Erstellt am: 3. 12. 2013 - 08:00 Uhr
Skilegenden - Sun Valley, Idaho
reggie crist
Arnold’s Run
Meine letzten Worte - als ich euch 2010 von diesem magischen Ort in den Smoky Mountains erzählt habe – waren: „I’ll be back!“. Und einer der ersten, den ich diesmal - noch jet-gelagged - um 8:00 früh in der Sun Valley Lodge treffe, ist der Spender dieses Zitats. Da steht doch wirklich, leicht zersaust, in voller Skimontur Arnie neben Adi, seinem Exil-Tiroler Skilehrer. Wie reagiert man, wenn man jemand, den man immer nur überlebensgroß auf der Leinwand, im Fernsehen und auf der Politbühne gesehen hat, plötzlich face-to-face auf engstem Raum gegenübersteht?
Ich lächle Adi an, denn den kenn ich, den hab ich vor drei Jahren schon mal interviewt. Er hat mir erzählt, dass Schwarzenegger seit 30 Jahren nur mit ihm fährt und dass hier auch eine Piste nach ihm benannt ist: Arnold’s Run. Adi freut sich mich zu sehen und grüßt mich herzlich auf tirolerisch. Somit „Adi-approved“ kassiere ich auch vom offenbar bestens gelaunten „Arnold“ (wie ihn hier jeder nennt) ein herzliches „Hallo!“
reich
Will Wissman
Reggie’s Warm up
Um 8:30 sitz ich mit Reggie Crist am Challenger Chair, der uns in 10 Minuten von der Talstation in Warm Springs auf den Gipfel des 2789 Meter hohen Bald Mountain hievt.
reich
Reggie ist als Kind mit seiner Familie von der Bay Area, San Francisco nach Sun Valley gezogen und gemeinsam mit seinem Bruder Zach zur Skilegende geworden. Er war im US-Skiteam als Abfahrer bei den Olympischen Spielen, hat später zwei Mal die in Amerika sehr populären X-Games gewonnen, ist schließlich zum Freeriden gewechselt und war als Rider in einigen Warren Miller Filmen zu sehen. Jetzt arbeitet er regelmäßig als Heliskiing Guide in Haines, Alaska. Hier in Sun Valley, am "Baldy" hat er seine Kindheit verbracht und alles gelernt.
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„Das größte für mich war diese Evolution - wie es mir gelungen ist, von einem Aspekt dieses Sports zum nächsten zu wechseln.“ (Den Amerikanern scheint dies leichter zu fallen - siehe Daron Rahlves - während österreichische Rennfahrer, wenn die Bänder und Knorpel ultimativ ruiniert sind, meist in der Hotelerie enden.)
reggie crist
Wir stehen am Gipfel in der Morgensonne. Bei -20° und trockenster Luft ist die Fernsicht auf die umgebenden Sawtooth Mountains (Teil der Rocky Mountains) sensationell.
reich
Das Mic in den kältestarren Fingern stell ich meine ersten Fragen mit eingefrorenen Lippen und halb gelähmten Gesichtsmuskeln und artikuliere daher wie ein Besoffener, aber glücklicherweise sind Amerikaner gnädig und hochprofessionell und Reggie gibt auch auf gelallte Fragen spitze Antworten: „Das hier ist das erste Skigebiet in Amerika. 1936 haben uns ein paar Österreicher geholfen das hier aufzubauen - ungefähr zur gleichen Zeit wo’s am Arlberg losgegangen ist.“
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reich
reich
Warm Springs
Was macht diesen Berg hier so besonders? Sogar für jemanden, der die schönsten Skigebiete der Welt gesehen hat und regelmäßig in Alaska ist? „Baldy ist ein wirklich cooles Gebiet mit über 1000 Höhenmetern und keinen Flachstücken!“ erklärt Reggie. „Dieses Resort hier macht dich fertig, weil der Lift gerade rauf und die Pisten gerade runter gehen. Du machst also verdammt viele Turns, die dich fordern. Und was ich am meisten liebe an Sun Valley ist das Backcountry."
Will Wissman
"Wir haben fantastisches freies Gelände gleich ausgehend von den Sesselliften."
reich
"Du kannst also zuerst den Powder im Resort fahren und dann kannst du noch Tage - wenn nicht sogar Wochen - unverspurte Runs im Backcountry finden, wenn du einfach hinten runter fährst oder ein bisschen hikest. Du kannst die Lifte nützen, um noch Wochen lang frischen Powder zu ernten.“ Sagt’s und fetzt los. Ich hinterher.
