana - gerne laut über eine Möglichkeit für das ÖFB-Team nachgedacht, einer seiner Schwächen der letzten Jahre zu entkommen. Das DFB-Team ging ja mit einem nur scheinbar stürmerlosen, aber den Gegner brutal überrollenden 4-2-4-System ins Match.
Und da es auch in Österreichs Nationalmannschaft ein Überangebot an starken offensiven Mittelfeldspielern und ein Problem mit Stoßstürmern gibt, wäre das, was gestern Deutschland anzubieten hatte, auch etwas für Österreich. Vor zwei zentrale Defensiven (wie Alaba und Kavlak oder Baumgartlinger oder Junuzovic) könnte eine offensive Viererreihe (zum Beispiel Harnik-Arnautovic-Weimann-Ivanschitz oder Jantscher) auf gleicher Höhe enormen Druck auf die gegnerische Viererkette erzeugen und wesentlich effektiver agieren als eine Etappe dahinter, gegen ein vielbeiniges Mittelfeld zusätzlich zur Abwehr.

Bloß: so eine radikale Umstellung kann nur einer taktisch geschulten Mannschaft gelingen. Ein Team, das sich innerhalb eines Jahres gerade einmal einen einzigen Trick (Kollers spezielles 4-2-3-1, sein 4-4-1-1-Hybrid) gemerkt hat, ein Team, das schon mit der Umstellung von Janko auf Hosiner so überfordert ist, ein Team, das trotz der Abwesenheit eines Abnehmers weiter eifrig hohe Bälle in die Spitze spielt und Flanken schlägt, kann das nicht.

Das ÖFB-Team kann 2013 nicht über 2012 hinauswachsen

Das ist eine bittere Erkenntnis, entspricht aber österreichischen Gegebenheiten. Gludovatz/Schweitzer haben ein Weilchen gebraucht um ihr revolutionäres 3-3-3-1 einzuführen. Inzwischen schafft Ried es problemlos auch innerhalb des Spiels auf ein 4-4-2 zu switchen - das hat aber Jahre gedauert. Peter Stöger hat (auch aufgrund des Engagements von Barazite) angekündigt, das blendende 4-3-3 mit einem neuen 4-4-2 zu mischen; es blieb bislang bei der Ankündigung.

Mehr als das, was beim ÖFB-Team von Koller und Co in den Lehrgängen 2012 erarbeitet wurde, geht nicht. Die einzige Hoffnung ist, dass diese Einförmigkeit gegen Mannschaften, die strategisch recht berechenbar sind (Eire, Schweden) keinen Unterschied macht. Wenn allerdings am Dienstag in Dublin auch wieder Hosiner als Spitze aufläuft (wovon nach dem "Wir hams doch schon immer xagt!"-Ballyhoo der Mainstream-Medien auszugehen ist) und seine Kollegen dieselben Fehler wie gestern begehen, ihn auch wieder meist hoch und weit und als Prellbock anspielen, dann werden die taktisch gut entwickelten Iren daraus Kapital schlagen.

Denn gegen die hilft - ebenso wie gegen Schweden - nur eine wirklich konzentrierte Performance; die vielen durch das Ergebnis übertünchten Leerläufe, die ungenauen Passes und das recht sinnentleerte Flügelspiel werden nicht für drei weitere Punkte reichen.