Erstellt am: 23. 3. 2013 - 11:03 Uhr
IAMX: The Unified Field
Seit fast zehn Jahren baut der Brite und ehemalige Frontmann der Sneaker Pimps, Chris Corner alias IAMX, an seiner Electro-Glam-Welt. Thematisch bewegen den Wahlberliner stets die klassischen Dauerbrenner Lust, Liebe und Tod. In der IAMX-Küche wird also nicht mit Zurückhaltung gekocht. Solche inhaltlichen Kaliber schreien natürlich nach einer handfesten akustischen Umsetzung. Mit seinem musikalischen Mix aus Goth-Rock, Electro-Clash und Make-UP ist Chris Corner ein gern gesehener Gast in der europäischen Indie-Pop-Disco.
IAMX
Allerdings wird 2013 der alternative Dancefloor von eher zurückhaltenden Elementen bestimmt. Die Andeutung, die Ahnung ist momentan die große Geste - Raserei in welcher Form auch immer ist eher die Ausnahme. Eine schwierige Situation für Chris Corner und sein feistes IAMX-Projekt. Vom hippen Teenage-Idol zum gestrigen Electro-Wüterich?
The Adrenaline Room
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Wenn Chris Corner mit seinen IAMX-Platten also auch in Zukunft seine Berliner Wohnung bezahlen will, muss er eine zurückhaltende Perestroika zulassen. Denn gutes Songwriting, aber Stillstand in der Produktionsfarbe ist nur ein bedingt guter Fahrplan. Und das hat er erkannt. Und er macht nicht den Fehler, die Evolution mit zeitgeistigen Populär-Phänomenen wie vielleicht Dubstep-Gerümpel zu beginnen, sondern schöpft für seine Erneuerung in der Vergangenheit. Folkloristische Elemente sind das große Thema in den neuen IAMX-Musiken. In seine von Natur aus schwermütige elektronische Marschmusik webt Chris Corner brennende Balkan-Geigen und verstimmte Blasmusik-Ahnungen und seinen Fetisch für Walzer und Polka versucht er gar nicht mehr zu zähmen.
IAMX
Nun ist das Anzapfen des Balkan-Pops eher ein alter Hut. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass IAMX-Musik seit jeher aus bewährten und klassischen Zutaten bestanden hat. Die er allerdings immer behände und geschickt neu sortiert hat. Der Schatten einer drohenden Flaute, die man vielleicht auf den letzten Arbeiten bemerkt hat, sind so nun gebannt.
Ein logischer Schritt für die Zukunft wäre eine weitere Zuwendung zu akustischen Instrumenten. So etwas hat es ja übrigens schon mal in Form des sehr guten zweiten Sneaker Pimps-Albums Splinter aus dem Jahr 1999 gegeben.
Und da sind wir schon beim zweiten dominierenden Thema des neuen IAMX-Albums. Chris Corner hat nämlich Frieden mit seinem alten Sneaker Pimps-Kollegen Liam Howe geschlossen und begrüßt diesen auf der neuen Platte an Synthies und Keyboards. Liam Howe war der zweite Kreativkopf der Sneaker Pimps und beispielsweise Co-Songwriter des Welthits 6 Underground. Ich rate Chris Corner als nächstes eine Sneaker Pimps-Reunion, dann wird er für die nächsten fünf Jahre wieder gut die Kurve kriegen.