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Burstup

Physische Welt, virtuelle Realität. Politik und Kultur.

6. 3. 2013 - 10:56

Die neuen Androiden

Der Frühling bringt eine neue Generation von Smartphones. Deren Leistung zeigt, wohin die Reise geht.

Die weltweiten Verkäufe von Smartphones werden in diesem Jahr erstmals jene der gewöhnlichen Mobiltelefone überflügeln, errechnen die Analysten der International Data Corporation (IDC). Android, das populärste Smartphone-Betriebssystem, wird seine Position weiter ausbauen. Einer weiteren Marktanalyse von ABI Research zufolge werden Ende des Jahres 56 Prozent aller heruntergeladenen Smartphone-Apps auf Android installiert sein, 33 Prozent auf iOS, 4 Prozent auf Windows Phone und 3 Prozent auf Blackberry OS. Eine große Zahl an Software-Entwicklern wird ihren Fokus primär auf die Entwicklung von Android-Apps legen. Und diese Apps werden auf Hardware laufen, die beeindruckend ist: Denn heuer werden in der Oberklasse der Android-Smartphones Bildschirme mit einer Auflösung von 1920 x 1080 Pixeln zum Standard. Die Hosentaschen-Computer mit Telefonfunktion verfügen damit über dieselbe Auflösung wie ein Full-HD-Fernsehgerät, aber auf 12 bis 13 Zentimetern Bildschirmdiagonale. CPUs mit vier oder gar acht Kernen gehören in Kürze genauso zum Standard wie auch Arbeitsspeicher, dessen Größe bisher Laptops und Desktop-PCs vorbehalten war. Damit steigt auch die potenzielle Leistungsfähigkeit von Smartphone-Applikationen exponentiell.

Sony Xperia Z

Ein Gerät dieser neuen Klasse von Android-Smartphones ist bereits seit Ende Februar erhältlich. Das Xperia Z von Sony fällt zuerst durch seine Größe auf: Mit 12.7 Zentimeter (5 Zoll) Bildschirmdiagonale kann es bereits zur Geräteklasse der Phablets gezählt werden. Die Hardware, die im dünnen, eckigen Gehäuse steckt, überzeugt: 2 GB RAM, eine Snapdragon-Quadcore-CPU mit 1.5 GHz, zwei Kameras mit 13 bzw. 2 Megapixeln. Videoaufnahmen gelingen mit dem Xperia Z dank integrierter Bildstabilisierung besonders gut. Das Smartphone ist außerdem – trotz seines fragilen Aussehens – stoßfest: Das Asahi-Glas der Firma Dragontrail auf Vorder- und Rückseite hält angeblich fünf mal so viel Druck- und Stoßbelastung stand wie jenes des Konkurrenten Corning (Gorilla). Einen (unbeabsichtigten) Sturz auf meinen Küchenboden hat das Testgerät auch prompt unbeschadet überstanden.

Xperia Z

Sony

Xperia Z

Darüber hinaus kann das Xperia Z ins Wasser getaucht werden und überlebt dort 30 Minuten lang – vorausgesetzt die wasserdichten Flappen über den Anschlüssen sind geschlossen. (Selbst getestet: 5 Minuten ohne Wasserschaden). Hinsichtlich derer ist das Smartphone ebenfalls gut ausgestattet: Ein Micro-SD-Slot erlaubt Speicherkarten mit bis zu 128 GB (der interne Flashspeicher hat 16 GB), der SIM-Karten-Slot ist ebenfalls von außen zugänglich, es gibt einen Kopfhöreranschluss und einen Micro-USB-Anschluss, der gleichzeitig auch als HDMI-Socket dient, um das in 1920 x 1080 Pixeln dargestellte Bild auf einen HD-Fernseher zu übertragen. Der Lautsprecher des Xperia Z ist leider sehr klein geraten: Beim Ansehen von Videos hält man ihn sehr leicht unbeabsichtigt mit dem Finger zu, was die Klangwiedergabe fast vollständig unterdrückt. Das Xperia Z wird mit Android 4.1.2 (Jelly Bean) ausgeliefert, wobei Sony ein "rasches Update" auf Version 4.2 verspricht – ob sich das bewahrheitet und wie schnell spätere Updates zur Verfügung gestellt werden, wird sich zeigen. Eines ist jetzt schon ersichtlich: Jelly Bean läuft auf diesem Hardwaremonster so flüssig wie auf keinem anderen Gerät, das ich bisher probiert habe - und auch der zusätzliche Launcher, den Sony über das Android-Betriebssystem gestülpt hat, ist weniger nervig als bei anderen Herstellern. Gute Sortierfunktionen für Apps, nützliche Widgets oder eine elegante Walkman-Applikation machen Spaß. In Österreich funktioniert leider der Playstation-Store, über den speziell für Xperia-Smartphones entwickelte Spiele heruntergeladen werden können, noch nicht. Von diesem regionalen Manko abgesehen ist das Xperia Z eines der besten Smartphones, die man derzeit erstehen kann.

