Erstellt am: 24. 2. 2013 - 15:34 Uhr
Erleuchtung via Liebe
Das eben erschienene erste Solo-Album von Jim James ist eine Art Erweckungs-Album: Der aus Kentucky stammende Musiker und Songwriter, der für gewöhnlich der Band My Morning Jacket vorsteht, hat der Platte den Titel "Regions of Light and Sound of God" gegeben - nach eigenen Aussagen wollte James ein Album aufnehmen, das so klingt, als käme es aus einer anderen, fremden Welt und einer ebensolchen Zeit. Auf dem Albumcover steht er mit dem Rücken zum Betrachter gekehrt und blickt in eine merkwürdig erleuchtete und nur schemenhaft erkennbare Zukunft.
Was die Begriffe Southern Rock und so genannter Alternative Country gerade noch bedeuten können, hat Jim James mit My Morning Jacket im Laufe der Karriere zunehmend großzügiger definiert und das Klangspektrum seiner schon seit gut fünfzehn Jahren recht erfolgreich agierenden Band zugunsten von Exkursen Richtung Psychedelik, schmusigem Softrock, sprödem Funk und gar leisen Elektronik- und Dub-Experimenten immer weiter gedehnt. Auf "Regions of Light and Sound of God" lässt er jetzt jedoch so gut wie alle Bilder fahren, die gemeinhin mit kernigem und urigem Singer/Songwritertum verknüpft werden.
Jim James
Hier singt Jim James gleichsam entrückt wie weich und beruhigend, er übersetzt seine Wurzeln im Folk in einen federleichten kosmischen Soul, der einzig schwebt und gleitet und in keinem Gefäß zu halten ist. Es gilt auf "Regions of Light and Sound of God" elektronische Spielereien zu erfahren, sanften Jazz und geschmeidig vor sich hinreitende Funk-Loops. Dabei wird das Album aber nie aufdringlich, sondern ist stets ein weiter, offener Raum, durch den ein leiser Hauch zieht und in dem die wundersame, aus Glas geformte Stimme von Jim James ertönt.
Haupteinflussspender für "Regions of Light and Sound of God" war die aus dem Jahr 1929 stammende Proto-Graphic-Novel "God’s Man" von Lynd Ward: Hier schließt ein Künstler einen faustischen Pakt mit dem Tod, er erlebt den Aufstieg, den Ruhm, das Geld, den tiefen Fall, die Zerstörung und das Wiedergesunden durch die Macht der Liebe. Nach einem Unfall fand sich Jim James in Depression und schwerer Krise wieder und sah sein Leben auf verblüffende Weise in "God’s Man" gespiegelt - nicht zuletzt, weil auch ihn die Liebe wieder rettend auf die Beine stellte.
- Der Song zum Sonntag auf FM4
- Über "A New Life" macht sich auch der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar in der Presse am Sonntag seine Gedanken.
"A New Life" ist so das zentrale Stück auf James‘ Album, wenngleich es hier inmitten von frei fließenden Stilübungen auch das konventionellste, songhafteste ist - was nicht heißt, dass es nicht ebenso bemerkenswert wäre. Es verankert die Platte bloß noch im Diesseits und verdichtet "Regions of Light and Sound of God" auf eine klare Aussage: "I want a new life." Das klingt zunächst einmal nicht besonders glücklich.
Der Song beginnt als kleine, traurige Meditation einzig an der akustischen Gitarre und baut sich langsam zu einem überschwänglichen Showtune auf, in das immer wieder neue Instrumente hineingerollt werden - bis die Streicher und Vibraphone wunderhübsch singen und ein Saxophon das herrlichste Schmalz in die Welt bläst. Jim James wird präziser: "I Want A New Life - With You. And What’s More: It’s Worth Working For." Möglicherweise ist noch nicht alle Hoffnung verloren.