Erstellt am: 4. 4. 2013 - 06:00 Uhr
The political aspects of being a producer
Hip Hop ist auch eine Wissenschaft, und ich bin immer sehr glücklich, wenn mir die Chance zu Teil wird, mit Menschen zu sprechen, die mir zeigen, in welche Felder die Tentakel der Kunst der Beats und Reime noch reichen können. Om'Mas Keith holt aus, um mir die - wie er sagt - politischen Aspekte seines Jobs als Produzent zu erklären, und wie ein Psychologe fühlt er sich sowieso des Öfteren: "Wie du mit Menschen im Studio umgehst, wie du sie behandelst, wird Einfluss auf ihren Sound haben, wie sie ihre Realität in ihrer Musik artikulieren und das wird wiederum die Welt da draußen verändern. Wenn du dich wie ein Tyrann gebärdest, endet das womöglich in einer beschissenen Beziehung zum Artist und in einem kommerziell sehr erfolgreichen Hit-Album und es wird dich nicht unbedingt glücklich machen."
Ich glaube aber nicht, dass der permanent grinsende, super sympathische Om'Mas Keith Erykah Badu, Frank Ocean oder sonst irgendwen wie ein geisteskranker Tyrann behandelt hat.
ommas keith
Om'Mas Keith ist in Brooklyn aufgewachsen, beide Eltern waren Jazz-Musiker, von denen er gelernt hat, zu dem zu stehen, woran man glaubt, egal ob es die Welt rundherum lächerlich findet oder nicht. Om'Mas ist Produzent, Sänger und Multiinstrumentalist. Er hat teilweise alleine, teilweise als Teil der Sa-Ra Creative Partners mit Erykah Badu, Dr. Dre, Jill Scott, Jay Z und Jurassic Five gearbeitet. In letzter Zeit hat er seine Aufmerksamkeit als Producer den doch recht jungen Menschen von ODD Future und vor allem Frank Ocean und Azealia Banks gewidmet.
Om'Mas Keith ist Co-Producer von Frank Oceans "Channel Orange". Er saß dieses Jahr bei den Grammys in einem Panel zum Thema Majorlabels, weil er eben mit ODD Future und Frank Ocean gearbeitet hat. Er gab auf die Frage, was große Labels für junge Artist tun können, die - wie ich finde - ziemlich mutige Antwort: "Nichts, je weniger sie ihnen im Weg stehen, desto besser."
Das hat auch Frank Ocean getwittert, als der große Erfolg kam, erzählt Om'Mas. Das Label hat nichts gemacht, es war ganz alleine mein Weg, zitiert Om'Mas Frank Oceans Tweet am Grammy Panel vor langen Gesichtern der Vertreterinnen der Recording Industry. Je weniger Filter und Barrieren zwischen den Künstlern und den Hörern stehen, desto besser, Musik ist ein Geschenk, das man aus Liebe macht, meint Om'Mas Keith zu mir.
ommas keith
Er glaubt fest daran, dass die Menschen es würdigen. Sie werden zwar weniger und weniger Daten und Downloads speichern, aber sehr wohl zu dem Vertrauensdealer des schwarzen Goldes eilen und das Vinyl für die nächsten 30 Jahre hören und schätzen. Das hat er von Azealia Banks, Odd Future und Frank Ocean gelernt. Wegen der Fertigstellung von Frank Oceans "Channel Orange" hat sich auch die Veröffentlichung seines eigenen Albums "City Pulse" verschoben. Seit Anfang des Jahres ist es schließlich und endlich als Gratis-Download erhältlich, in einer super liebevoll gestalteten Deluxe-Version mit Instrumentals, Acapellas, verschiedenen Covers und Texten.
ommas keith
"City Pulse" ist ein romantisches, melancholisches mit Disco und Funk der 80er Jahre liebäugelndes Album mit schweren Drums und warmen Chords. Om’Mas verwendet Snippets aus Fernsehshows in den Intros und Outros und oft haben die Instrumentals von "City Pulse" cineastische Qualitäten. Man hört auch einige der, wie er sagt, "very best friends" auf dem Album. Auf "All 4 You" sind Erykah Badu and Shafiq Husayn zu hören und Thundercat am Bass. "City Pulse" ist ein Album in und über LA gemacht, ein Ort, an dem sich nicht nur für Om’Mas fiktive und tatsächlich erlebte Geschichten überlappen, Ausschnitte aus Pornos und Soul-Liebesliedern, amouröse Exkursionen und abenteuerliche Touren, irgendwo zwischen Biographischem und pokulturellen Mythen, die wir ja alle oft auch gerne nachspielen. "City Pulse" ist ein wunderbares Geschenk von Om’Mas Keith an uns alle.