HTC One

Ebenfalls in einigen Tagen verfügbar ist das neue Flaggschiff von HTC: Der taiwanesische Hersteller liegt heute – obwohl er bereits 2002, also Jahre vor dem ersten iPhone, mit guten Smartphones glänzte – am Markt weit abgeschlagen hinter den Branchenriesen Apple und Samsung. Das HTC One könnte eine Trendwende für den Pionier bringen. Das Gerät sieht von vorne ein wenig aus wie ein iPhone 5, seitlich und von hinten betrachtet fällt die rundere Form auf – "rutscht gut in die Tasche" kam mir in den Sinn, weil ich vorher das zwar elegante, aber doch brettförmige Xperia Z in der Hose hatte. In optischer wie auch haptischer Hinsicht ist das HTC One eines der schönsten je gebauten Smartphones, zumal es auch außen komplett aus Aluminium besteht und sich angenehm anfühlt.

HTC One

HTC

HTC One

Technisch ähnelt das HTC One dem Xperia Z: Ein etwas kleineres (11.93 cm oder 4.7 Zoll) Display, aber mit derselben Auflösung (1920 x 1080) und ebenfalls eine Snapdragon-CPU mit vier Kernen, die sogar etwas schneller getaktet sind als bei Sony (1.7 GHz). Auf einen SD-Kartenschacht muss man hier verzichten, dafür bietet das interne Flashdrive 32 GB. Besonders gelungen ist HTC die Kamera-Software: Mit "Zoe" wird bei jedem Foto schon einige Sekunden vor und nach dem Drücken des Auslösers aufgezeichnet. Falls auf dem geschossenen Bild eine Person die Augen zu hat oder ein lästiger Fußgänger, der ins Bild spaziert ist, gelöscht werden soll, so ringelt man die gewünschte Stelle mit dem Finger ein und holt sich die entsprechende Bildinformation von einem früheren oder späteren Zeitpunkt. Großartig!

Samsung Galaxy S4

S4 Mockup

Phandroid

Ein mögliches Design des Galaxy S4? (Fan-Maquette)

In wenigen Tagen wird der bisher erfolgreichste Hersteller von Android-Smartphones die neue Version seines Spitzenmodells präsentieren: Das Samsung Galaxy S4 wird hinsichtlich RAM und Pixeldichte ähnliche Leistungsdaten bieten, wie die beiden Profigeräte von Sony und HTC. Dafür brodelt die Gerüchteküche heiß, wenn es um die CPU geht: Von acht Rechenkernen ist da die Rede. Ebenfalls noch in die Abteilung Spekulationen gehört das "Eye Scrolling": Dank Gesichtserkennung und Augenverfolgung soll das Galaxy S4 fähig sein, beim Lesen automatisch zu scrollen, wenn man mit den Augen am unteren Bildschirmrand angelangt ist. Ob das im Alltag wirklich nützlich ist oder nur eine Spielerei á la "Siri", wird sich zeigen.

Die anderen Flaggschiffe

Neue Android-Flaggschiffe mit ähnlichen Leistungsdaten erscheinen demnächst auch von LG oder sogar den chinesischen Billigherstellern Huawei und ZTE. Weil die Verkaufsprognosen nicht nur für Europa und Nordamerika, sondern auch für die bevölkerungsreichen Schwellenländer China und Indien steil nach oben zeigen, stellt sich die Frage: Wie verändert sich unser Leben durch die zunehmende Verfügbarkeit mobiler Rechenleistung und Grafik, die vor nicht allzu langer Zeit noch Desktop-PCs vorbehalten war? Mit den Geräten, die auf uns zukommen, steigt auch die Zahl der möglichen Anwendungsszenarien. So ist etwa die Darstellung komplexer 3D-Modelle bei gleichzeitiger Nutzung von Gyroskop, Kompass und Kamera eine gute Voraussetzung für echte Augmented-Reality-Anwendungen, die etwa in der Architektur, der Medizin oder dem Journalismus von Bedeutung sein können. Mit der neuen Generation von Android-Smartphones ist die Aufnahme und Produktion von HD-Videos in bisher ungeahnter Qualität ebenso möglich wie auch die wesentlich schnellere Anbindung ans Netz (dank LTE) oder das "berührungslose Bezahlen" dank NFC. Zunehmender Funktionsumfang in der Welt der schlauen Mobiltelefone wird allerdings auch mit noch effektiveren, weltweiten Viren-Angriffswellen, Phishing-Attacken und Hackerangriffen einhergehen.