Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Of Monsters And Men"

Susi Ondrušová

Preview / Review

17. 3. 2013 - 14:01

Of Monsters And Men

Fantastisch statt süß.

Verniedlichung von Musik ist sehr lästig. Niedliche Sätze über Bands, die wahlweise engels- oder elfengleiche Songs schreiben, die einen aus dem Herzen sprechen, ich kann´s nicht mehr lesen und habe diese Aversion so verinnerlicht, dass ich bis Anfang des Jahres die isländische Band Of Monsters And Men sehr erfolgreich ausgeklammert habe.

of monsters and men

ondrusova

Es ist keine sehr intelligente Leistung das Musikvideo, das bereits im zweistelligen Millionenbereich angesehen wurde, nicht anzuklicken, aus Angst vor dem "süßen", das sich dahinter verstecken könnte. "Es gibt einfach zu viel Musik, warum nicht nach Unbekanntem suchen!?" Dabei ist mir ein Jahr lang sehr viel entgangen.

Of Monsters And Men sind nicht süß. Sie sind fantastisch. Songs werden nicht mit authentischen Wahrheiten gefüllt, sondern im Tierreich ausgestanden. Bei Of Monsters And Men gibt es "dragonflies" und "dirty paws", Pferde, Wölfe und Katzen so groß wie Monster, "howling beasts" und "numb bears". Es gibt Blut, Kampf, Verstecken, Flüchten.

Arnar und Nenna Backstage in der Arena beim Fm4 Interview.

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Arnar und Nanne (und ein bauchfreier Daniel Johnston) Backstage in der Arena.

Im Interview vor ihrem Konzert gestern Abend in der Arena freut sich Sängerin Nanna und Drummer Arnar über die aktuelle Situation der Band: Sie haben es als eine der wenigen isländischen Bands geschafft, sich innerhalb von zwei Jahren in Amerika eine Fanbasis zu erspielen.

trompete

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Das wichtigste: Trompete

Sie füllen im Moment die Lücke, die zwei Arcade Fire-Albenfreie Jahre hinterlassen haben und stauben die Fans ab, die vom Mumford&Sons-Banjo nichts mehr hören wollen. Of Monsters And Men tingeln heimatlos aber erfolgreich von Konzertbühne zu Festivalbühne und haben jeden Abend ein Publikum vor sich, das euphorisch mitsingt, mitklatscht und nach mehr verlangt. Und sie wissen, wer nur ein Album im Gepäck hat, muss nicht nur eine ziemlich starke Vorband mitführen (in diesem Fall den isländischen Blues-Folk-Gitarristen Mugison, dessen Album Mugiboogie man sich ruhig ungehört besorgen kann), sondern auch ein (sehr) gutgewähltes Cover ins Set einstreuen: Skeletons von den Yeah Yeah Yeahs zum Beispiel.

Die besten Momente beim gestrigen ausverkauften Konzert waren allerdings die, in denen die Band lauter und lauter geworden ist. Das siebenköpfige Kollektiv schwört nicht auf die dritte Gitarre von links, sondern auf Akkordeon, Glockenspiel und Trompete. Nichts ist besser als ein Song, bei dem das feierliche Drei-Minuten-Ende von einer Trompete eingeläutet wird. Oder vom Nanananaa-Publikumchor. Man hat gestern keine Fantasie gebraucht um zu wissen, dass sich diese Band auch auf Freiluftbühnen bestens behaupten kann.

of monsters and men

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Of Monsters And Men kommen wieder: Im August beim FM4 Frequency Festival.