Reggie Crist
reich
reich
reich
Reggie Crist's favourite run - mehr als 1000 Höhenmeter wirklich kontinuierliche Steilheit runter nach Warm Springs auf einer breiten offenen Piste! Alles nonstop! Meine Augen tränen, Armin Assingers Oberschenkelmetaphern können meinen Schmerz nicht beschreiben, aber Reggie lacht ganz entspannt:
„Ja, das ist ein Legburner, keine Frage. Diese Piste hat mich mit jedem Jahr zu einem stärkeren Skifahrer gemacht.“ Und was diesen Run im Vergleich zu österreichischen Skigebieten auch so besonders macht: es sind so gut wie keine anderen Skifahrer im Weg!
„Das ist das besondere an Sun Valley – du wirst hier nie beim Lift anstehen müssen. Es ist fast wie wenn du dein eigenes privates Skigebiet hättest.“
reich
The Powder Highway
So richtig losgegangen mit dem Freeriden ist das hier in den 70ern, erzählt Reggie: Da waren die K2-Performer, die sich zum ersten Mal gedacht haben: „Du kannst ein Skiprofi sein ohne ein Skirennläufer sein zu müssen. Das war damals ja noch sehr unüblich. Bis dann ein gewisser Bobby Burns das Cover des allerersten Powder Magazine zierte. Er hat den Trend vorgegeben und es ist ihm gelungen, als einer der besten Skifahrer der Welt zu gelten ohne Rennen fahren zu müssen. Er war da draußen in den Buckeln unterwegs, machte Saltos im Gelände und hatte einfach Spaß. Diese Attitude und dieser Vibe hat das Freeride Movement in Amerika angespornt und inspiriert – das waren die K2 Performer.
"Als ich hier in Sun Valley aufgewachsen bin, war einer meiner Skitrainer Pat Bauman. Er war einer von diesen vier Kerlen von den K2 Performers. Sie haben so einen ausgeräumten rot-weiß-blauen Wohnwagen gehabt mit dem sie durch die Staaten gefahren sind und den Menschen vorgeführt haben, wie man einfach Spaß haben konnte mit Skifahren. Für mich war das die Inspiration zu meinem Projekt eines Roadtrips um den Powder Highway zu entdecken. Und das war unsere Mission des letzten Winters: Wir sind von Sun Valley aus gestartet mit unserer eigenen Version eines Wohnwagens und sind damit zur kanadisch-amerikanischen Grenze in British Columbia gereist. Da gibt es diese eine kleine Zone da oben, wo es ein paar atemberaubende Berge gibt, die scheinbar immer unglaublich viel Schnee haben und deshalb heißt die Powder Highway."
reich
The perfect end of a happy day: Apples!
Worüber sich Locals und Promis, Skibums und Skilehrer, Racer und Freerider völlig einig sind ist der sympathischste Hangout nach dem Skifahren. Apples! Bei einem Pale Ale stellt Reggie mir den Wirt vor: Hank, selbst eine Sun Valley Legende, mit Rennerfahrung wie fast jeder hier. Hank war schon mit Bode Miller in dessen Wohnwagen unterwegs! Die einfache, aber ehrliche Formel seines Lokals beschreibt er so: "Von außen ist es das größtmögliche Understatement. Denn hier drin geht's einfach nur ums Skifahren. Und gutes Essen. Und Bier und Wein nach dem Skifahren. Das ist eine große Tradition, die die Österreicher und Franzosen perfektioniert haben und die sie uns rübergeschickt haben und wir geben unser bestes, diese Tradition weiter zu pflegen."
reich
reich
"Manche nennen Apples ein kleines Minimuseum amerikanischer Skifahrer und Snowboarder",erzählt Hank. "Und es gibt viel europäische Memorabilia an den Wänden: Kitzbühel, Jean Claude Killy.... Es ist einfach ein Ort mit Seele, wo die Leute nach dem Skifahren abhängen und drüber plaudern, was sie am Tag erlebt haben. Apples gibt es jetzt 25 Jahre, es hat genau so angefangen und wird immer so bleiben solange sie diese Sessellifte hier einschalten und es schneit."