Erstellt am: 16. 3. 2013 - 15:06 Uhr
Auf der Leipziger Buchmesse
Bereits am Donnerstag wurde hier der Leipziger Buchpreis vergeben und der Berliner Schriftsteller David Wagner für sein neues Buch "Leben" ausgezeichnet.
Christiane Rösinger
"Leben" ist nicht direkt ein Roman, sondern eher eine Leidensgeschichte mit glücklichem Ausgang. Der Autor erzählt von seinem langen Krankenhausaufenthalt und seiner erfolgreich verlaufenen Lebertransplantation. Aber es ist eben keine rührselige, pathetische Krankheitsgeschichte der Sorte, wie sie zur Zeit in Mode sind. In "Leben" geht es in den durchnummerierten 227 Miniaturen zwar um nichts weniger als um Leben und Tod, aber das mit einer wunderbaren Leichtigkeit und Ironie, mit feinen Beobachtungen und einem Schuss schwarzen Humor.
Einer Organspende verdankt Wagner, dass er überhaupt noch lebt und in seiner Dankesrede sagt er, den großen Preis habe er ja eigentlich schon mit der neuen Leber und dem neuen Leben erhalten.
Traditionell wird in Leipzig Wert auf direkten Kontakt zwischen Verlag, Autor und Leser gelegt. So sieht man überall umherschweifende Schriftsteller und Fernsehgesichter. Dieter Moor vom Magazin "Titel, Thesen, Temperamente" wirkt in Echt genauso jovial-selbstverliebt wie im Fernsehen, die Mannheimer Jazzröhre Joy Fleming muss beim Interview natürlich zu singen anfangen, Kanzlerkandidat Peer Steinbrück wird in einem Tross zum Suhrkamp Verlag geleitet - er ist wohl hier um den großen deutschen Verlagen seine Aufwartung zu machen und sein Profil als Intellektueller zu schärfen. Regelrecht verfolgt wird man von der Piraten-Politkerin Marina Weisband. Wo man auch hinkommt, ob bei ZDF oder 3sat, bei der taz oder der großen Lesebühne im Ergeschoss, überall ist sie schon da und lässt sich in betont jugend- und umgangssprachlicher Manier über ihr Buch "Wir nennen es Politk" aus, sagt Sätze wie "Ich sage ja nicht Demokratie ist irgenwie Scheiße", und lässt sich als Medienstar feiern.
Christiane Rösinger
Götz Aly hingegen, Autor von "Warum die Deutschen? Warum die Juden?", einem Sachbuch über Gleichheit, Neid und Rassenhass - sitzt beim "Fischer"-Stand vor seiner Bücherwand und ruht sich ein wenig vom Trubel aus. Michael Gorbatschow soll auch irgendwo sein, er stellt auf der Messe seine Autobiographie "Alles zu seiner Zeit. Mein Leben" vor. Überall zwischen den Ständen sind kleine Bühnen, Podien, rote und blaue Sofas aufgebaut, überall wird gelesen, interviewt und diskutiert.
Geht man Richtung Halle 2 wird es zunehmend bunter und lebendiger. Die Leipziger Buchmesse ist ja im Gegensatz zum Branchentreff in Frankfurt die Buchmesse der jungen Leute. Sämtliche Jugend- Comic- und Fantasy-Verlage sind hier vertreten.
Neben den Themenschwerpunkten Jugendliteratur und Bildung hat sich schon seit Jahren der Bereich Comic etabliert. Mit dem Manga-Zeichenwettbewerb und dem Marktplatz für junge Manga-Zeichner ist die Messe beliebter Treffpunkt der Szene geworden. Hier findet auch der Vorentscheid zum European Cosplay Gathering statt. Bei diesem Wettbewerb wird nicht nur das Kostüm präsentiert, es muss auch eine Szene aus dem Manga oder Comic nachgespielt, oder der Titelsong gesungen werden.
Christiane Rösinger
Und so bevölkern auch dieses Jahr wieder Jugendliche in barocken Kostümen mit sehr hohen oder sehr langen Perücken, Aliens mit ausgelagertem Gehirn, Ritter, mittelalterliche Soldaten, Engel, Krieger, blutige Schwestern, menschliche Spielkarten und Leute in Ganzkörperfellanzügen mit Glühlämpchenaugen die Hallen und geben so dem ganzen Leipziger Treiben eine angenehm irreale Note.